Traunstein – Nach der Spielabsage und den Platzproblemen hatten sich die Fußballer des TSV 1880 Wasserburg zu Wochenbeginn auf den Hinrundenendspurt eingeschworen und in den Angriffsmodus geschaltet. Kurioserweise war in Traunstein aber die erstklassige Defensive der Schlüssel zum 2:0-Erfolg. Was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört, ist dies bei genauerer Betrachtung gar nicht. Die Löwen haben nämlich gespielt, wie sie trainiert hatten: Aggressiv, griffig und mit einer Leidenschaft, die am Freitagabend im Jakob- Schaumaier-Sportpark gegen einen starken Gegner den Unterschied ausmachte.
Von der ersten Sekunde an war die Mannschaft von Trainer Florian Heller hellwach und bereit für dieses ausgesprochen schwere Auswärtsspiel. „Wie erwartet war das Tempo von Anfang an sehr hoch. Wir wollten gegen den Ball in gewissen Räumen zupacken, was uns sehr gut gelungen ist“, lobte Co-Trainer Michael Wallner. Einen dieser Ballgewinne Höhe der Mittellinie konnte in der 20. Minute Josef Stellner verbuchen, als er nach einem Einwurf den Ball stibitzte und geschickt auf Thomas Voglmaier in die Tiefe durchsteckte. Der Angreifer blieb aus spitzem Winkel cool und schob zur 1:0-Führung ein. Traunstein hatte sich nach dem Rückstand noch nicht wirklich geschüttelt, da stand es schon 2:0. Luca Wagner war auf der linken Seite durchgebrochen und im Strafraum an der Grundlinie von Alexander Dreßl gleichermaßen hart wie ungeschickt umgegrätscht worden, dass Schiedsrichter Ilirjan Morina gar nicht umhinkam, als auf den Punkt zu zeigen. Mit Dominik Brich trat der vierte Schütze dieser Spielzeit an und traf platziert zum 2:0 (25.). Nachdem sich die Gastgeber durch eine zehnminütige Zeitstrafe für Vegard Salihu selbst dezimierten (33.), kontrollierten die Gäste das Geschehen bis zur Pause problemlos.
An der Spielweise der Löwen im zweiten Durchgang hätten vor allem Menschen wie Jürgen Kohler oder Christian Wörns ihre wahre Freude gehabt. Beide entstammen der berühmten Verteidigerschmiede aus Mannheim, wo Manndeckung bereits in der Grundschule als Vorrückungsfach gilt. Wasserburg zog sich zurück und ließ Traunstein spielen, spätestens am Strafraum war aber Schluss. Adnan Kasumovic, seines Zeichens ein geborener Manndecker, weiß, worauf es gegen die Gastgeber ankam: „Wir haben alle zusammengehalten, gekämpft und die taktischen Anweisungen des Trainers umgesetzt.“ In puncto Einsatz stellte er sogar fest, dass „jeder 200 Prozent gegeben“ hatte. Und das hatten sie auch. Immer wieder lief Traunstein an, aber wirklich eingreifen musste Torhüter Alexander Kuile nur einmal, als ein weiter Ball auf Sascha Marinkovic durchgerutscht war, dieser aber keinen Druck hinter seinen Schuss bringen konnte (72.). Die Schlussphase bestritten die Innstädter nach einer Zeitstrafe für Jaume Rubio González zu zehnt (76.), wodurch die Konter weniger, aber die Gefahr für das eigene Tor nicht mehr wurde.
Der Sportbund Chiemgau Traunstein veranstaltete sein jährliches Oktoberfest, weshalb 720 Zuschauer ihren Weg ins Stadion fanden. Diejenigen, die es mit Traunstein hielten, brauchten nach dem Spiel wohl eine Mass Bier, um die Niederlage zu verdauen. Die Stimmung bei den Löwen hingegen brachte Kasumovic treffend auf den Punkt: „Derbypunkte schmecken am besten!“
SB Chiemgau Traunstein: Hutt, Trkulja, Hosp, Marinkovic, Vokrri, Pelypenko (65. Kremer), Alexander Dreßl, Discetti (78. Hafner), Paranos, Jolic (58. Weixler), Salihu (83. Hrvoic).
TSV Wasserburg: Kuile, Stellner, Kasumovic, Lindner, Brich, Kononenko, Haunolder (55. Dumitru), Rubio González (87. Saur), Barthuber (69. Starringer), Wagner (60. Vorderwestner), Voglmaier (60. Ferreira Goncalves)
Schiedsrichter: Morina (FSV Landau/Isar).
Zuschauer: 720.
Tore: 0:1 Voglmaier (20.), 0:2 Brich (25./Foulelfmeter).
Besonderheiten: Zeitstrafen gegen Traunsteins Salihu (33.) und Wasserburgs Rubio Gonzáles (76.).