„Die Strafe nehme ich auf meine Kappe“

von Redaktion

Starbulls geben in Landshut eine 4:2-Führung her und verlieren in der Verlängerung

Landshut – Ein Derby als Gefühlsachterbahn: Die Starbulls Rosenheim lagen im Derby der DEL2 beim EV Landshut mit 1:0 vorne, dann mit 1:2 hinten und im letzten Drittel mit 4:2 vorne, ehe sie in der Schlussminute noch den Ausgleich kassierten und in der Verlängerung nach wenigen Sekunden den entscheidenden Gegentreffer hinnehmen mussten. Immerhin nehmen die Rosenheimer Eishockeyspieler einen Punkt aus Niederbayern mit.

Der Spielfilm: Die Starbulls waren gleich gut im Spiel, die Anfangsphase war dann aber geprägt von zwei Strafzeiten, auf denen die ersten beiden Treffer folgten. Als Landshuts Alexander Dersch auf der Strafbank saß, taten sich die Rosenheimer lange Zeit schwer, die Formation konstruktiv aufzubauen. Dann verwertete C.J. Stretch in zentraler Position den Abpraller seines Schusses selbst. Dersch kehrte im selben Moment auf das Eis zurück. Dann musste aber Rosenheims Ludwig Nirschl in die Kühlbox. Die Niederbayern nutzten die nummerische Überzahl, Wade Bergman zirkelte die Scheibe an Torwart Oskar Autio vorbei. Bei den Starbulls riss der Faden, Bergman ballerte drüber, ehe Benjamin Zientek die EVL-Führung besorgte. Der Puck senkte sich per Bogenlampe über Autios Schulter. Zum Schluss hatten die Gäste Glück, dass Landshut bei einem weiteren Powerplay die Konsequenz vermissen ließ.

Das zweite Drittel begann mit einer großen Chance für Lukas Laub, die Torhüter Jonas Langmann parierte. Danach gab es Chancen auf beiden Seiten, die ersten beiden Derbys waren intensiver, aber nicht so zerfahren. Ein Landshuter Fehlpass im Spielaufbau kam zu Charlie Sarault, der bediente dank seiner Klasse-Übersicht Ludwig Nirschl und dieser verwertete per toller Technik auf engstem Raum. Und plötzlich hatte Rosenheim wieder das Momentum: Fabjon Kuqi und Sarault scheiterten an Langmann, auch der Versuch von Shane Hanna blieb hängen – der Starbulls-Verteidiger setzte aber nach und sorgte für die 3:2-Führung.

Im letzten Abschnitt musste Landshut kommen, das war aber lange Zeit nicht der Fall. Und als Langmann hinter dem eigenen Tor patzte, der nachsetzende Stretch die Scheibe schnappte und Ville Järveläinen bediente, war mit dem 4:2 der nächste Schritt zum Derbysieg getan. Um den mussten die Starbulls aber zittern. Hanna traf nur den Pfosten, sechseinhalb Minuten vor Schluss verkürzte Robin Drothen für die Gastgeber – und hauchte ihnen damit neues Leben ein. Im Alleingang gegen zwei Rosenheimer Verteidiger spielte Drothen den Puck rechts am Tor vorbei, den Abpraller von der Bande hinter dem Rosenheimer Tor lochte er auf der anderen Seite ein. Und als die Niederbayern den Torhüter durch einen weiteren Feldspieler ersetzten, fiel doch noch der Ausgleich. Nach einer unübersichtlichen Situation vor dem Starbulls-Gehäuse befreiten sich die Landshuter besser und Bergman zimmerte die Scheibe ins Netz. Die Verlängerung dauerte nur 34 Sekunden: Erst kassierten die Starbulls eine Bankstrafe, weil sie zu viele Feldspieler auf dem Eis hatten, dann kassierten sie den entscheidenden Gegentreffer, den Landshuts Goldhelm Tor Immo erzielte.

Die Schlüsselszene: Die Bankstrafe für die Starbulls in der Verlängerung. Nach einem Wechselfehler gerieten die Rosenheimer 13 Sekunden nach Beginn der Overtime in Unterzahl – und kassierten 21 Sekunden später den entscheidenden Gegentreffer.

