Ter Stegen im Tor, Kimmich als Kapitän?

von Redaktion

Nach dem Umbruch im DFB-Team: Das rät die OVB-Sportredaktion dem Bundestrainer

Rosenheim – Julian Nagelsmann steht eine schwierige Aufgabe bevor. Der Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft muss sein Team auf die anstehende Weltmeisterschaft 2026 in Mexiko, den USA und Kanada vorbereiten. Dabei muss der junge Chefcoach auf wichtige Säulen der vergangenen Jahre verzichten, denn nach Toni Kroos und Thomas Müller haben nun auch Kapitän Ilkay Gündogan und Torwart Manuel Neuer ihre Karrieren in der Nationalmannschaft beendet. Es ist das Ende einer Ära, aktuell sind nämlich keine Weltmeister von 2014 mehr im DFB-Kader.

Für Nagelsmann gilt es nun, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um sein Team konkurrenzfähig zu machen. Einige Fragezeichen gibt es dabei aber noch. Das rät die OVB-Sportredaktion dem Bundestrainer:

War es der richtige
Zeitpunkt für die
Rücktritte?

Hans-Jürgen Ziegler, Sportchef: Meiner Meinung nach ist das genau der richtige Zeitpunkt. Die drei Feldspieler haben zwar eine nicht zu unterschätzende Routine, sind aber mittlerweile für internationale Aufgaben zu langsam.

Thomas Neumeier, Sportredakteur: Bei dem einen oder anderen von der Leistung her sicherlich nicht, aber man muss in Zyklen denken. Bei der WM wäre Gündogan 35, Müller und Kroos wären 36 und Neuer 40. Also besser gleich den kompletten Schnitt machen.

Marinus Obermaier, Sportredakteur: Die Rücktritte von Neuer und Müller kommen zum richtigen Zeitpunkt. Das Karriereende von Kroos und der Rücktritt von Gündogan sind überraschend, beide gehören noch immer zur Weltspitze auf ihren Positionen.

Marko Aleksic, Sportvolontär: Manuel Neuer ist mit 38 Jahren am Ende seiner Karriere angelangt. Ob wir nicht doch ein Gündogan-Comeback zur WM 2026 sehen werden? Julian Nagelsmann hat es immerhin auch geschafft, Toni Kroos zurückzuholen.

Wer soll
Neuer-Nachfolger im
Tor werden?

Ziegler: Manuel Neuer ist zwar immer noch ein klasse Keeper, aber jetzt soll ter Stegen zeigen, was er drauf hat. Falls es nicht klappt, gibt es ja noch Alexander Nübel, oder Neuer kommt für die WM noch einmal zurück.

Neumeier: Logischerweise Marc-Andre ter Stegen. Ein klarer Stammtorwart von Barcelona muss auch für das DFB-Team ein absolutes Thema sein. Kevin Trapp und Oliver Baumann sind schon 34, Bernd Leno mit 32 und Stefan Ortega mit 31 gehen für diesen Zyklus noch. Natürlich muss man jetzt auch Alexander Nübel aufbauen. Dahinter wird es aber mau und man muss feststellen, dass das einstige Torwart-Land Deutschland richtig viel verschlafen hat.

Obermaier: Es sollte bis zur WM einen offenen Wettkampf geben. Neben Marc-Andre ter Stegen sollten dabei Nübel und Noah Atubolu ihre Chancen bekommen. Eine feste Nummer eins würde ich noch nicht ausrufen.

Aleksic: Der logische Nachfolger ist derzeit Marc-Andre ter Stegen. Während des nächsten großen Turniers wäre ter Stegen 34 Jahre alt. Das könnte seine letzte Chance sein, bei einer WM oder EM Deutschlands Nummer eins zu sein.

Wer soll Gündogan
und Kroos im
Mittelfeld ersetzen?

Ziegler: Joshua Kimmich wird wieder ins Mittelfeld zurückkehren und soll die Rolle von Gündogan übernehmen. Außerdem halte ich viel von Angelo Stiller. Das ist ein Stratege.

Neumeier: Bei Gündogan ist es einfach: Kai Havertz auf die Zehn zurückziehen und wieder mit einem echten Mittelstürmer vorne drin spielen. Kroos zu ersetzen, ist viel schwerer. Von der Spielanlage käme Pascal Groß nahe heran, allerdings ist er auch schon 33. Also müssen hier junge Spieler eingebaut werden: Aleks Pavlovic oder Angelo Stiller sind da die ersten Kandidaten, Freiburgs Merlin Röhl und Gladbachs Rocco Reitz, Leipzigs Assan Ouedraogo und auch Vitaly Janelt aus der Premier League sind einen Versuch wert.

Obermaier: Mit Pascal Groß hat man einen erfahrenen Spieler für diese Position. Dazu kommen einige Talente wie Pavlovic, Reitz und Stiller, die auf ihre Chance hoffen.

Aleksic: Zum einen könnte Josua Kimmich wieder ins Zentrum rücken und mit Pascal Groß hätte man einen Allrounder zur Verfügung. Außerdem würde ich Rocco Reitz gerne im DFB-Trikot sehen. Sollte seine Kurve weiterhin nach oben schnellen, ist er der Mann neben Kimmich für mich. Eine Rückkehr von Leon Goretzka bis zur WM 2026 würde ich auch nicht ausschließen.

Wer soll neuer
DFB-Kapitän werden?

Ziegler: Da bin ich ausnahmsweise mal der Meinung von Didi Hamann, der Kimmich als neuen Kapitän vorschlägt.

Neumeier: Der mit den meisten Länderspielen – so war es früher zumindest. Das kann dann auch ein Rechtsverteidiger wie Kimmich sein.

Obermaier: Antonio Rüdiger wäre die beste Wahl. Er genießt ein hohes Ansehen und weiß, wie er mit seinen Mitspielern umgehen muss. Dazu ist er ein Leistungsträger.

Aleksic: Josua Kimmich ist aufgrund seiner Einstellung und seiner Besessenheit, jeden Zweikampf und jedes Spiel zu gewinnen, die beste Wahl für die Kapitänsbinde.

Ist Deutschland für
das nächste Turnier
gut aufgestellt?

Ziegler: Da fehlt uns gegenüber den großen Nationen wie Spanien, Frankreich, Argentinien oder Brasilien in allen Mannschaftsteilen die Weltklasse und vor allem die Breite.

Neumeier: Natürlich nicht. Für die Heim-EM hat man noch einmal alle Kräfte gebündelt und die Euphorie mitgenommen. Jetzt bekommt man zu spüren, dass in den vergangenen Jahren in der Nachwuchsausbildung viele Fehler gemacht wurden. Jetzt haben Julian Nagelsmann und sein Trainerstab zwei Jahre harte Arbeit vor sich, um wieder eine gute Truppe zusammenwachsen zu lassen.

Obermaier: Die Rücktritte wiegen schwer. Allerdings ist dennoch viel Qualität vorhanden, dazu kommen einige große Talente nach. Zudem traue ich Nagelsmann zu, bis zur WM eine Einheit zu formen, die um den Titel mitspielen kann.

Aleksic: Auch wenn dem DFB nun einige erfahrene Weltklasse-Spieler weggefallen sind, so machen sie Platz für andere. Die vielversprechende Heim-EM hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht.

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