„Ich war nie so der Brave“

von Redaktion

Interview Starbulls-Talent Sebastian Zwickl über Teamkollegen und seine Träume

Rosenheim – Die Starbulls Rosenheim sind in ganz Eishockey-Deutschland für ihre Jugendarbeit bekannt. Mit Lukas Reichel und Philipp Grubauer spielen sogar zwei Rosenheimer in der besten Liga der Welt, der NHL. Ganz so weit ist Sebastian Zwickl zwar noch nicht, doch der 17-Jährige ist dennoch das nächste große Talent aus der Starbulls-Schmiede. Seit diesem Sommer ist Zwickl fest im Kader der ersten Mannschaft und hat auch schon seinen ersten Treffer erzielt. Im Interview spricht der Youngster über seine ersten Profi-Spiele, seine Beziehung zu Maximilian Vollmayer und ein besonderes Schusstraining.

Wie ist es, einer der jüngsten Spieler der Liga zu sein?

Es ist nicht einfach, aber ich habe in Rosenheim angefangen und es ist für mich eine große Sache, in Rosenheim zu spielen.

Wie war es, als Sie in die erste Mannschaft gekommen sind?

Die ersten Tage waren echt human. Jeder ist zu mir gekommen und hat sich vorgestellt. Die haben mich echt gut aufgenommen. Und wenn mal was ist, sind auch die Alten immer nett zu mir und geben mir Tipps. Ich kannte auch noch ein paar vom letzten Jahr, das ist mir dann leicht gefallen.

Vier Spiele sind jetzt absolviert. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Leistungen?

Luft nach oben ist immer, aber es ist ein ganz guter Start. Ich werde hart daran arbeiten, um jeden Tag immer besser zu werden und die Leistungen zu bringen.

Wie hat Ihr Training im Sommer ausgesehen?

Ich habe mit dem Athletiktrainer ein spezifisches Training gemacht. Ich hatte das Problem, dass ich immer der Schmale war. Ich wollte körperlich einfach schauen, dass ich etwas schwerer werde. Schnelligkeit hatte ich schon immer, die wollten wir auf die Spitze bringen.

Haben Sie an Gewicht zugenommen?

Ja, ich glaube circa vier Kilogramm. Ich wiege 83 Kilogramm, 85 wären gut.

Trainiert man während der Saison noch, um Masse zuzunehmen?

Nein, du gehst nicht wirklich auf die Masse, weil du ja schnell sein sollst. Da legt unser Trainer auch Wert darauf, dass wir alle schnell und explosiv sind. Ich habe momentan in der Früh Training mit der ersten Mannschaft. Dann gehe ich in die Schule und am Abend trainiere ich mit der U20. Nach der U20 gehe ich in den Kraftraum und trainiere noch meine eigenen Sachen, wo halt meine Defizite liegen.

Sie haben in der Vorbereitung mit Manuel Strodel und Fabjon Kuqi in einer Reihe gespielt. Wie war das Gefühl, die ersten Spiele mit Profis zu machen?

Das war schon ein brutales Gefühl. Wenn du bei den Alten dabei bist, dann hast du auch so ein mulmiges Gefühl. Die machen ja nichts falsch. Aber ein Maximilian Vollmayer oder ein Strodel sagen einfach, „Mach dein Ding. Du weißt, was du kannst. Scheiß dir vor nichts in die Hose.“ Und da war der Manu ein echt guter Reihenpartner für den Anfang. Er hat mich auf einen guten Weg geführt und hat mir immer Tipps gegeben.

Das ist natürlich auch einer, der die Drecksarbeit macht, gell?

Ja. War cool mit ihm, weil er ein wirklich hart arbeitender Spieler ist und seine einfachen Sachen immer richtig macht.

Machen die Trainer viel Videostudium mit Ihnen?

Ja, mit Co-Trainer Jamie Bartman mache ich viel Videostudium. Jedes Spiel wird analysiert. Und Gerhard Unterluggauer und Bernd Kühnhauser machen auch viel spezielles Training. Bei der U20 hat der Torwart seine eigene Einheit vor dem Training und da werde ich beim Schießen gefilmt, dass ich weiß, wie ich richtig schieße. Ich freue mich auch sehr, dass die so einen Spaß daran haben, mir zu helfen.

Schießen Sie denn schon richtig?

Nein, noch nicht. Ich muss noch ein bisschen das Ziel einstellen.

Was machen Sie denn falsch?

Ich falle so ein bisschen in die Rückenlage. Die Trainer haben da eine App auf dem I-Pad, das ist nicht ganz einfach, aber wir arbeiten dran. Das bringt schon was.

