Abklatschen mit Nowitzki und dem König

von Redaktion

INTERVIEW Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst: Die Medaille kommt nach Wasserburg

Wasserburg/Paris/Hannover – Es war in doppelter Hinsicht historisch: Zum ersten Mal sind in Paris olympische Medaillen im 3×3-Basketball vergeben worden. Und zum ersten Mal hat es eine Basketball-Medaille für Deutschland gegeben. Maßgeblichen Anteil daran hat Svenja Brunckhorst, die in Wasserburg aufgewachsen ist, dort auch den Sprung in die erste Mannschaft geschafft hat und mit den Damen vom Inn mehrere deutsche Meistertitel und Pokalsiege errungen hat. Für das Projekt 3×3 war sie an den Bundesstützpunkt nach Hannover gewechselt, künftig wird sie im Management bei Alba Berlin für Frauen- und Mädchenbasketball zuständig sein. Im exklusiven Interview mit der OVB-Sportredaktion spricht die 32-Jährige über den Weg zu Gold, Jubel mit Dirk Nowitzki und das Karriereende.

Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst – ist das schon realisiert?

Teils, teils, würde ich sagen. Also es ist echt manchmal so, dass man aufwacht und sagt: Okay, ja, man versteht es ein bisschen. Und dann ist es auch wieder so surreal, dass man es gar nicht glauben kann.

Es ist die erste Basketball-Olympiamedaille für Deutschland!

Ja, das macht es noch verrückter.

Wenn man den Schlussjubel sieht: Sie haben überhaupt nichts rausgebracht in den ersten Sekunden. Da war es auch schon so surreal, oder?

Definitiv. Wir haben erst einmal alle diesen Moment für uns gebraucht. Wir standen da und waren alle sehr ungläubig. Es hat irgendwie ein bisschen gedauert, bis wir überhaupt verstanden haben, was da gerade passiert ist.

Ist diese Medaille der Lohn eines mehrere Jahre andauernden Projekts?

Auf jeden Fall. Also ich glaube, dass dieser ganze Aufwand, den wir da reingesteckt haben, dass wir nach Hannover gezogen sind und uns komplett darauf eingelassen haben, auf jeden Fall ein Schlüssel zum Erfolg war.

Man muss ja sehr eingespielt sein – und dann kommt da die junge Elisa Mevius kurzfristig rein. Wie schnell ist die integriert?

Das Gute an Elisa ist, dass sie das System, das unser Trainer vorgibt, auch schon in der Jugend die ganze Zeit durchlaufen hat. Sie kannte alle seine Visionen, wie er Basketball spielen will, was ihm wichtig ist. Elisa kannte alles, und darum war es gar nicht so schwer, sie zu integrieren.

War der Sieg über die USA so ein Moment, nach dem man sagt: Das kann was werden?

Für mich war es definitiv der Sieg gegen Kanada. Mit denen hatten wir auch echt Probleme, und dann gegen sie zu gewinnen war schon echt ganz, ganz besonders für uns.

Beim Finale war eine Riesenprominenz da. Haben Sie mitgekriegt, was da draußen los ist?

Teils, teils. Auch in den Spielen davor waren relativ viele Promis da, aber eigentlich nie bei unseren Spielen. Dirk hat ja auch schon beim Halbfinale mitgefiebert. Das war natürlich ein ganz besonderer Moment. Wahnsinn, dass dann da auch echt so viele Legenden da waren, Pau Gasol, Carmelo Anthony und dann auch der spanische König. Wir müssen immer ein bisschen schmunzeln, dass wir den einfach so abgeklatscht haben, als wäre es was ganz Normales.

Der König wird es auch als schön empfinden, wenn Ihm mal so etwas Normales passiert…

Ich glaube, ich hoffe! Im Sport ist es immer ein bisschen anders und er verzeiht uns hoffentlich die Etikette.

Mit Sicherheit. Beim Jubel danach hat es so ausgesehen, als würden Sie und Dirk Nowitzki schon kennen!

Ich kannte ihn persönlich nicht. Ich kenne nur seine Schwester, und das nur so ein bisschen über ein paar Leute. Sunny (Sonja Greinacher, Anm. d. Red.) kennt ihn. Aber ich hatte noch nicht die Ehre, mit ihm so persönlich zu sein. Am nächsten Tag waren wir dann ja bei den Frauenspielen, da saßen wir kurze Zeit mit ihm und haben da einfach ganz normal gequatscht. Das war dann auch irgendwie so ein bisschen surreal alles.

