Rosenheim – Mehr als acht Monate war Hagen Kaisler nicht mehr auf dem Eis. Der Verteidiger war im vergangenen Sommer zu den Starbulls Rosenheim gewechselt, musste allerdings frühzeitig verletzt die Segel streichen. Nun nimmt der 28-Jährige einen neuen Anlauf beim Eishockeyverein aus der zweithöchsten Spielklasse (DEL2). Im exklusiven Interview mit der OVB-Sportredaktion spricht der gebürtige Düsseldorfer über seine Leidenszeit, den Konkurrenzkampf und sein Rollenverständnis.
Wissen Sie noch, wie Sie sich verletzt haben?
Ich bin im Zweikampf irgendwie draufgefallen und habe gemerkt, dass die Schulter raus ist. Sie war ausgekugelt und ich war dann beim Arzt.
Und da hat man schon gesehen, was kaputt war?
Ja. Ich habe ja dann damit auch noch ein paar Spiele gespielt, aber sie ist mir halt immer wieder rausgesprungen. Die letzten fünf, sechs Spiele waren einfach schmerzhaft.
Ihr letztes Spiel war am 26. November gegen Regensburg. Da ist es dann gar nicht mehr gegangen?
Dann ging es einfach nicht mehr und die Ärzte haben auch gesagt, dass das jetzt operiert werden muss. Vorher war halt die Überlegung, ob ich die Saison noch weiterspiele, aber das hätte dann einfach keinen Sinn mehr gemacht.
Vor allem, wenn die Schulter im Zweikampf oder an der Bande immer in Belastung ist!
Korrekt. In manchen Situationen ist sie halt einfach rausgehüpft. Das ging dann nach zehn Minuten auch wieder vom Schmerz her, aber es hat dann einfach nicht mehr funktioniert.
Wo sind Sie dann operiert worden?
In Vogtareuth bei Dr. Göbel. Es war schon ein größerer Eingriff, denn die haben dann ein paar mehr Sachen gefunden und waren dann auch sehr froh, dass wir die OP gemacht haben und ich die ganze Zeit für die Reha hatte. Da war ich dann in der Gesundheitswelt in Bad Endorf, habe mit Dirk Swiniarek zusammengearbeitet und hatte da eine super Betreuung. Es ist alles super gelaufen und die Jungs haben sehr, sehr gute Arbeit gemacht. Als die Reha abgeschlossen war, habe ich dann in München noch mit einer Sportwissenschaftlerin gearbeitet. Ich hatte weiter Physiotherapie und habe den ganzen Sommer daran gearbeitet, dass alles stabil ist und ich wieder Kraft aufbauen kann. Jetzt bin ich wieder topfit und voll einsatzbereit.
Anfangs hatten Sie ja Hoffnung, noch in der alten Saison eingreifen zu können. Wann war denn so der Moment, wo alles aus war?
Das war in der Reha und war dann irgendwann abzusehen. Die Ärzte haben mir da relativ schnell den Wind aus den Segeln genommen und haben gesagt, dass es halt einfach noch keinen Sinn macht. Ich hätte gerne noch gespielt, aber da war noch überhaupt nicht daran zu denken.
Sie haben letztlich 21 Spiele bestritten. Wie würden Sie Ihre erste Zeit in Rosenheim beurteilen?
Die war auf jeden Fall durchwachsen, es lief halt bei der ganzen Mannschaft noch nicht so zusammen, wie wir es uns erhofft hatten. Dann ist es natürlich umso schwerer, wenn du auch noch ausfällst.
Jetzt sind vier neue Verteidiger dazugekommen. Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Wir haben acht Verteidiger und es ist ein offener Konkurrenzkampf. Den nehmen wir alle an, jeder will spielen und am Ende des Tages trifft der Trainer die Entscheidung. Jeder ist bereit, alle kamen topfit an. Wir haben jetzt noch eine lange Vorbereitung und da wird sich zeigen, wer spielt oder wer nicht spielt.
Trainer Jari Pasanen ist ja einer, der dann gerne feste Rollen in der Mannschaft verteilt. In welcher Rolle sehen Sie sich?
Die Rollen finden sich mit der Vorbereitung. Aber natürlich sehe ich mich nach wie vor in der gleichen Rolle, dass ich für die Defensivarbeit zuständig bin, aber natürlich versuche ich, mich auch offensiv einzusetzen. Erst einmal schaue ich, dass hinten nichts anbrennt, ich sehe mich dann eher in Unterzahl als in Überzahl.
Wie können Sie sich da einbringen?
Schüsse blocken, Erster an der Scheibe sein, wenn die Scheibe tief geht. Aber natürlich ist der größte Punkt, erst einmal von der Strafbank herunten zu bleiben.
Sie kennen die Liga ja schon länger. Wie schätzen Sie die Liga ein und wie die Rolle der Starbulls darin?
Generell ist die Liga Jahr für Jahr immer stärker und auch immer enger geworden. Du hast ja eigentlich keine klassischen Teams mehr, wo du sagst, da fährst du hin und die haust du halt locker weg. Das gibt es einfach nicht mehr. Du musst in jedem Spiel zu 100 Prozent da sein. Für uns ist es wichtig, dass wir mit den Fans im Rücken zu Hause eine Macht werden. Die Unterstützung, die wir haben, müssen wir einfach auf unsere Seite ziehen. Die anderen Teams haben sich alle brutal verstärkt, aber da müssen wir uns nicht verstecken. Allein schon bei den Fitnesstests hat man gesehen, dass die Jungs wirklich durch die Bank weg alle in Topform sind. Und auf dem Eis hat das auch schon alles einen sehr guten Eindruck gemacht.
Gibt es denn eine Zielsetzung für die Mannschaft?
Definitiv wollen wir in die Play-offs und auf gar keinen Fall wieder in die Playdowns.
Haben Sie sich ein persönliches Ziel vorgenommen?
Klar, jeder Mensch braucht ja Ziele. Ich muss jetzt zurückkommen, möchte zeigen, dass ich wieder topfit bin, und dann eine gute Rolle in der Mannschaft übernehmen.