Rosenheim – Torlose Spiele im Eishockey sind immer noch eine seltene Erscheinung, torlose Derbys zwischen Rosenheim und Landshut erst recht. Das zweite Derby der beiden Erzrivalen in der DEL2 ist gestern Abend torlos zu Ende gegangen. Die Entscheidung fiel im Penaltyschießen, wo C.J. Stretch den Starbulls mit seinem Treffer den ersten Derbysieg nach sechs Niederlagen in Folge bescherte.
Der Spielfilm: Von Beginn an legten beide Teams ein hohes Tempo vor, spielten hochkonzentriert und waren vor allem darauf aus, Fehler zu vermeiden. Defensive Stabilität war Trumpf und so ergaben sich auch nur wenige Möglichkeiten in der Anfangsphase. Eine Mehrfach-Schuss-Kombination der Starbulls in der zweiten Minute landete zumeist in der vielbeinigen Landshuter Abwehr, auf der anderen Seite prüfte Yannick Wenzel den Starbulls-Goalie Oskar Autio. Erst gegen Ende des ersten Durchgangs gab es wieder Gelegenheiten: Erst scheiterte Charlie Sarault an Jonas Langmann, dann traf Shane Hanna nur den Pfosten. Auf der Gegenseite war David Stieler knapp an der Führung dran, zwei Sekunden vor dem Ende kam David Zucker frei vor dem Starbulls-Tor zum Abschluss, setzte die Scheibe aber vorbei.
Geht es noch intensiver? Das zweite Drittel sagte „Ja“. Beide Teams schenkten sich nichts und vor allem in der neutralen Zone und in den Ecken wurde heiß gekämpft, Checks wurden zu Ende gefahren – die Partie blieb aber stets fair. Norman Hauner verfehlte das Landshuter Gehäuse und als Ville Järveläinen den Puck ins Netz setzte, war der Pfiff schon ertönt – unterlaubter Weitschuss! Die Rosenheimer zeigten sich mit dieser Entscheidung nicht einverstanden.
Kräfteverschleiß im letzten Abschnitt? Mitnichten. Es ging unverändert mit hohem Tempo weiter. Hauner schoss drüber, ein Konter von Lukas Laub wurde im letzten Moment noch gestoppt. Für Landshut solierte sich Wade Bergman durch und wurde von Autio ausgebremst. Und auch die Special Teams stachen nicht. Die Starbulls konnten zwei Powerplays nicht in Tore ummünzen, man merkte, dass die Gäste das beste Unterzahlspiel der Liga haben. Auf der anderen Seite war auch Landshuts Überzahlspiel nicht von Erfolg gekrönt und so ging es in die Verlängerung – die Starbulls hatten zumindest den ersten Zähler nach sechs Niederlagen sicher!
In der Verlängerung machte Rosenheim wesentlich mehr und hatte die beste Chance durch Max Vollmayer, der aber an EVL-Torhüter Langmann scheiterte. Das Penaltyschießen musste über den Zusatzpunkt entscheiden. Dort trafen von den jeweils ersten drei Schützen Starbulls-Kapitän C.J. Stretch und Landshuts Nick Pageau. Den zweiten Versuch von Pageau meisterte Autio, während Stretch auch seinen zweiten Schuss verwandelte – der Derby-Fluch ist vorbei!
Die Schlüsselszene: Shane Hannas Pfostentreffer vielleicht. Wäre der dringewesen, dann hätte Rosenheim die große Chance auf drei Punkte gehabt. Aber alles Spekulation
Das macht Spaß: War es das lauteste Derby? Die Kulisse war prächtig und das Rofa-Stadion wurde zu einem Hexenkessel. Kompliment an beide Fan-Lager. Und die Rosenheimer Fan-Seele durfte befriedigt wieder mal Derby-Punkte feiern.
Das bereitet Sorgen: So gut wie nichts. Die Starbulls sind weiter auf einem sehr guten Weg.
Das war los mit: Dominik Kolb. Der Allrounder bekam wieder einmal seine Chance und fügte sich nahtlos ein. Der 28-Jährige machte ein engagiertes Spiel an der Seite von Dominik Tiffels. Für Kolb musste diesmal Pascal Zerressen in die Zuschauerrolle.
Der Spieler des Spiels: Shane Hanna. Unglaublich, was der Rosenheimer Verteidiger für ein Pensum abspulte. Er war hinten und vorne zu finden, fing Angriffe, sorgte für den Spielaufbau und war dann in vorderster Linie vor dem gegnerischen Tor zu finden.
Der Blick in die Historie: Das letzte 0:0 zwischen beiden Teams gab es am 17. April 2012. Damals trafen beide Teams im dritten Spiel der Playoff-Finalserie in der 2. Bundesliga in Landshut aufeinander. In der Verlängerung siegten die Starbulls, den entscheidenden Treffer markierte Cory Quirk.
Das sagen die Trainer: Heiko Vogler, EV Landshut: „Es waren zwei tolle Fanlager. Ein taktisch geprägtes Eishockey, wir wussten, was Rosenheim macht, Rosenheim wusste, was wir machen. Heute waren auch zwei überragende Torhüter auf dem Eis. Ich bin sehr stolz, wie wir hier aufgetreten sind. Dieses Spiel hat eigentlich zwei Gewinner verdient, leider kann nur einer gewinnen, und das war Rosenheim.“
Jari Pasanen, Starbulls Rosenheim: „Das war eine tolle Kulisse, So eine Stimmung zu haben ist schon Extraklasse. Das erste Drittel war Top-Eishockey für die DEL2, das war schon so ein bisschen Playoff. Beide Mannschaften waren taktisch perfekt eingestellt und haben nicht so viel zugelassen. Im zweiten Drittel waren wir ein bisschen mehr am Drücker, im letzten Drittel Landshut. Aber beide Torhüter haben alles gefischt und es gab auch nicht so viele klare Torchancen. Penaltyschießen ist natürlich Lotterie, aber gottseidank haben wir ,Stretchi‘. Für die Fans war der Sieg wichtig.“
Spielstatistik: Starbulls Rosenheim – EV Landshut 1:0 nach Penaltyschießen (0:0, 0:0, 0:0, 0:0). Starbulls: Autio (Mühlberger) – Hanna, Dybowski; Gnyp, Vollmayer; Kolb, Tiffels – Laub, Stretch, Hauner; Strodel, Ewanyk, Järveläinen; Nirschl, Sarault, Reiter; Zwickl, Kuqi, Handschuh.
Tor: 1:0 Stretch (Penaltyschuss).
Schiedsrichter: Neutzer/Lajoie; Strafminuten: Rosenheim 2, Landshut 4; Zuschauer: 4927.
Das nächste Spiel: Am Sonntag um 17 Uhr gastieren die Starbulls bei den Eispiraten Crimmitschau. Es ist das letzte Spiel vor der Länderspielpause.