Gut, aber noch lange nicht optimal

von Redaktion

Die 100-Tage-Bilanz der Starbulls-Neuen: Wer hat gezündet, bei wem geht noch mehr?

Rosenheim – Am 1. August haben die Starbulls Rosenheim offiziell die neue Eishockey-Saison für die DEL2 eingeläutet, seit diesem Zeitpunkt stehen die acht Neuzugänge für die neue Spielzeit unter Vertrag. Seitdem sind 100 Tage vergangen. Und es ist Zeit für eine erste Bilanz: Wer von den Neu-Rosenheimern hat schon gezündet und bei wem ist noch Luft nach oben? Die OVB-Sportredaktion hat die neuen Starbulls genauer unter die Lupe genommen.

Zack Dybowski

Der 27-jährige Verteidiger kam aus der Oberliga nach Rosenheim. Der Deutsch-Kanadier spielte bei den Hannover Scorpions und ist nun erstmals in der DEL2 aktiv.

Bilanz: 17 Spiele, ein Tor, acht Vorlagen.

Das war gut: Fügte sich nahtlos ins Team ein und hat den Sprung in die höhere Spielklasse ohne große Eingewöhnungszeit vollzogen. Seine +8 in der Plus-/Minus-Statistik erklärt sich sicherlich dadurch, dass er oft hinter der Top-Reihe agiert – dass er das tut, liegt aber auch an seiner Leistung.

Das geht besser: Dybowski hat noch den ein oder anderen Stellungsfehler drin, mit dem eh schon offensiv ausgerichteten Shane Hanna entstehen dadurch manchmal auch brenzlige Momente.

Erinnerungsmoment: Der Zusammenprall mit Dominik Tiffels beim Spiel in Kaufbeuren, der einen Gegentreffer nach sich zog – dieser Moment wird seiner Gesamtleistung eigentlich nicht gerecht.

Fazit: Dybowski ist sicherlich die Überraschung unter den Neuen. Für ihn geht es jetzt darum, die Leistung zu stabilisieren und herauszufinden, wie viel mehr noch bei ihm drin ist.

Travis Ewanyk

Der Deutsch-Kanadier (31) war aus Ungarn nach Deutschland zurückgekehrt und hat mehrere Jahre Erfahrung aus Deutschlands höchster Liga mitgebracht.

Bilanz: 17 Spiele, drei Tore, eine Vorlage.

Das war gut: Bringt seine Körperlichkeit vor dem gegnerischen Tor gut ein. Wichtig im Powerplay, das ja gegenüber vergangener Saison verbessert ist. Wichtig auch bei den Bullys, von denen er mehr gewinnt als verliert. Und er feuert viele Schüsse aufs gegnerische Tor ab.

Das geht noch besser: Wenn einer viel schießt, dann kann er auch besser treffen. Bei 47 Schüssen sind mehr als drei Tore möglich.

Erinnerungsmoment: Sein Faustkampf in Landshut gegen EVL-Verteidiger Alexander Dersch und das anschließende Anpeitschen der Starbulls-Fans.

Fazit: Mit dieser Leistung ein Gewinn für die Mannschaft, zumal er sich auf dem Eis auch nicht als Rowdy präsentiert und unnötige Strafzeiten zieht.

Simon Gnyp

Ebenfalls mit DEL-Erfahrung aus Köln, Ingolstadt und Frankfurt ausgestattet, ist der gebürtige Burghauser jetzt wieder nahe der Heimat. „Er kann ein Top-Vier-Verteidiger in der Liga sein“, meinte Trainer Jari Pasanen bei seiner Verpflichtung.

Bilanz: 17 Spiele, ein Tor, eine Vorlage.

Das war gut: Gnyp hat sich im Laufe der bisherigen Saison gesteigert. Mittlerweile gewinnt er an Sicherheit und beweist sich auch mehr in der Offensive, siehe seinen Treffer im Heimspiel gegen Dresden.

Das geht besser: Beim 23-Jährigen ist noch viel Steigerungspotenzial drin. Sei es im Zweikampf, im taktischen Verhalten, beim Spielaufbau und in der Offensive.

Erinnerungsmoment: Sein hervorragender Pass in Krefeld aus der eigenen Zone auf Stefan Reiter, der dann zum wichtigen 1:1 traf.

Fazit: Ein Ziel hat Gynp bereits erreicht: Er hat wesentlich mehr Eiszeit (im Schnitt 15:20 Minuten pro Spiel) als in der DEL. Die anfängliche Zurückhaltung ist abgelegt, nun können mehr auffällige Szenen folgen.

Ville Järveläinen

Frisch mit dem deutschen Pass ausgestattet, war der gebürtige Finne einer der aufregendsten Transfers im Sommer. Der 31-Jährige kam mit der Empfehlung von 191 Toren aus sieben DEL2-Spielzeiten an die Mangfall.

Bilanz: 17 Spiele, ein Tor, sechs Vorlagen.

Das war gut: Der kleine Wirbelwind ist stets bemüht und beschäftigt die gegnerischen Torhüter mit vielen Schüssen. Arbeitet auch nach hinten mit.

Das geht besser: Nur ein Tor aus 53 Schüssen ist natürlich viel zu wenig. Die Versuche des Finnen sind oft unplatziert, landen genau beim Torhüter oder neben dem Gehäuse.

Erinnerungsmoment: Der lang ersehnte erste Scorerpunkt im Heimspiel gegen Bad Nauheim. Danach wurde er von den Teamkollegen sauber gefeiert.

