„Ibuprofen war ein Wegbegleiter“

von Redaktion

Interview Ex-Starbulls-Verteidiger Marius Möchel spricht über sein Karriereende

Rosenheim – Mit Dominik Daxlberger und Marius Möchel haben im Sommer beide Spieler, die bei beiden Oberliga-Meisterschaften der Starbulls Rosenheim dabei waren, den Zweitligisten verlassen. Während Daxlberger seine Karriere beim EC Bad Tölz fortsetzt, hat Möchel seine aktive Laufbahn beendet.

Nach Stationen in Hamburg, Nürnberg, Wolfsburg, Selb und Schwenningen war der gebürtige Nürnberger während der Saison 2022/23 dorthin zurückgekehrt, wo er sich schon im Nachwuchs die Schlittschuhe geschnürt hatte: nach Rosenheim. Allerdings wurde Möchel, wie schon über seine ganze Karriere hinweg, auch an der Mangfall von Verletzungen verfolgt. So verpasste er auch die kompletten Oberliga-Play-offs, die die Starbulls letztlich mit dem Aufstieg krönten. In der vergangenen Saison kämpfte sich Möchel zurück, konnte aber nur 29 Spiele absolvieren. Wieso er nun seine Handschuhe an den Nagel hängt, verriet der 33-Jährige im Interview mit der OVB-Sportredaktion. Das komplette Interview ist im OVB-Podcast „Hart gecheckt“ zu hören.

Waren es letztlich die vielen Verletzungen, die Sie zermürbt haben?

Ja, einerseits natürlich mental zermürbt, aber hauptsächlich den Körper einfach in Mitleidenschaft gezogen. Ich hatte in Wolfsburg drei schwere Verletzungen innerhalb von zwei Saisons, da ging das Verletzungspech los. Und als ich jetzt in Rosenheim die schwere Fußverletzung hatte, wo ich mir sämtliche Bänder im Fuß gerissen habe und mir noch im Knie Schaden zugefügt habe, habe ich schon das erste Mal den Gedanken daran gehabt, die Karriere zu beenden. Aber ich wollte so nicht aufhören, ich wollte mich nicht von der Verletzung beeinflussen lassen. Deswegen habe ich gesagt, ich lege nochmal alles rein, habe auch auf eigene Kosten mit einem Privatarzt daran gearbeitet, dass es einigermaßen gut wird, dass ich einigermaßen beschwerdefrei spielen kann.

Aber das hat nichts geholfen?

Ich konnte viele Übungen nicht machen. Das war dann einfach so eine Kombination aus Schmerzen, die dann auch die Motivation sinken lassen, aber auch das Mentale, dass du halt nicht mehr 100 Prozent fit bist und das aber gerne sein möchtest. Am Ende habe ich gesagt, es wäre jetzt nur eine Quälerei, wenn es so weitergeht. Ich wollte auch offen und ehrlich zum Verein sein, dem ich viel zu verdanken habe, und nicht die ganze nächste Saison noch krankgeschrieben sein. Deswegen habe ich den Entschluss gefasst, auch in Kombination mit den Kindern, dass ich mit denen auch noch spielen möchte, wenn ich älter bin.

Eine Sommervorbereitung wäre in vollem Umfang gar nicht möglich gewesen, oder?

Nein, nicht wirklich. Dadurch, dass mir sämtliche Bänder im Fuß gerissen sind, strahlen die Schmerzen auch ins Bein, ins Knie und in die Hüfte. Die Probleme sind dann wirklich weitläufig. Ich habe es tatsächlich nach der Saison auch immer wieder mit Krafttraining probiert, aber gemerkt, dass es keinen Sinn macht.

Was ist in Ihrem Körper denn überhaupt noch heil?

