Murnau – Es war vielleicht kein Fußballspiel, das sich das zahlende Klientel seitlich des Kunstrasenplatzes an der Poschinger Allee erwartet hatte. Für Taktik-Fetischisten hingegen war beim torlosen Remis in der Fußball-Landesliga Südost zwischen dem TSV Murnau und dem TSV 1860 Rosenheim inhaltlich einiges dabei.
Beide Trainer fanden ebenfalls Gefallen am Treiben beider Teams. Murnaus Aufstiegscoach Martin Wagner ungleich mehr als Wolfgang Schellenberg. Doch auch der konnte mit der Punkteteilung im Blauen Land gut leben. Schellenberg sprach von einem „leistungsgerechten Unentschieden“, bei dem seine Elf „in Summe etwas mehr vom Spiel“ gehabt habe. Fürwahr wäre eine Punktewertung zugunsten der Rosenheimer ausgefallen. Zumindest wenn sie auf einer Gegenüberstellung der Tormöglichkeiten basiert hätte. „Wir hatten vielleicht die besseren Chancen, aber auch nur eine Hundertprozentige“, fasst Schellenberg zusammen. Wobei der angesprochene Hochprozenter lediglich bis zum letzten Detail einer war. Ein perfekter Steckball durch das Zentrum erreichte Mitte des zweiten Spielabschnitts Edis Muhameti. Ballannahme unter Bedrängnis war noch machbar, beim Verwerten aber war Murnaus-Keeper Felix Schürgers bereits herausgeeilt.
Lösen können hätten es die Rosenheimer vor der Pause. Da wurde zunächst ein Schuss von Kenan Smajlovic gefährlich knapp über die Querlatte abgefälscht. Dann zog Laurin Demolli vom rechten Sechzehnereck ab. Der Ball war auf der Reise ins lange Toreck, doch Schürgers Arme waren noch länger. Großes Pech machte sich in der einminütigen Nachspielzeit breit. Die Sechziger kombinierten im Murnauer Strafraum auf engster Fläche. Plötzlich stand Muhameti frei vor Schürgers. Ein Spitzerl hätte gereicht, aber da kam Luis Zehetmeier angegrätscht. Nicht ganz ohne Risiko, letztlich aber die richtige Entscheidung. Mehr Durchkommen war für die Gäste nicht. „Gegen uns ist es inzwischen schwierig, durchzukommen, weil die Abstände zwischen den Ketten perfekt stimmen“, hält Drachen-Coach Wagner fest. „Du musst natürlich aufpassen, dass du keinen Konter bekommst“, betont Schellenberg mit Blick auf die weniger dominante Schlussphase. „Wir haben ja auch den Vorbericht der Murnauer gelesen, wussten, dass sie sich etwas defensiver aufstellen und auf die Fehler vom Gegner lauern.“ So sind die Zeiten. Internet und Social Media nehmen Einfluss auf die Ausrichtung.
Die Kernkompetenz der Rosenheimer war indes einmal mehr die undurchlässige Defensive. Murnau hatte keinerlei griffige Torabschlüsse. Maxi Nebl kurz vor der Pause mal mit einem Linksschuss aus halblinker Position. Gefährlich hätte es auch werden können, wäre ein Murnauer eingangs der Schlussphase bei einem Querball im Strafraum hinten konsequent eingelaufen. Mehr war’s aber nicht. „Du musst das Spiel defensiv unter Kontrolle haben, dann kannst du auch mal ein 0:0 mitnehmen“, resümiert Schellenberg. „Vorne haben wir es heute zu wenig hinbekommen, als dass wir es verwertet hätten.“ Am kommenden Freitag steht dann wieder ein Derby an. Die Rosenheimer treffen zu Hause auf den SB Chiemgau Traunstein.
TSV 1860 Rosenheim: Goia, Fischer, Summerer, Grundner, Mayerl, Gratt, Markulin (78. Elghatous), Demolli (67. Lang), Khong-In (55. Jesse), Smajlovic, Muhameti.
Schiedsrichter: Hegener (FC Zell/Bruck).
Zuschauer: 300.
Tore: Fehlanzeige.