Fazit: Da muss mehr kommen. Wenn ein Torjäger nach 17 Spielen nur einen Treffer hat und eine Erfolgsquote von 1,89 Prozent, gemessen an seinen Schüssen, aufweist, dann ist das enttäuschend. Järveläinen passt gut ins Team, die Erwartungen und Hoffnungen waren aber sicher größer.

Fabjon Kuqi

Der frühere deutsche Junioren-Nationalspieler wechselte erstmals aus Bietigheim zu einem anderen Verein. Mit den Steelers war der 23-Jährige aus der DEL2 abgestiegen.

Bilanz: 17 Spiele, fünf Vorlagen.

Das war gut: Zeigte seine Qualitäten als Allrounder: Mal führte er die vierte Sturmreihe als Mittelstürmer an, mal spielte er Außenstürmer. Geht in die Zweikämpfe, ist in den Ecken präsent und macht defensiv Räume dicht. Ein absoluter Teamplayer.

Das geht besser: Die Zahlen von heuer sind sicherlich nicht mit denen vom Vorjahr (sieben Tore, 22 Vorlagen über die Saison) zu vergleichen, da Kuqi in Bietigheim fast doppelt so viel Eiszeit hatte. Aber: Offensiv ist noch Luft nach oben, auch bei den Bullys kann der U24-Akteur noch viel lernen.

Erinnerungsmoment: Die Vorlage in Unterzahl auf Shane Hanna, der dann zum 2:3 traf und die Wende im Heimspiel gegen Weiden einleitete.

Fazit: Rosenheim mag Arbeiter auf dem Eis, insofern passt Kuqi zu den Starbulls. Wäre er nicht permanent in der vierten Reihe, dann würden auch die Punkte mehr. Er darf aber ruhig noch mehr aus sich rausgehen.

Ludwig Nirschl

Der Stürmer kam vom DEL2-Konkurrenten aus Freiburg, wo er eine Spielzeit mit längerer Verletzungspause hinter sich hatte. Der gebürtige Regensburger ist heuer erstmals außerhalb des U24-Kontingents.

Bilanz: 17 Spiele, zwei Tore, zwei Vorlagen.

Das war gut: Fügt sich immer besser ins Rosenheimer Spielsystem ein. Hat Tempo nach vorne, arbeitet aber auch immer mehr nach hinten.

Das geht besser: Die Ausbeute in der Offensive. Aktuell trifft er nur gegen Dresden, auch wenn er schon 37 Schüsse genommen hat. Zum Vergleich: Letzte Saison in Freiburg reichten ihm 40 Versuche für sieben Tore.

Erinnerungsmoment: Sein Treffer in der Verlängerung zum 3:2-Erfolg im Auftaktspiel in Dresden. Gut vom Gegenspieler gelöst und direkt abgezogen – lehrbuchmäßig.

Fazit: Auch noch mit Luft nach oben, Nirschl ist aber selbstkritisch und weiß, dass er sich noch verbessern kann.

Charlie Sarault

Seine Verpflichtung galt als Königstransfer im Sommer. Der Kanadier (32) kam als Topscorer der Ravensburg Towerstars nach Rosenheim.

Bilanz: 17 Spiele, ein Tor, 13 Vorlagen.

Das war gut: Sarault arbeitet viel fürs Team und stellt sein gutes Passspiel unter Beweis. Innerhalb der Mannschaft geachtet, avancierte er auf Anhieb zu einem der Vizekapitäne.

Das geht besser: Er schießt nicht. Lediglich 20 Schüsse in 17 Partien sind für einen Stürmer arg wenig. Kein Wunder, dass erst ein Tor zu Buche steht.

Erinnerungsmoment: Die geniale Vorlage auf Maxi Vollmayer zum 2:2-Ausgleich in Dresden, als er seine herausragende Übersicht bewies.

Fazit: Sarault ist gut, allerdings sind die Erwartungen auch groß. Stürmer werden an Toren gemessen – dass da noch mehr kommen muss, liegt auf der Hand. Und in manchen Momenten darf er auch der auffällige Unterschiedsspieler sein.

Pascal Zerressen

Der hoch aufgeschossene Verteidiger (31) war im letzten Jahr Kapitän in Bietigheim. Der Ex-Nationalspieler kann auf mehr als 500 Begegnungen in der höchsten deutschen Spielklasse zurückblicken.

Bilanz: 15 Spiele, zwei Vorlagen.

Das war gut: Nutzt seine Reichweite mit dem langen Schläger und hat eine unaufgeregte Spielweise. In Unterzahl wertvoll für die Starbulls, wirkt zudem mit Verteidigungspartner Dominik Tiffels eingespielt wie ein altes Ehepaar.

Das geht besser: Natürlich kann er noch ein bisschen offensiver werden. Gegen Weiden im ersten Drittel nicht auf der Höhe – sein bisheriger Tiefpunkt der Saison.

Erinnerungsmoment: Seine Rettungstat mit dem verlängerten Rücken bei seinem „Heimspiel“ in Krefeld. Torwart Oskar Autio war schon geschlagen, als sich Zerressen in den Schuss warf und Krefelds Aufschwung mit dem Hinterteil stoppte.

Fazit: Zerressen ist der einzige Neuzugang, der nicht bei allen 17 Spielen im Einsatz war. In den letzten beiden Partien musste er Dominik Kolb weichen. Dennoch: Hat sich gut eingefügt und ist ein Teil, warum die Starbulls defensiv besser agieren, als in der abgelaufenen Spielzeit.

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