Rosenheim – In der vergangenen Saison hat sich ein Quintett an A-Jugend-Spielern in der ersten Mannschaft des Fußball-Landesligisten TSV 1860 Rosenheim festgespielt. Sie waren ein wichtiger Bestandteil, dass sich die Sechziger nach dem gewaltigen Absturz aus der Regionalliga zwei Klassen tiefer wieder stabilisiert haben. Mit Tizian Rudolph feierte am Ende der vergangenen Spielzeit ein weiterer Nachwuchsspieler sein Debüt, der jetzt zur Stammformation gehört. Immer wieder bringt 1860-Coach Wolfgang Schellenberg junge Akteure zu Landesliga-Minuten bei den Herren. Im Heimspiel gegen den VfB Forstinning (1:2) feierte sogar ein Torhüter seine Premiere.
Weil Stammkeeper Alin Goia auf einem Trainer-Fortbildungskurs weilte, schlug die große Stunde von Simon Stein. Der 18-Jährige erfuhr vor dem Spiel in der Kabine von seiner Nominierung. „Ich habe gewusst, dass es sein kann, dass ich spiele“, erzählt Stein. Schellenberg erklärte: „Alin ist etwas knapp zum Spiel gekommen, eine vernünftige Spielvorbereitung war für ihn nicht möglich. Wir wussten aber, dass das sein könnte.“ Also ließ der Rosenheimer Coach seinen Youngster von der Leine. „Wir haben ja immer gesagt, dass wir junge Spieler fördern wollen. Und das machen wir. Simon hat fehlerfrei gespielt“, lobte er.
„Ein bisschen überfordert“ sei er zunächst gewesen, sagt Stein. Natürlich hatte er sich gefreut, erstmals ran zu dürfen. Denn: „Was will man mehr, als in der ersten Mannschaft zu spielen?“ Der junge Goalie merkt aber auch an: „Zur Zeit läuft es ja nicht so, da hatte ich auf jeden Fall Respekt vor der Aufgabe.“ Was man ihm allerdings nicht angemerkt hat. Stein war von Beginn an gut im Spiel, machte einen sehr abgeklärten Eindruck. Lautstark teilte er seine Vorderleute ein („Das ist mir eingetrichtert worden, seitdem ich Torwart bin“), bot sich immer wieder zum Mitspielen an und brachte die Bälle dann auch sicher zu den eigenen Kollegen. „Ich wollte gar nicht, dass sie ihn so oft in den Spielaufbau mit einbauen“, gab Schellenberg nach dem Spiel zu, attestierte seinen Torhüter aber „eine große Ruhe am Ball“.
Für Simon Stein ist das aktive Mitspielen keine große Affäre. „Das habe ich schon immer gehabt. Ich finde, das sollte ein Torwart heutzutage auch haben, das ist einfach modern.“ Dass er das kann, stellt auch Alin Goia heraus: „Mit dem rechten Fuß ist er schon sehr gut, er braucht aber auch den anderen Fuß. Das ist im modernen Fußball wichtig“, sagt der 36-Jährige, der einst in der zweiten rumänischen Liga als Profi spielte und in Rosenheim auch in der Regionalliga schon im Einsatz war. Er trainiert Stein und die anderen jungen Rosenheimer Torhüter während der Woche und versucht, sie weiterzuentwickeln. „Er ist ein fleißiger Typ, arbeitet sehr viel und auch sehr richtig“, beschreibt Goia.
Stein nimmt die Hinweise auf: „Meinen schwachen Fuß muss ich schon noch mehr trainieren.“ Als Stärken an seinem Spiel bezeichnet er das „Eins-gegen-eins und die Ruhe am Ball“. Auch Goia lobt die „sehr guten Reflexe auf der Linie“, Coach Schellenberg bezeichnet Stein als „unwahrscheinlich reaktionsschnell“. Der Rosenheimer Torwarttrainer weiß aber auch: „Er kann noch alles verbessern. Das gilt aber auch für mich. Den perfekten Torwart gibt es deshalb auch nicht.“
Als Beispiel für diesen Satz kann man den Gegentreffer zum 1:2 nehmen. Da hatte Stein im Vorfeld noch glänzend pariert, hatte dann aber im Nachschuss das Nachsehen. „Da hat er davor noch überragend reagiert“, meinte Schellenberg. Der junge Torhüter war hingegen kritischer mit sich: „Wenn ich Glück habe, dann halte ich den zweiten noch.“ Ehrgeiz bis in die letzte Faser – das sind Torhüter, die nach oben kommen wollen!
Simon Stein hat dazu zumindest schon mal ordentliche Voraussetzungen. „Er hat eine extrem gute Einstellung zum Leistungssport“, lobt Schellenberg das „langjährige Rosenheimer Eigengewächs“, der einst vom SV Pang zu den Sechzigern gewechselt war. Auch Alin Goia erklärt: „Er hat eine sehr gute Perspektive.“ Stein selbst gibt sich bescheiden: „Ich will die Chance nutzen, wenn ich wieder spielen darf.“ Das bestimmt unter anderem Goia. Er muss Stein oder auch den anderen A-Junioren-Torwart Ben Elazar, für den Schellenberg ebenfalls Lob parat hatte, so weit bringen, dass sie ihn ablösen. Schellenberg: „Alin ist aufgerufen, seinen Nachfolger aufzubauen.“