Rosenheim – Spannender könnte die Saison in der deutschen Tennis-Bundesliga nicht sein: Vor dem Abschlusswochenende mit den letzten beiden Spieltagen stehen vier Mannschaften punktgleich an der Spitze. Darunter ist auch das Team von 1860 Rosenheim, das erstmals in der Vereinsgeschichte ein kleines bisschen vom Titel träumen darf. „Wir brauchen zwei Siege und müssen bei den Matchpunkten aufholen“, sagt Rosenheims Bundesliga-Vorstand Thomas Detterbeck vor dem Saisonfinale. Und vielleicht braucht es auch den ein oder anderen Patzer der Konkurrenz…
Die Ausgangslage vor den letzten beiden Spielen: An der Spitze stehen der TC Großhesselohe, der amtierende Meister TC Bredeney, das Sechziger-Team von Marc O‘Polo Rosenheim und die Mannschaft vom TK Kurhaus Aachen mit jeweils 9:5 Punkten. Sollte am Ende Punktgleichheit bestehen, dann entscheiden die Matchpunkte – und da sind Großhesselohe und Bredeney (je 26:16) gegenüber Rosenheim (24:18) und Aachen (23:19) leicht, aber doch entscheidend im Vorteil.
Das Mittelfeld der Tabelle – wenn man davon überhaupt sprechen kann – besteht aus Aufsteiger Blau-Weiß Aachen mit 8:6 Punkten, ehe dann schon Abstiegsgefahr vorherrscht: TP Versmold weist 7:7 Zähler auf, Grün-Weiß Mannheim und der FTC Palmengarten stehen mit jeweils 6:8 Punkten knapp vor der Abstiegszone. Völlig überraschend befindet sich der Gladbacher HTC, der im Kader fünf Spieler aus den Top-50 der Weltrangliste hat, mit 5:9 Punkten auf einem direkten Abstiegsrang, während für Schlusslicht TC Augsburg Siebentisch (2:12) die Chancen auf den Klassenerhalt gen null sinken. Und so ergeben sich vor den letzten beiden Runden viele spannende Duelle. Die Rosenheimer müssen zum Beispiel gegen zwei Mannschaften ran, die noch um den Klassenerhalt bangen. Am Freitag ab 13 Uhr ist man in Frankfurt bei Palmengarten zu Gast, am Sonntag um 11 Uhr steht dann das letzte Heimspiel gegen Gladbach auf dem Plan. Werden danach die Meistershirts verteilt? Detterbeck will nichts vorbereiten, „denn ich halte das für ein schlechtes Omen“. Zumal man ja aktuell von den Matchpunkten her im Hintertreffen ist. Es muss also auch die Konkurrenz mitspielen, um das eigentlich Unmögliche (Detterbeck: „Mit unserem Budget wäre das Wahnsinn“) doch zu schaffen. Zuletzt war das der Fall, als Aachen in Versmold unentschieden spielte und sich auch Großhesselohe und Bredeney im Direktduell die Punkte teilten.
Und auch die beiden Führenden haben anspruchsvolle Aufgaben am Wochenende zu bewältigen: Großhesselohe erwartet am Freitag Versmold und muss am Sonntag zu Palmengarten nach Frankfurt, Bredeney spielt jeweils zu Hause gegen Mannheim und Versmold. „Die Mannschaften im Abstiegskampf haben alle Riesensorgen, die werden alles aufbieten, was noch möglich ist“, sagt Detterbeck. Das ist aber gar nicht mehr so einfach, denn mittlerweile sind viele Tennisspieler schon zur Hartplatzsaison in die USA und Kanada gereist, auch in Südamerika finden Turniere statt. „Da fehlen jetzt schon einige Spieler“, sagt Rosenheims Bundesliga-Vorstand. Das ist auch bei den Sechzigern der Fall: Arthur Rinderknech ist schon die gesamte Saison in Amerika, auch Alexandre Muller, Thiago Tirante oder Thiago Monteiro stehen nicht mehr zur Verfügung, ebenso Felipe Meligeni, der wegen eines Todesfalls in der Familie in seiner brasilianischen Heimat ist. Bitter wäre ein Ausfall von Manuel Guinard, der sich mit Rückenproblemen herumplagt. „Wir machen alles, aber es wird eng“, sagt Detterbeck. Sicher mit dabei sind Gastao Elias, Mate Valkusz, Nikoloz Basilashvili und das tschechische Top-Doppel Roman Jebavy/Petr Nouza. Die Sechziger hoffen zudem auf Lorenzo Giustino, der aber noch in Italien im Turniereinsatz ist und am Donnerstag sein Achtelfinale in Cordenons spielt. Der Bezwinger von Dominic Thiem (Detterbeck: „Das war ein sehr souveränes Spiel von ihm“) würde der Rosenheimer Mannschaft richtig guttun. Schließlich ist er seit Jahren Punktegarant – und solche werden bei so einem spannenden Endspurt dringend benötigt.