Der Spieler des Spiels: Wade Bergman. Der Landshuter Verteidiger, der vor dem Spiel seinen Vertrag bis 2027 verlängert hat, erzielte zwei Treffer, darunter den 4:4-Ausgleich, und leistete zum entscheidenden Tor in der Verlängerung die Vorarbeit.

Das macht Spaß: Der Kampfgeist und die Moral der Starbulls sind schon beeindruckend. Auch, wenn es nach dem 1:2-Rückstand noch lange nicht nach einer Wende ausgesehen hat – Rosenheim hat sich wieder ins Match und zu einem Punkt gearbeitet.

Das bereitet Sorgen: Die Gegentore fielen zu einfach. Da war die Konzentration nicht bei 100 Prozent – das war schon im Heimspiel gegen Crimmitschau der Fall.

Die Nachwuchs-Akte: Am Vorabend des Derbys sind die beiden Nachwuchsstürmer Andreas Schneider und Jannick Stein mit Verträgen ausgestattet worden, in Landshut feierten die beiden 19-Jährigen ihr DEL2-Debüt. Pasanen: „Sie haben ihre Sache sehr gut gemacht. Ich war überrascht, wie gut sie die taktischen Aufgaben erfüllt haben.“

Das war los mit: Ein Teil der Rosenheimer Fanszene musste schon vor dem ersten Anspiel den Heimweg antreten. In der Landshuter Altstadt kam es zu Raufereien mit EVL-Anhängern, beide Seiten wurden Gerüchten zufolge noch von anderen Fangruppierungen unterstützt.

Das sagen die Trainer: Jari Pasanen, Starbulls Rosenheim: „Es war ein intensives, spannendes Derby, wobei ich im ersten Drittel die Intensität meiner Mannschaft vermisst habe. Landshut kam angriffslustig und lauffreudig, wir hatten damit Probleme. Zum Ende des ersten Drittels war Landshut besser. Im zweiten und dritten Drittel haben wir sehr gut gespielt. Das dritte Gegentor war kurios, das passiert Oskar auch nur einmal. Die Strafe in der Verlängerung geht auf meine Kappe.“

Heiko Vogler, EV Landshut: „Dieses Retro-Spiel war ein tolles Erlebnis. Das hat sich gut angefühlt, fast wie ich ein kleiner Bub war. Wir sind nicht mit platten Reifen gekommen, die waren diesmal aufgepumpt. Nach dem Gegentor haben wir viel Druck auf Rosenheim ausgeübt. Im zweiten Drittel waren wir am Drücker, haben es aber zu kompliziert gemacht. Rosenheim hat dann auch die Qualität und Klasse. Es war ein Derby auf ganz tollem Niveau.“

Spielstatistik: EV Landshut – Starbulls Rosenheim 5:4 nach Verlängerung (2:1, 0:2, 2:1, 1:0). Starbulls: Autio (Mühlberger) – Hanna, Dybowski; Gnyp, Zerressen; Beck, Tiffels – Laub, Stretch, Järveläinen; Strodel, Sarault, Nirschl; Stein, Ewanyk, Kolb; Schneider, Kuqi, Handschuh.

Tore: 0:1 (8.) Stretch/Järveläinen, Ewanyk, 1:1 (10.) Bergman/Hutchison, Kornelli – PP1, 2:1 (11.) Zientek/Drothen, 2:2 (32.) Nirschl/Sarault, 2:3 (38.) Hanna/Strodel, Nirschl, 2:4 (46.) Järveläinen/Stretch, 3:4 (54.) Drothen/Dersch, 4:4 (60.) Bergman, 5:4 (61.) Immo/Bergman.

Schiedsrichter: Singaitis/Schadewaldt; Strafminuten: Landshut 6, Rosenheim 6; Zuschauer: 4448 (ausverkauft).

Noch ein Heimspiel
im Jahr 2024

Das nächste Spiel: Am Montag, 30. Dezember, um 19.30 Uhr sind die Wölfe Freiburg zu Gast im Jahresfinale.

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