Alle Facetten des Fußballs erlebt

von Redaktion

Fritz und Alexander Wolf sind Spieler, Trainer, und gemeinsam 90 Jahre Schiedsrichter

Rosenheim – Fritz Wolf und sein Sohn Alexander haben eigentlich so ziemlich alle Facetten des Fußballlebens mitbekommen: Sie waren beide Spieler, viele Jahre Trainer und auch als Schiedsrichter aktiv. Zuletzt gab es ein besonderes Jubiläum: Fritz Wolf wurde für 50 Jahre in der Schiedsrichtergruppe Chiem ausgezeichnet, Alexander Wolf für 40 Jahre. Vater und Sohn – miteinander 90 Jahre Schiri! Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Chiem-Schiris wurden beide auch zu Ehrenmitgliedern der Gruppe ernannt.

Beim Besuch im Hause Wolf kamen schnell die ersten Anekdoten. Fritz Wolf erzählte vom Trainerlehrgang in der Sportschule Grünwald, als er zu den B-Schein-Anwärtern gehörte, die gegen die dort trainierenden Kicker vom FC Bayern ein Testspiel bestritten. „Die waren eine ganz junge Truppe und haben kurz darauf Aufstiegsspiele zur Bundesliga gegen Alemannia Aachen bestritten“, erinnert sich Fritz Wolf – und zählt einige der Spieler auf: „Der Sepp Maier war im Tor, Nafziger, Schwarzenbeck und Gerd Müller. Wir haben 0:7 verloren, aber das war ein schönes Erlebnis für uns.“

Es gibt eine ganze Reihe an schönen Erlebnissen, von denen Fritz und Alexander Wolf bei diesem Besuch erzählen. Und es dringt durch, dass die Schiedsrichterei nicht an erster Stelle im Fußballerleben kam, beiden aber dennoch viel Spaß machte. Fritz Wolf legte die Prüfung 1974 ab, als er damals Trainer beim ASV Rott war und der Verein damals keinen Schiedsrichter stellen konnte. Die meiste Zeit als Unparteiischer war er für den ASV Rott aktiv, kurzzeitig auch für den SV Höslwang, als er dort Trainer war. Zehn Jahre später hat dann auch Sohn Alexander die Schiri-Prüfung abgelegt, damals mit 15 Jahren. Er pfiff stets für den TSV Wasserburg. An der Pfeife hatten sie hauptsächlich Jugendspiele geleitet, die Spieler- und Trainerlaufbahn hatte da Vorrang. Immerhin kommen beide auch auf zusammengerechnet 57 Jahre als Trainer im Senioren- und Juniorenbereich.

Letzterer lag den Wolfs aber als Schiedsrichter am Herzen. „Ich wollte da ein Vorbild für die Jugend sein, das, glaube ich, habe ich geschafft“, erzählt Fritz Wolf. Als Trainer betreute er am Wochenende seine Herrenmannschaft, als Schiedsrichter war er im Jugendbereich aktiv. „Ich war dauernd unterwegs“, lacht er. Angesprochen darauf, dass er schon damals viele Minuten nachspielen ließ, fiel ihm gleich eine Geschichte ein. Als Schiedsrichter war er in Soyen, die er kurz zuvor auch trainiert hatte. „Da hieß es dann schon dauernd: ,Fritz, pfeif ab!‘ Ich habe natürlich nicht abgepfiffen, sondern nachspielen lassen. Und was ist passiert? Ramerberg hat einen Eckball gekriegt und noch das Siegestor geschossen.“ Sohn Alexander hatte das Spiel als Zuschauer verfolgt: „Der Druck von außen war schon groß. Ich habe ihn bewundert, dass er das so durchgezogen hat. Damals war die Nachspielzeit noch nicht so üblich. Da war mein Vater seiner Zeit voraus.“

Das war er auch als Pate für den Nachwuchs. Denn was heutzutage normal ist, dass ein erfahrener Schiedsrichter einen jungen Referee begleitet, war im Hause Wolf schon damals der Fall. „Mein Papa war dabei, als ich mein erstes Spiel gepfiffen habe.“ Das war mit 15 Jahren. Alexander Wolf hat dann 25 Jahre aktiv Spiele gepfiffen, „auch Kreisklasse und A-Klasse, aber hauptsächlich Jugendspiele. Ich hatte am Freitagnachmittag Zeit und da waren die Obmänner froh, weil es da oftmals einen Engpass gab.“ Er gibt allerdings auch zu: „Mein Fußballtalent lag woanders, als Spieler und Trainer war ich besser.“ Und so eiferte er seinem Vater auch hier nach, denn schon mit 16 Jahren machte er seinen Trainerschein.

Ob er als Trainer mit den Schiedsrichtern Probleme hatte? „Ich war ja schon relativ früh als Spielertrainer aktiv, da hab ich mehr meine Spieler motiviert.“ Und hatte er als Schiedsrichter mehr Verständnis für die Spieler? „Man ist schon sensibilisiert. Beim Handspiel haben wir auch unser Gefühl für die Situation mit eingebracht. Bei der Regel heute werde ich nie verstehen, was da für Elfer gepfiffen werden.“ Auch Vater Fritz erklärte, dass man durch die Arbeit als Trainer auch an der Pfeife „ein bisschen ein anderes Gespür“ entwickelt habe. „Man konnte sich in den Spieler einleben.“ Für Alexander Wolf war es eine wichtige Sache, dass die Anwärter für den Trainerschein damals zehn Pflichtspiele pfeifen mussten. „Das hatte schon eine heilende Wirkung. Da sieht man das schon mit anderen Augen.“

Dass man Spieler und Schiedsrichter auch miteinander verbinden kann, hat Alexander Wolf bewiesen. Er war langjähriger Kapitän der Schiedsrichter-Auswahlmannschaft der Gruppe Chiem, 2007 konnte er mit seinem Team in Burghausen erstmals die oberbayerische Hallenmeisterschaft der Schiedsrichter gewinnen. Ein weiterer besonderer Moment im sportlichen Leben der Familie Wolf.

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