Apropos Frauenspiele. Die haben es ja auch gut gemacht. Der Groll, da nicht dabei sein zu können, ist jetzt mit der Goldmedaille weg, oder?

Ja. Der Groll war anfangs noch ein bisschen da, weil einfach ein paar Sachen nicht gepasst haben. Aber ich war ab dem Zeitpunkt, wo wir uns dann verständigt haben und ich vor Ort war, komplett weg. Da muss man irgendwann auch loslassen. Ich habe mich dafür entschieden und ab dem Zeitpunkt war es dann auch richtig und gut so. Aber die haben es auch wirklich extrem gut gemacht. Ich bin auch sehr, sehr stolz auf die.

Was bringt diese Goldmedaille für das deutsche Damen-Basketball?

Oh, ich hoffe extrem viel! Ich hoffe, dass es auch nicht nur so ein einmaliges Ding ist, dass wir da jetzt das Historische geschafft haben und danach flacht alles wieder ab, besonders mit 3×3. Ich weiß nicht, wie es genau an unserem Bundesstützpunkt weitergeht. Gerade im Hinblick auf die EM und die WM 2026 im eigenen Land könnte es wirklich was bringen, dass jetzt endlich auch mal Vorbilder geschaffen wurden, dass wir medial präsent waren und all diese Sachen.

Können Sie da in Zukunft im Management von Alba Berlin mit einwirken, dass 3×3 im Verein gefördert wird?

Natürlich kann ich das jetzt auch ein bisschen. In Berlin machen sie schon viel. Sie hatten vor kurzem ein großes Turnier im Jahnpark, da konnte ich leider nicht vor Ort sein. Natürlich werde ich auch das weiter pushen und versuchen, da etwas zu machen.

Es ist ja genau das Ding, mit dem man die Kids anlocken kann!

Ich denke auch, ja. Das hat sehr viel Potenzial.

Jetzt mal zum Ihrem Feierpotenzial: Was waren denn so Ihren schönsten Momente?

Definitiv der Medal Walk im deutschen Haus, der war schon extrem besonders für mich. Aber auch die kleine Feierei im engsten Kreis, mit der Familie. Das war schon auch schön am Tag des Sieges, dass wir den dann mit unseren Familien, die durchgehend da waren, feiern konnten. Das war für mich schon ganz besonders, mit denen anzustoßen, weil die uns über das Turnier auch sehr viel Kraft gegeben haben.

Nach Paris ging es ja noch weiter: Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Hannover, und und und…

Ja, die Termine häufen sich auf einmal. Das ist natürlich nicht der normale Alltag, aber es ist sehr schön.

Haben Sie die Unterstützung aus Wasserburg auch mitbekommen?

Ja, definitiv. Also durchgehend. Natürlich vermehrt über meine Familie, aber auch viele Freunde aus Wasserburg waren da, die mir berichtet haben, was da gerade alles abgeht. Von irgendwelchen Bannern in der Stadt an einer Brücke, die mir gratulieren und so weiter. Die Unterstützung aus Wasserburg war extrem da. Ich habe viele Nachrichten gekriegt, das hat mich sehr gefreut.

Wird denn die Goldmedaille einmal in Wasserburg präsentiert?

Definitiv, ja. Auf jeden Fall. Ich weiß noch nicht, wie schnell. Ich gehe jetzt erst einmal in Urlaub, das brauche ich auch. Danach muss ich noch nach Berlin umziehen. Aber die Medaille wird auf jeden Fall in näherer Zukunft in Wasserburg präsentiert!

Und das waren jetzt wirklich Ihre letzten aktiven Korbwürfe?

Richtig, ich höre auf. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass es jetzt das Karriereende ist. Das ist irgendwie für mich auch noch surreal, weil es sich einfach so anfühlt, als wäre das jetzt einfach ein Turnier, das zu Ende geht. Dass es das letzte Turnier war, das habe ich noch nicht ganz verstanden. Und dass ich dann in drei Wochen gefühlt normal arbeite, anstatt dann in die Pre-Season zu gehen. Es wird noch ein bisschen komisch, es wird ein bisschen dauern. Aber für mich gibt es kein besseres Ende.

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