Wasserburg – „Ich bin richtig enttäuscht, oder besser gesagt, traurig, weil es halt einfach so blöd gelaufen ist“, waren die ersten Worte von Dominik Süßmaier nach Abpfiff des Viertelfinals gegen Türk Spor Rosenheim im Toto-Pokal. Noch vor einer Viertelstunde dachte der inzwischen 38-Jährige an nichts anderes als die große Pokalsensation, nachdem er einen Elfmeter rausfischte und sich von den knapp 300 Fans am Sportplatz Osterwies in Wasserburg feiern ließ.
Aber: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Diese harte Lektion sollte der routinierte Torwart des SV Genclerbirligi Wasserburg auf die schmerzhafteste Weise lernen. Selbstbewusst legte der 1,93 Meter große Goalie den Ball auf den Punkt, übernahm die volle Verantwortung. Mit einem entschlossenen Anlauf und der Zunge herausgestreckt schoss er – und dann diese Stille in Reitmehring. Ein lauter Knall – Pfosten! Eine bittere Pille für Süßmaier, der ungläubig seine Hände vors Gesicht schlug.
„Eigentlich war es abgemacht, dass ich den fünften oder sechsten Elfer schieße. Ich war mir so sicher und haue den einfach gegen den Pfosten. Das ist einfach nur bitter“, erinnert er sich mit Bedauern zurück. Den anschließenden Penalty von Veysel Kilic hielt der gebürtige Wasserburger zwar, aber Schiedsrichter Fatih Karaca (ESV Rosenheim) hatte die Pfeife im Mund, jedoch noch nicht sein Signal gegeben. Entsprechend die Wiederholung, bei der der 19-jährige Rechtsfuß keine Nerven zeigte. Stattdessen setzte Süßmaiers Teamkollege Melih Yesilyurt den Ball neben den Pfosten und wurde zum nächsten Pechvogel.
Vom FC Mühldorf (Kreisklasse 3) über den SV Schwindegg (A-Klasse 3) bis hin zum SV Waldhausen (A-Klasse 3) und dem SV Bad Feilnbach (Kreisklasse 1) – sie alle mussten sich der Überraschung im Toto-Pokal Inn/Salzach 2024/25 beugen. Der SV Genclerbirligi Wasserburg aus der B-Klasse 3 hatte sich zum Favoritenschreck entwickelt. Mit vier Siegen in vier Spielen katapultierte sich der Außenseiter ins Viertelfinale und sorgte damit für Aufsehen.
Aber wie kommt es, dass der 81-malige Regionalliga-Spieler (unter anderem TSV Buchbach), 62-malige Bayernliga-Spieler (unter anderen TSV 1860 Rosenheim) und 16-malige Landesliga-Spieler (TSV Ampfing) nun in der B-Klasse zwischen den Pfosten steht? „Eigentlich bin ich mit dem Knie und der Schulter ziemlich kaputt. Ich will einfach nur noch Spaß haben, ein bisschen Fußball spielen, weil ich Familie und Dreischicht habe. Und was wir hier bei ‚Genc‘ aufbauen, ist ein cooles Kapitel. Da kann in den nächsten Jahren echt was Großes entstehen. Viele Freunde haben sich so bemüht, auch als ich verletzt war. Jeden Tag haben sie angerufen. Da konnte ich einfach nicht Nein sagen.“mck