Rosenheim – In einem der wohl spannendsten Titelkämpfe in der Geschichte der Tennis-Bundesliga hat der TC Großhesselohe zum ersten Mal den deutschen Meistertitel gewonnen. Der TC 1860 Rosenheim war bis zum letzten Spieltag im Titelrennen involviert und belegte am Ende den vierten Platz.
„Die Saison war an Dramatik nicht zu überbieten. Den Tennisfans wurde alles geboten, was die stärkste Liga der Welt ausmacht“, lautete das positive Fazit des DTB-Präsidenten Dietloff von Arnim, der selbst mehrere Jahre lang Mitglied beim neuen Deutschen Meister war. Betreut wurde Großhesselohes Mannschaft vom Bernauer Maxi Wimmer und dem in Kolbermoor lebenden Trostberger Christopher Kas. „Das war in dieser Saison eine großartige Teamleistung. Da hat sich in den letzten Jahren in unserer Mannschaft einiges entwickelt“, erklärte Kas.
Schnaitter steigt
mit Bad Vilbel auf
Der Sieg vom TC Großhesselohe beim FTC Palmengarten besiegelte gleichzeitig den Abstieg der Frankfurter. Im Keller ging es ähnlich spannend zu wie an der Tabellenspitze; auch hier hätte es am letzten Spieltag noch fünf Mannschaften erwischen können. Nur der direkte Abstieg von Aufsteiger TC Augsburg Siebentisch stand schon nach dem vorletzten Spieltag fest. Als Aufsteiger kommen im nächsten Jahr der Rekordmeister TC Blau-Weiß Neuss (mit 16:0 Punkten Meister der 2. Bundesliga Nord) und der TC Bad Vilbel (mit 12:4 Zählern Meister der 2. Bundesliga Süd) dazu. Für Bad Vilbel überzeugte übrigens der Wasserburger Jakob Schnaitter mit einer 4:1-Bilanz im Einzel und einer 4:1-Bilanz im Doppel.
Großhesselohe zeigte sich überall konstant: 6:2 Punkte gab es vor heimischer Kulisse, 7:3 Zähler in der Fremde. Vizemeister TC Bredeney hatte 7:3 Punkte daheim, kam aber nur auf 5:3 Zähler auswärts. Die gleiche Bilanz hatte die Rosenheimer Mannschaft zu bieten, die lediglich eine Niederlage in dieser Saison hinnehmen musste. Beste Heimmannschaft war der Tabellendritte TK Kurhaus Aachen (8:2 Punkte), dem aber eine 4:4-Bilanz in der Fremde die Chance auf den Meistertitel vermieste. Die beiden Absteiger verloren die Erstliga-Berechtigung in den Heimspielen: Die Frankfurter vom FTC Palmengarten holten nur einen Zähler aus vier Begegnungen, die Augsburger verloren alle fünf Spiele auf den heimischen Plätzen.
Dass die Doppel extrem wichtig sind, mussten die Rosenheimer Tennisspieler in den vergangenen Jahren oft leidvoll feststellen. Diesmal entschieden die Doppel auch die Meisterschaft: In den Einzelbilanzen war Bredeney mit 26:10 Siegen vor Großhesselohe (24:12), der neue Meister hatte mit 11:7 gegenüber 8:10 die weitaus bessere Doppelbilanz. Und bei den Sechzigern hat sich da einiges verbessert: Erstmals konnten sie eine positive Bilanz vermelden, mit 11:7 war diese dem neuen Meister sogar gleichgestellt.
Rosenheims neues
Super-Doppel
Das lag auch am neuen Super-Doppel Petr Nouza/ Roman Jebavy: Die beiden Tschechen legten fast eine astreine Bilanz hin: Neuzugang Nouza gewann alle sieben Doppel-Auftritte und siegte sogar einmal überraschend im Einzel, Jebavy holte sieben Doppel-Erfolge und musste sich nur einmal geschlagen geben. Mit seiner 8:0-Bilanz gehört Nouza zu den herausragenden Spielern der Liga, übertrifft sogar die 7:0-Bilanz von Großhesselohes bestem Doppelspieler, Constantin Frantzen. Die beste Einzelbilanz hatte Botic van de Zandschulp vom Gladbacher HTC mit 7:0 Siegen. Rechnet man die 3:3-Bilanz in den Doppeln hinzu, so steht der Niederländer bei 10:3 gesamt – und schneidet damit knapp hinter Großhesselohes Slowaken Jozek Kovalik mit 10:2 (6:2 im Einzel, 4:0 im Doppel) ab. Ebenfalls 10:3 weist Benjamin Hassan von Kurhaus Aachen auf, der im Doppel ein 7:0 in der Statistik hat, 10:4 lautet die Bilanz von Bredeneys Oscar Otte (7:2 und 3:2).
