Rosenheim – Im Vorjahr gab es bei den Landkreis-Duellen zwischen 1860 Rosenheim und dem TSV Wasserburg jeweils Heimsiege. Am fünften Spieltag der laufenden Saison in der Fußball-Landesliga Südost endete das Derby mit einem Auswärtserfolg. Vor knapp 900 Besuchern siegte Wasserburg im Jahnstadion mit 2:0 und bleibt damit ungeschlagen an der Tabellenspitze.
Dass die Löwen stark genug sind, um drei Punkte aus Rosenheim zu entführen, war schon klar. Dass es diesmal aber ganz viel Schwerstarbeit für die Defensive und – mehr als nur ein Quäntchen – Glück brauchte, war so vielleicht nicht unbedingt vorhersehbar. Über weite Strecken hatten die Hausherren mehr vom Spiel und letztlich auch die wesentlich besseren Torgelegenheiten. „Am Ende war es Glück, gepaart mit Effektivität“, wie es Wasserburgs Coach Florian Heller ausdrückte. Löwen-Abwehrchef Johannes Lindner benannte „Lino und die Latte“ als einen maßgeblichen Teil des Erfolgs. Tormann Lino Volkmer lieferte einige Paraden, zweimal musste auch der Querbalken für den Spitzenreiter retten.
Die Gäste haderten damit, diesmal das eigene Spiel nicht durchdrücken zu können. „Wir haben nicht so agiert, wie wir es vorhatten“, meinte Heller. „Der Plan war, viel Ballbesitz zu haben“, verriet Lindner, „wir waren aber viel zu ungeduldig“. Das Wasserburger Urgestein erklärte: „Wir haben zu schnell versucht, die Bälle übers Zentrum in die Tiefe zu spielen, und hatten dabei zu viele Ballverluste.“
Dabei hätte die frühe Führung eigentlich für Ruhe und Sicherheit sorgen können. Thomas Voglmaier hatte in der fünften Minute aus der Distanz abgezogen, der Flachschuss landete – nicht unhaltbar für Alin Goia – im linken Eck. 1860-Coach Wolfgang Schellenberg wollte seinem Keeper aber keinen Vorwurf machen. „Alin war gesundheitlich angeschlagen. Vielleicht müssen wir es auf unsere Kappe nehmen, dass wir gesagt haben, er soll spielen.“ Zudem hätte man auch „in der Entstehungsgeschichte besser verteidigen können“.
Der Rosenheimer Trainer sah diesen Gegentreffer aber auch als „Weckruf“: „Ab da haben wir uns getraut, wir hatten viele Laufwege in die Tiefe und dann auch unsere Chancen.“ In der Tat sorgten die offensiven Außen Matteo van de Wiel und Steven Khong-In mit ihren Tempoläufen dafür, dass die Gäste ihre Verteidiger nicht mehr hochstellen konnten und ihnen da Anspielstationen fehlten. Das Spiel verlagerte sich nun mehr in die Wasserburger Hälfte und vor Volkmers Tor. Der hatte einmal Glück, dass sein fehlerhaftes Anspiel vom wegrutschenden Julian Höllen nicht genutzt wurde, danach lenkte er einen abgefälschten Schuss von Michael Summerer noch prächtig an die Latte. „Da hätte es auch klingeln können“, atmete Heller tief durch. Bei einem Höllen-Kopfball fehlten zudem nur wenige Zentimeter.
Nach dem Wechsel wurden die Sechziger zunächst noch bestimmender. „Wir hatten eine extreme Drangphase zu überstehen“, bekannte Heller. In diese Phase kam dann aber die Erlösung für sein Team in Form von Goalgetter Michael Barthuber. Der wurde freigespielt und verwertete mit ganz viel Selbstvertrauen zum 2:0. „Wir haben halt vorne vier, fünf Stürmer, die jederzeit ein Tor machen können“, merkte Lindner an. „Tatsächlich haben zwei Torchancen gereicht, um das Spiel zu entscheiden“, freute sich Heller.
Schellenberg meinte anerkennend: „Das ist auch eine Qualität, wenn man aus zwei Chancen zwei Tore macht. Diese hatten wir nicht.“ Er war enttäuscht, dass die ansprechende Leistung seiner Mannschaft nicht belohnt wurde. Bei einem Schuss von Höllen rettete 20 Minuten vor dem Ende erneut die Querlatte für Wasserburg. „Wenn wir da das Tor machen, dann ist noch einiges drin“, befand er. Insgesamt war er mit dem Auftritt seiner Mannen aber nicht unzufrieden. Und so durften beide Trainer eine Entwicklung feststellen: Schellenberg in fußballerischer Hinsicht, Heller in Sachen Effizienz. Zum Jahresabschluss sieht man sich in Wasserburg wieder.