Gegen die Giganten durchgesetzt

von Redaktion

Motorrad-Pilot Ross Branch holt WM-Titel für Stephanskirchener Hero-Rally-Team

Rosenheim – Das Hero-Techcenter ist in Stephanskirchen bei Rosenheim beheimatet. Rund 70 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten am Standort an der Entwicklung von Motorrädern für die Serienproduktion und den Rallye-Renneinsatz. Das Techcenter, inklusive des hauseigenen Hero Moto-Sports Team Rally, gehört zur indischen Hero-Moto-Corporation, einem der weltweit größten Motorradhersteller.

Nun feierte das Hero-Rally-Team mit dem Gewinn der FIM World-Rally-Raid-Championship durch Ross Branch den größten Erfolg seit seiner Gründung im Jahr 2016. Der Motorrad-Pilot aus Botswana belegte bei der Marokko-Rally den dritten Platz und holte sich damit den WM-Gesamtsieg bei der W2RC 2024. Voraus gegangen waren die Plätze zwei bei der Rally-Dakar und bei der Abu Dhabi Desert Challenge, Platz fünf bei der Rally-Portugal und ebenfalls Platz fünf bei der Rally Desafio in Argentinien. Am Ende standen 88 Gesamtpunkte auf dem Konto, die für Ross Branch zum WM-Titel reichten. Platz zwei belegte Adrian van Beveren (Frankreich, Team Monster-Energy Honda) mit 76 Punkten, Platz drei Tosha Schareina (ESP), ebenfalls Honda, mit 70 Punkten.

„Ich bin überaus glücklich und freue mich, Teil eines so wunderbaren Teams zu sein. Vielen Dank an alle, die an mich geglaubt haben“, so Branch. Betrachtet man den Erfolg in Hinblick auf die große Konkurrenz mit den Werksteams von KTM oder Honda – gleichsam die Giganten, was das Budget und die Ressourcen im Rally-Raid-Bereich angeht – erscheint der Gewinn des WM-Titels für Hero in einem noch helleren Licht. „Ich bin seit nunmehr 18 Jahren im Motorrad-Offroad-Sport tätig und es macht mich wirklich stolz auf das, was unser kleines Team durch konsequente, harte Arbeit erreicht hat“, so Teammanager Wolfgang Fischer. Tatsächlich gehören Höhen und Tiefen immer zu diesem knallharten Sport dazu. So schwingen noch immer Erinnerungen an den tragischen Tod von Paulo Goncalves bei der Rally-Dakar 2020 mit. Goncalves holte 2013 den WM-Titel. Damals leitete Fischer noch das eigene Speedbrain-Rally-Team, es war bereits in Stephanskirchen beheimatet.

Das Hero Moto-Sports Team Rally war bei der 25. Ausgabe der Rallye Du Maroc mit Ross Branch, Nacho Cornejo (Chile) und dem deutschen Sebastian Bühler am Start. Nach dem Prolog in Marakkesch nahm die Rallye eine unerwartete Wendung. Der Grund waren Starkregen und teils heftige Überschwemmungen. „Das ausgewaschene Gelände war extrem tückisch“, so Fischer. Es führte zu zahlreichen Ausfällen. Der Wahl-Portugiese Sebastian Bühler stürzte auf der zweiten Etappe schwer und trug zahlreiche Verletzungen davon, ist aber auf dem Weg der Besserung. „Ich hoffe, er erholt sich rasch. Wir wünschen ihm alles erdenklich Gute“, so Fischer. Nacho Cornejo, der Ross Branch während den sechs Etappen stets den Rücken freihielt, belegte am Ende den zwölften Platz. Die Rallye, die sich über fast 2500 Kilometer erstreckte, endete in Mengoub-Bouârfa, nahe der algerischen Grenze.

Ein interessanter Nebenaspekt ist, dass auf den selben Strecken der FIM-Rally-Raid-WM für Motorräder auch die FIA Rally-Raid-WM für Automobile ausgetragen wird. Es handelt sich jedoch um zwei eigenständige Rennserien, die zusammen eine Weltmeisterschaft ausfahren – Langstrecken Wüstenrennen mit hoch anspruchsvoller Navigation im offenen Gelände. „Das belegt den hohen Anspruch der Weltmeisterschaft an Mensch und Material und dies stets auf Etappen über mehrere hundert Kilometer am Tag. In Kombination physisch, mental und technisch die härteste Motorsport-Disziplin und gleichzeitig eines der letzten großen Abenteuer, mit vielen Wochen unter Extrembedingungen in großartigen Wüsten“, erzählt Fischer. „Ohne den höchsten Einsatz der Fahrer, ohne ein sehr erfahrenes Team, ohne den entsprechenden Team-Spirit, wäre der WM-Erfolg nie möglich gewesen. Jetzt konzentrieren wir uns voll auf die Rally-Dakar in Saudi-Arabien, die am 3. Januar 2025 startet“, so Fischer.

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