Das hört sich jetzt vielleicht auch ein bisschen dramatisch an. Als Leistungssportler, ich denke, das spreche ich auch für viele andere, hat man einfach so ein paar Wehwehchen oder ein paar Probleme, die man aus der Karriere mitnimmt. Manche mehr, manche weniger. Ich denke, dass ich es jetzt mit diesem Absprung auch schaffe, dass ich nicht noch größere Probleme bekomme. Eishockey ist ein sehr intensiver Sport, das macht es auf jeden Fall nicht besser. Generell geht es mir gut, also ich möchte auch nicht zu sehr klagen. Ich kann noch gut mit den Kindern spielen, ich kann mich gut bewegen, von daher will ich auch nicht zu viel jammern.

Wie viele Spiele haben Sie denn mit Schmerzmitteln gespielt? Und können Sie noch einen Sport ohne Schmerzmittel machen?

Tatsächlich einige Spiele. Ibuprofen war ein Wegbegleiter, gerade in den letzten Jahren. Ich hatte ja auch in Hamburg schon drei schwere Verletzungen. Gerade direkt nach den Verletzungen hat man gesagt, dass man Ibuprofen braucht. Gerade in den letzten Jahren war es schon fast täglich so, dass ich gesagt habe, ich benötige die Schmerzmittel, um einigermaßen meinen Sport ausüben zu können. Das ist auch ein Punkt gewesen, Schmerzmittel sind auch nicht gesund. Man versucht auch, wenn man älter ist, immer mehr davon wegzukommen, weil man sich dessen auch bewusst ist, aber wenn es einfach nicht ohne geht, dann hilft es auch nichts.

Könnten Sie jetzt eine Runde laufen oder Tennis spielen ohne Schmerzmittel?

Im Moment mache ich es nicht. Ich bin eigentlich ein Hobby-Tennisspieler. Ich habe auch Lust auf Tennisspielen, aber ich habe das noch nicht gemacht, weil der Fuß noch zu große Probleme macht und die Beweglichkeit nicht da ist. Aber es ist ein Ende in Sicht. Ich hoffe jetzt eben dadurch, dass ich die Leistungssportkarriere beendet habe, dass es ein bisschen besser wird, aber nichtsdestotrotz hat auch der Arzt gesagt, dass diese Beeinträchtigung mein Leben lang da sein wird. Der Fuß wird nicht mehr so wie der andere Fuß sein.

Es sind mehrere Wochen seit Ihrem Karriereende vergangen. Überwiegt nun die Erleichterung oder ist mehr Traurigkeit dabei?

Es ist, glaube ich, ein Mittelweg. Im ersten Moment war es wirklich eine Erleichterung, als ich dann wusste, ich muss nicht jeden Tag in den Kraftraum, aufs Eis oder in den Schlittschuh rein, weil es einfach zermürbt. Du willst die Liebe zum Eishockey ausüben, aber kannst das nicht so, wie du es möchtest. Das belastet auf jeden Fall. Deswegen war es auch im ersten Schritt eine Befreiung. Nichtsdestotrotz, wenn ein bisschen Zeit vergeht, dann denkt man über die ganzen Jahre nach. Eishockey ist seit 30 Jahren mein Ein und Alles. Von daher ist es auch emotional nicht so leicht, aber insgesamt fühlt es sich schon nach der richtigen Entscheidung an.

Hat Ihnen etwas gefehlt, als die Kollegen ins Sommertraining eingestiegen sind?

Tatsächlich der Umgang mit den Jungs, die Gespräche in der Kabine. Man hat das Glück, mit coolen Jungs zusammenzuspielen. Aber was ich jetzt nicht vermisst habe, war, die Gewichte in die Hand zu nehmen.

Sind Sie noch mit ehemaligen Mitspielern in Kontakt?

Ja, gerade auch mit Luki (Lukas Laub, Anm. d. Red.) zum Beispiel oder mit Manuel Strodel, den haben wir jetzt im Sommer auch ab und zu gesehen. Da ist der Kontakt schon noch da. Ich glaube, auch gerade zum Herbstfest werden wir uns auch mal wieder sehen. Jetzt sind die Jungs in der Vorbereitung, deswegen lasse ich sie jetzt auch. Aber generell haben wir gesagt, auch dadurch, dass der Luki hier aus Rosenheim kommt, dass wir den Kontakt halten wollen.

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