Kolbermoor – Mit Qianhong Gotsch haben die Verantwortlichen des TT-Bundesligisten SV-DJK Kolbermoor eine von zwei Wunschspielerinnen verpflichtet. Gegenüber der OVB-Sportredaktion erzählt sie, wie sie den Tischtennissport und ihre Arbeit als Gemeinderätin unter einen Hut bringt.
Mit 55 Jahren haben Sie sich noch einmal zu einem Vereinswechsel entschieden. Warum fiel die Wahl auf Kolbermoor?
Die Mannschaft und das Trainerteam aus Kolbermoor waren mir immer schon sehr sympathisch und im Laufe der Jahre habe ich auch immer gerne dort gespielt. Nachdem es mit der ganzen Damenabteilung in Böblingen zu Ende gegangen ist, wollte ich trotzdem weiterspielen. Bei Kolbermoor hat es von der Atmosphäre sehr gut gepasst und mit den Spielerinnen verstehe ich mich hervorragend.
Was hat Ihre Familie zu diesem Wechsel gesagt?
Der Wechsel war für meine Familie überhaupt kein Problem. Mein Mann und meine Kinder unterstützen mich sehr und wir alle mögen Bayern, von daher werden sie auch gerne mal zum Zuschauen kommen.
Viele Ihrer Gegnerinnen könnten ihre Töchter sein. Spielen Sie manchmal mit dem Gedanken, nicht unbedingt mit 100 Prozent zu spielen?
Nein. Ich bin ein Profi, und das heißt, am Tisch will ich immer 100 Prozent geben – egal, wie alt meine Gegnerinnen sind.
Sie bringen trotz ihres Alters nach wie vor Topleistungen an der Platte. Haben Sie ein besonderes Rezept, sich fit zu halten?
Ein besonderes Rezept habe ich nicht, ich trainiere auch nicht mehr so viel wie früher. Ich nehme aber jedes Spiel ernst und habe wohl nach wie vor einen starken Kampfgeist (lacht).
Inwieweit bewegt es Sie, sollten Sie doch einmal ein Spiel nicht siegreich absolvieren?
Ich ärgere mich schon, wenn ich verliere. Aber ich versuche, positiv zu bleiben, und frage mich immer, was ich besser hätte machen können, damit ich nächstes Mal wieder gewinne.
Was würden Sie als Ihre Stärken bezeichnen?
Ich denke, dass ich recht zäh bin – ich will nicht aufgeben und möchte immer meine Bestleistung an den Tisch bringen.
Man bezeichnet Sie als „Grand Dame des deutschen Tischtennissports“ oder auch als „Legende“. Eine besondere Ehre, oder?
Klar! Ich freue mich, dass ich überhaupt so lange spielen konnte. Oft bezeichne ich mich selbst schon als der Dinosaurier in der Damen-Bundesliga (lacht), weil ich bereits so lange Zeit dabei bin.
Noch kurz zu Ihrem Spitznamen „Hongi“. Wie und wann ist dieser eigentlich entstanden?
Als ich 1991 nach Deutschland kam und später für Böblingen spielte, habe ich zwischendurch bei der Familie meines Trainers Sönke Geil gewohnt. Seine Tochter Annika konnte meinen Namen nicht richtig aussprechen, und aus Qianhong wurde „Hongi“. Von da an nannte mich plötzlich jeder so (lacht).
Sie sitzen neben dem Tischtennissport auch noch im Gemeinderat ihrer Heimatgemeinde Gärtringen. Wie lässt sich beides unter einen Hut bringen und müssen Sie manchmal Kompromisse eingehen?
Es ist nicht ganz einfach, beides unter einen Hut zu bringen. Bislang habe ich das ganz gut geschafft, weil mich meine Familie sehr unterstützt. Ich trainiere tagsüber und gehe abends zu den Sitzungen, daher bin ich oft nicht zu Hause.
Wie hoch sind die Chancen, dass Kolbermoor entweder Pokalsieger oder deutscher Mannschaftsmeister wird?
Ich versuche, mein Bestes zu geben, und wir haben ein tolles Team. Wir haben viele sehr gute Spielerinnen und wenn es gut läuft, ist für Kolbermoor alles möglich.