„Es gibt immer noch zu wenige“

von Redaktion

INTERVIEW Chiem-Schiedsrichterobmann Josef Kurzmeier

Ramerberg – Von fußballfreier Zeit ist bei Josef Kurzmeier keine Spur. Der Gruppen-Obmann der Schiedsrichtergruppe Chiem, die dem erweiterten Landkreis Rosenheim entspricht, muss Hallenturniere mit Referees besetzen und ist somit immer noch am Ball respektive der Pfeife. Nichtsdestotrotz hat sich der erfahrene Unparteiische Zeit genommen, um über die Hinrunden-Bilanz der Schiedsrichter in unserer Region zu sprechen. Kurzmeier ist vor allem die Gewinnung und Ausbildung junger Referees ein großes Anliegen. Zudem plädiert er, wie im Sommer in Wasserburg bei der Veranstaltung „Meet the Ref“ geschehen, für einen intensiveren Austausch zwischen Vereinen und Schiedsrichtern.

Wie lief die Hinrunde für die Schiedsrichter in der Region? Gab es Besonderheiten?

Die Hinrunde lief für uns Schiedsrichter ohne größere Probleme. Die Schiedsrichter in den Leistungsklassen konnten größtenteils überzeugen.

Wie ist es um die Anzahl der Referees in der Schiedsrichtergruppe Chiem bestellt?

Die Zahl der Schiedsrichter ist zwar im vergangenen Jahr leicht angestiegen, aber es gibt immer noch zu wenige. Seit Corona pfeifen einige Schiedsrichter auch nicht mehr die hohe Anzahl von Spielen, da sie auch andere Interessen entdeckt haben. Wir veranstalten am Mittwoch, 8. Januar, um 19 Uhr im Gasthof Höhensteiger in Westerndorf eine Infoveranstaltung für den im Februar anstehenden Neulingskurs für Schiedsrichter. Wir hoffen auf eine hohe Beteiligung, da hier alle Informationen über das Schiedsrichterwesen aufgezeigt werden. Man kann sich per E-Mail unter josef-kurzmeier@gmx.de anmelden oder einfach vorbeikommen.

Wie können mehr junge Menschen animiert werden, zur Pfeife zu greifen?

Durch die Spesenerhöhung zur neuen Saison ist schon ein höherer finanzieller Anreiz geschaffen worden. Es ist aus meiner Sicht besser, sich als Schiedsrichter einige Euro dazuzuverdienen, als andere Nebenjobs zu machen. Als engagierter Schiedsrichter sind einige Punkte, die auch im privaten Bereich hilfreich sind, wertvoll. Das sind Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit vielen Charakteren und Fitness.

Wie sieht die Betreuung und das Mentoring von jungen Schiedsrichtern aus?

In unserer Schiedsrichter-gruppe werden die Jung-Schiedsrichter vom ersten Spiel an von erfahrenen Schiedsrichtern als Paten begleitet. Der Verband gibt hier drei Spiele vor. Unsere Jung-Schiedsrichter haben alle einen festen Paten, der über das ganze Jahr beim Schiedsrichter mitfährt. Die ersten Spiele werden bei Bedarf als Tandem-Team geleitet. Hier sind der junge und der erfahrene Schiedsrichter auf dem Platz. Wir haben auch seit letztem Herbst eine Nachwuchsfördergruppe (NFC) aufgebaut, in der die jungen Schiedsrichter an höhere Aufgaben herangeführt werden.

Gewalt auf Fußballplätzen ist auch immer wieder ein Thema. Wie fällt Ihre Bilanz für die Region dahingehend aus?

Zum Glück gibt es im Bereich der körperlichen Gewalt bei uns in der Region in den letzten Jahren nur wenige Fälle. Jeder Fall ist aber einer zu viel. Was die verbalen Attacken betrifft, gibt es bei uns im Kreis leider immer wieder Vorfälle, wo wir Schiedsrichter bis aufs Äußerste beleidigt werden. Hier müssen aus meiner Sicht vor allem die Trainer und Verantwortlichen der Vereine mehr einschreiten. Es sollte in diesem Punkt auch zu mehr Austausch zwischen Vereinen und den Schiedsrichtergruppen kommen.

Was war Ihr persönliches Highlight der Hinrunde?

Im sportlichen Bereich, dass ich mit meinen beiden Assistenten das Benefizspiel am 4. August in Westerndorf der Auswahl aus Rosenheimer Spielern gegen die Bananenflanker Legenden, wie zum Beispiel Tobi Schweinsteiger, vor über 800 Zuschauern leiten durfte. Was mich immer wieder stolz macht, ist der Zusammenhalt der Schiedsrichtergruppe auch im gesellschaftlichen Bereich. Hier ist vor allem die Jahresabschlussfeier mit 180 Personen beim Höhensteiger in Westerndorf zu erwähnen.Interview: Hain

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