„Ich bin noch nie so behandelt worden“

von Redaktion

Starbulls-Torwart Oskar Autio wird zum Publikumsliebling – und fühlt sich richtig wohl

Rosenheim – Derzeit ist er in aller Munde: Oskar Autio, der finnische Eishockey-Torhüter der Starbulls Rosenheim in der DEL2. Immer wieder wird er auf den Pressekonferenzen mit Lob überhäuft. Jüngste Beispiele: das Heimspiel am Freitag gegen Weiden. „Da muss man dem Rosenheimer Torwart ein Kompliment machen, der ein überragendes Spiel abgeliefert hat“, befand Weidens Coach Sebastian Buchwieser. Starbulls-Trainer Jari Pasanen fügte an: „Mit Abstand der beste Mann auf dem Eis war Oskari Autio, der hat die zwei Punkte für uns geholt.“ Und auch am Sonntag in Regensburg konnte Pasanen über seinen Torhüter berichten: „Oskari hat uns im ersten Drittel gerettet. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir da ohne Gegentore davongekommen sind.“ Der 4:0-Erfolg beim amtierenden Meister war der dritte Shutout für die Starbulls und ihren Torhüter in dieser Saison – der dritte im Oktober, und das jeweils an einem Sonntag. Der Sonntag ist Autio-Tag!

Seit seiner Ankunft im Februar ist der Torhüter der Liebling der Rosenheimer Eishockey-Gemeinde. Das lag an seinen Leistungen, angefangen vom Premieren-Shutout gegen den späteren Meister aus Regensburg, vor allem aber am Auftreten des Finnen, der sich nahbar, freundlich und bescheiden gibt. „Er ist ein intelligenter Junge und hat einen tollen Charakter“, erklärte Coach Jari Pasanen schon nach wenigen Tagen der Zusammenarbeit. Autio war zuvor in den USA auf dem College aktiv und spielte für die Penn State University. „Vom ersten Moment an war er ein Anführer und ein Vorzeigeathlet für die jungen Spieler“, wurde aus Amerika überliefert. „Über seine Persönlichkeit und seinen Charakter hörten wir nur Gutes, was er auch ab Tag eins in Rosenheim bestätigte“, meinte Starbulls-Vorstand Christian Hötzendorfer. Und so war es auch kein Wunder, dass die Rosenheimer den Goalie weiter an der Mangfall hielten. „Das Rosenheimer Umfeld, die Fans, die Stadt – da waren wir uns nach zwei Telefonaten einig. Der hat richtig Lust auf unseren Club und wir auf ihn“, erzählte Hötzendorfer nach der Verpflichtung stolz.

Die Vorschusslorbeeren waren groß: Schon beim Start des Trikotverkaufs für die neue Saison gingen die Autio-Dressen weg wie warme Semmeln. „Es ist unser meistverkauftes Trikot“, bestätigte Hötzendorfer der OVB-Sportredaktion jüngst. Und auf dem Eis liefert der Torhüter ebenfalls prächtig ab: Aus den letzten sieben Spielen holten die Rosenheimer sechs Siege, für den Finnen gab es dabei nur neun Gegentreffer. „Wir hatten davor schon ein paar Spiele, die wir hätten gewinnen können. Es ist schön, dass sich die Arbeit, die wir hineinstecken, jetzt bezahlt macht“, sagt Autio selbst. Das Erfolgsrezept beschreibt der 25-Jährige wie folgt: „Es sind ein paar kleine Dinge, die wir jetzt besser machen – und das macht meine Arbeit auch leichter.“ Wobei es ihm seine Vorderleute im Heimspiel gegen Weiden durchaus nicht einfach machten, denn da musste Autio gleich mehrere Alleingänge meistern. Es war übrigens das erste Spiel, das er mit seiner neuen Starbulls-Maske bestritt. Seit seiner Ankunft in Rosenheim spielte er noch mit der Beschriftung der Penn State Uni, am vorletzten Wochenende in Selb und gegen Kassel hatte er mit weißer Maske Glanztaten abgeliefert. Nun ist er auch in dieser Hinsicht fest angekommen.

Dass ihn Starbulls-Trainer Pasanen übrigens „Oskari“ nennt, hat der Deutsch-Finne im Podcast „Hart gecheckt“ der OVB-Sportredaktion aufgeklärt. „Finnland ist ein zweisprachiges Land mit Finnisch und Schwedisch. Und er kommt aus Helsinki, das ist zweisprachig, so wie die ganze Westküste Finnlands. Oskar ist schwedisch, aber ich bin durch und durch finnisch, und für mich ist er Oskari.“

Die aktuell starken defensiven Bilanzen – mit einer Fangquote von 93,42 Prozent ist er der beste Keeper der Liga mit mehr als der Hälfte der Spiele – bezeichnet der Torhüter als „Mannschaftserfolg, sie vertrauen mir und ich vertraue ihnen. Wir profitieren voneinander.“ Es sind aber nicht nur die Leistungen Autios, von denen die Starbulls profitieren. Der finnische Schlussmann überzeugt auch durch seine Art. Wenn Autio das Wort in der Kabine ergreift, dann wird respektvoll zugehört. „Ich bin eigentlich ein ziemlich ruhiger Typ“, meint der 25-Jährige, „ich scheue mich aber auch nicht davor, zu sagen, was ich denke“.

Und so spricht er auch über den Tod von Janne Puhakka, der einige Jahre in Autios Heimatclub Espoo spielte. Puhakka (29) war von seinem Lebensgefährten erschossen worden, nachdem er die Beziehung lösen wollte. „Ich kannte ihn. Er war ein ziemlich guter Freund meines älteren Bruders“, erinnert sich Autio und fügt an: „Ich habe nie jemanden gehört, der etwas Schlechtes über ihn gesagt hat. Er war einfach einer dieser Typen, die man in seinem Hockeyteam haben möchte.“ Für den Starbulls-Torhüter ist es auch nichts Besonderes, dass sich Puhakka als einer der wenigen Eishockey-Profis auf dem Planeten geoutet hatte: „Ich denke, jeder gewinnt, wenn Menschen so sein können, wie sie sich fühlen.“

Autio fühlt sich in Rosenheim wohl. „Die Fans sind hier so leidenschaftlich. Ich war zuvor schon bei einigen guten Organisationen, bin aber noch nie so behandelt worden wie hier. Ich habe viele Nachrichten in den sozialen Medien erhalten, die Fans halten Schilder für mich hoch – das ist sehr motivierend. Wenn du diese Fans siehst, dann willst du hart dafür arbeiten.“ Das tut er. Als Nächstes im Derby gegen Landshut am 1. November. Der Finne wird alles dafür geben, dass auch der Freitag künftig zum Autio-Tag wird!

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