Van de Zandschulp war mit seiner Bilanz übrigens maßgeblich daran beteiligt, dass die eigentlich nominell beste Mannschaft aus Gladbach gerade noch den Klassenerhalt geschafft hat. Die Mannen vom Niederrhein hatten vor dem Saisonstart fünf Spieler aus den Top 50 der Weltrangliste im Aufgebot. Aber die Nummer eins, der Franzose Sebastian Baez (0:2 und 0:1), sowie die Nummer zwei, der Niederländer Tallon Griekspoor (1:3 und 0:3), ließen komplett aus.
Apropos Spitzenspieler: Bei vier der zehn Mannschaften kamen die Nummer-eins-Akteure überhaupt nicht zum Einsatz, bei Schlusslicht TC Augsburg Siebentisch war die Nummer fünf, der junge Pole Maksymilian Kasnikowski, letztlich der Spitzenspieler. Während die Top-Akteure von Mannheim (Pedro Martinez Portero – 2:6), Gladbach (Sebastian Baez – 0:3) und Frankfurt (Marton Fucsovics – 0:2) nichts zerrissen haben, konnten Rosenheims Sebastian Ofner (1:1) und Flavio Cobolli (1:1) von Kurhaus Aachen ausgeglichene Bilanzen vorweisen. Beide trafen übrigens in Rosenheim direkt aufeinander, das bessere Ende hatte der Italiener im Match-Tiebreak. Erfolgreichste Nummer eins war übrigens der Belgier Zizou Bergs vom Aufsteiger Blau-Weiß Aachen (5:3).
Die besten Rosenheimer Spieler waren die beiden tschechischen Doppel-Spezialisten Petr Nouza (8:0) und Roman Jebavy (7:1), positive Bilanzen weisen auch noch der Brasilianer Felipe Meligeni (2:0), der Franzose Ugo Blanchet (3:1), der Brasilianer Thiago Monteiro (2:1), der Franzose Manuel Guinard (2:1) und der Portugiese Gastao Elias (4:3) auf. Ausgeglichen traten Sebastian Ofner (1:1) und der Argentinier Thiago Tirante (2:2) auf, negativ gingen der Italiener Lorenzo Giustino (3:5), der Ungar Mate Valkusz (4:6), der Georgier Nikoloz Basilashvili (4:6) und der österreichische Mannschaftsführer Lukas Jastraunig (0:3) aus der Saison. Wobei Giustino (0:3) und Basilashvili (0:4) die jeweiligen Doppelbilanzen zum Verhängnis wurden, aus den Einzeln waren sie positiv rausgegangen.
Nervenstarke
Sechziger-Spieler
Im Laufe der Saison erwiesen sich die Rosenheimer Spieler auch besonders nervenstark: 14 Match-Tiebreaks fielen auf die Sechziger-Seite, neun gingen an die Konkurrenz. Die „Könige“ des Match-Tiebreaks waren Valkusz, Nouza und Jebavy, die jeweils drei bestritten und allesamt siegreich vom Platz gingen.
Noch immer fehlt den Rosenheimern die vierstellige Besucherzahl daheim: Die beste Kulisse gab es in den Heimspielen gegen Blau-Weiß Aachen und Gladbach mit jeweils 800 Fans. Gegen Versmold und Augsburg säumten jeweils 500 Zuschauer die Eingangstore an der Pürstlingstraße, im wohl nominell bestbesetzten Heimspiel gegen Kurhaus Aachen waren es 450 Besucher. Immerhin waren die Sechziger auch Teil des zuschauerträchtigsten Duells der gesamten Saison: Beim Auswärtsspiel bei Grün-Weiß Mannheim waren 3400 Fans zugegen, die den Auftritt von Dominic Thiem für die Kurpfälzer sehen wollten. Die Negativkulisse hatte übrigens Augsburg zu vermelden: Das Aufsteigerduell gegen Blau-Weiß Aachen sahen lediglich 120 Besucher.