Einmal haben Sie in dieser Saison schon getroffen. In Dresden hätte ein weiteres Tor fallen können. Wie haben Sie die Szene erlebt?

Ich habe gesehen, dass die Scheibe hüpft. Und ich dachte mir, in Weiden habe ich es auch geschafft, wieso soll ich das jetzt nicht schaffen? Nehme ich mal die Haxn in die Hand und gehe. Und dann bin ich beim ersten Gegner vorbei und habe in die Mitte geschaut, wo der Zweite ist. Der war relativ weit vorne. Wenn er auf meiner Höhe gewesen wäre, dann hätte ich geschaut, ob ich ihn reinziehe, aber der war relativ weit vorne, also habe ich die Scheibe durchlegen können. Dann ist die Scheibe ein bisschen weit nach vorne gesprungen und auch gerollt, deshalb habe ich sie nicht gescheit hochgebracht. Als ich hinter das Tor bin, hatte ich das Glück, dass Stefan Reiter vor dem Tor gestanden ist, sodass ich passen konnte. Das war eine Blitzreaktion.

Hat Trainer Jari Pasanen mit Ihnen über die Szene gesprochen?

Ja, dass es gut war, aber es war halt nicht im Gameplan. Wenn es nicht funktioniert hätte, wäre etwas los gewesen.

Sie spielen nun mit Kuqi und Kevin Handschuh in einer Reihe. Ein Ansprechpartner fehlt da, oder?

Ich habe Max Vollmayer, der mich immer unterstützt und mir Tipps gibt. Aber mit den Jungen ist es eigentlich auch cool. Kuqi hat letztes Jahr in Bietigheim viel Eiszeit gekriegt, er bringt auch ein gutes Mindset mit. Man kann mit denen schon reden. Sie probieren auch, die einfachen Sachen richtig zu machen. Der Rest kommt dann schon. So haben wir angefangen und dann haben wir es auch zum Tor geschafft.

Wie ist die Verbindung mit Maximilian Vollmayer entstanden?

Ich weiß es nicht. Als wir noch junge Spieler waren, haben wir immer gesehen, da ist der Vollmayer. Den kennt man. Max ist einfach offen und nett und keiner, der hochdeutsch redet, sondern einfach ein bayerischer Eishockeyspieler. Und das sind wir auch.

In Weiden haben Sie Ihr erstes Tor im Profibereich geschossen. Wie war das?

Ein brutales Gefühl. Kuqi ist gelaufen und hat zu mir geschaut und ich dachte mir, „Jetzt legst du ihn mir rein und dann mache ich ihn rein“. Dann hat er die Scheibe gepasst und ich habe es zum Glück geschafft, sie zu treffen.

Sie gehen auch in Zweikämpfe und fahren Checks zu Ende. Sie haben also kein Problem mit Härte, oder?

Ich war nie so der Brave. Ich bin einer, der gerne mal einen gescheiten Check fährt. Ich mache natürlich auch gerne schöne Spielzüge, aber die Drecksarbeit muss immer einer machen. Und wenn man die Drecksarbeit nicht macht, dann kommt man nicht zu Punkten.

Im Stadion geht bei jeder guten Aktion ein Raunen durch die Fans. Bei Ihnen ist das Raunen immer ein bisschen lauter. Merkt man das auf dem Eis?

Ehrlich gesagt nicht. Erst wenn du auf der Bank sitzt, realisierst du, was hier eigentlich gerade Sache ist. Wenn ich durch den Bullenkopf einlaufe, habe ich jedes Mal Gänsehaut. Es ist so ein geiles Gefühl. Seit ich ein kleiner Junge bin und ins Eisstadion gehe, habe ich immer davon geträumt, bei den Profis zu spielen. Und dann geht dein Traum in Erfüllung.

Wo soll es in Ihrer Karriere noch hingehen?

Ich will das Beste rausholen und schauen, wohin der Weg mich führt.

Geht ein kleiner Blick in Richtung NHL?

Ich träume schon davon. Aber ich blende es aus. Einfach hart arbeiten. Wenn es kommt, dann kommt es. Wenn nicht, dann nicht.

Heute steht für Sie das erste Derby gegen Landshut im Profibereich an. Kribbelt es schon?

Ich freue mich sehr. Seitdem ich klein bin, spiele ich in Rosenheim und seitdem brenne ich schon immer für die Landshut-Spiele. Das Spiel gehört gewonnen und dafür werde ich alles geben.

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