Aus Liebe zum Spiel

von Redaktion

Wie der Hallenfußball-Sparkassenpokal den Ehrgeiz der Bernauer Routiniers erweckte

Rosenheim/Bernau – Der Auftritt des TSV Bernau beim Hallenfußball-Sparkassenpokal hatte etwas Besonderes: Es ist nämlich eine Geschichte von Sehnsucht. Der nach Freundschaft und Spaß, Ehrgeiz und Gemeinschaftssinn. Es geht ums Aufleben der guten, alten Zeiten und dem Wiederbeleben früherer Verbindungen.

Angefangen hat alles bei einem traurigen Anlass: „Wir haben uns alle bei der Beerdigung des Vaters unseres Torwarts getroffen. Da hat sich die alte Bernauer Generation versammelt und wir haben uns gesagt, dass das Leben ein bisschen mehr ist. Und wir haben uns gefragt, was uns alle miteinander verbindet. Und dann war eigentlich klar: Okay, machen wir noch einmal einen letzten Tanz“, erklärte Thaddäus Jell, der sich der Organisation angenommen hatte. „Worum geht es im Leben?“, fragt Jell – und liefert gleich die Antworten darauf: „Es geht darum, Momente zu kreieren. Der Fußball ist dafür eigentlich perfekt – und so war die Idee geboren.“

Die Idee war, dass sich die Bernauer Routiniers zusammenfinden, um beim Hallenfußball-Sparkassenpokal in Rosenheim für ihren Club aufzulaufen. Nachdem die Resonanz bei der Herrenmannschaft des B-Klassisten nicht allzu groß war, schlug die Stunde des Oldies. „Es hat sich angedeutet, dass diesmal keine Mannschaft gestellt werden könnte. Dann haben wir gesagt: ,Das ist unser Ding‘“, erzählt Helmuth Saldivar, der noch in der AH bei den Mannen vom Chiemsee aktiv ist.

Angefangen habe alles mit der „obligatorischen Whatsapp-Gruppe“, wie Saldivar sagt, „da war auch gleich Ordnung dahinter. Es hat geheißen: gscheit oder gar ned!“ Und dann wuchs etwas zusammen: „Wir haben uns in irgendwelchen Hallen im südöstlichen Landkreis getroffen und gespielt, auch gegen andere AH-Teams“, so Saldivar. Und alle blieben dabei, auch wenn hier etwas zwickte und dort etwas zog. „80 Prozent von uns sind am Anfang dahergekommen, dass sie da und da was hätten.“ Das war aber schnell vergessen.

Auch Thaddäus Jell hat durchgezogen. Obgleich er acht Jahre lang überhaupt nicht mehr gespielt hat. Und obwohl er sich in der Vorrunde gleich mal einen Muskelfaserriss zugezogen hatte. „Der Bippo (Daniel Zaglauer, Anm. d. Red.), unser Torwart, hat einen langen Ball gespielt. Ich habe ihm dann gesagt, dass er mich nicht mehr steil schicken muss. Da hat er nur gemeint, dass ich früher schon dort war, wo er hingespielt hatte“, lacht Jell – und fügt an: „Das ist genau der Flachs, den man braucht.“

Der 36-Jährige war mit einer der Jüngsten im Team. „Unser Durchschnittsalter war 38 Jahre, der Älteste war 51“, sagt Jell. Dass Alter nicht vor Ehrgeiz schützt, zeigte sich dann in der Gabor-Halle. Da gab es dann auch mal eine Zeitstrafe und für Jell selbst eine blutige Nase nach einem Zusammenprall. „Man entwickelt schon einen Ehrgeiz, den hat man als Sportler schnell wieder drin“, sagt Saldivar. Und Jell ergänzt: „Der Sparkassenpokal ist so eine geile Plattform. Die Zuschauer gehen da richtig mit. Und wir wollten da unser Herz auf dem Platz lassen und versuchen, eine gute Zeit zu haben.“

Das ist den Bernauern gelungen, immerhin kegelten sie in der Vorrunde den Landesligisten SV Bruckmühl aus dem Bewerb, besiegten dort den Kreisliga-Spitzenreiter SV Aschau/Inn und trotzten in der Zwischenrunde dem Bezirksligisten TuS Raubling ein 2:2-Remis ab. „Wir haben für uns etwas Einmaliges geschafft: Wir sind zusammengekommen und hatten eine gute Zeit. Und uns hat keiner aus der Halle geschossen“, erklärte Jell, der schwärmte: „Erst der Wettkampf und dann wieder elf Freunde zu sein, das zu leben und zu spüren – es ist einfach schön.“

Und so ist es nicht unbedingt ausgeschlossen, dass es im nächsten Winter zu einer Wiederholung kommt. „Nichts ist unmöglich“, sagt Jell. Und Saldivar antwortet auf die Frage, was er denn machen würde, wenn Jell in der Whatsapp-Gruppe eine Anfrage startet, wie aus der Pistole geschossen einfach nur: „Zusagen.“

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