Rosenheim – Das war ein Krimi! Die ersatzgeschwächten Starbulls Rosenheim haben im DEL2-Heimspiel dem Meisterschaftsfavoriten Kassel Huskies nicht nur bravourös Paroli geboten, sondern die Gäste auch in die Knie gezwungen. Die Eishockeyspieler von der Mangfall siegten mit 4:2.
Der Spielfilm: Die Starbulls starteten gleich gut ins Match und hatten nach 24 Sekunden den ersten Schuss aufs Tor von Brandon Maxwell – abgefeuert von Lukas Laub. Das erste Rosenheimer Powerplay verlief noch ohne Treffer, im zweiten Überzahlspiel klappte es dann aber: C.J. Stretch brachte die Scheibe hoch aufs Tor, der abgewehrte Puck prallte von einem der Spieler vor Kassels Gehäuse über die Linie. Die Hausherren machten es dann sehr gut, hatten viel Scheibenkontrolle und versuchten so auch schon, Kräfte zu sparen. Glück hatten sie, als Oskar Autio bereits geschlagen war, der Puck aber knapp am Rosenheimer Tor vorbeiging.
Die Abwehrschlacht begann dann mit der ersten Sekunde des zweiten Drittels. Kassel hatte fortan das Heft in der Hand, oftmals rettete ein langer Schläger oder ein Körperteil eines blockenden Starbulls-Spielers. Rosenheim hatte Pech, als Dominik Tiffels nur den Pfosten traf. Dafür ging der Puck auf der anderen Seite ins Tor, Autio war die Sicht etwas genommen, Jake Weidner traf. Für den krönenden Schlusspunkt dieses Drittels sorgten die Starbulls: Stretch tanzte einen Verteidiger aus und bewies herausragende Übersicht, indem er Ville Järveläinen bediente, der per Direktabnahme erfolgreich war.
Der Deutsch-Finne setzte auch den ersten Pflock im letzten Drittel: Bedient von Laub täuschte einen Schuss an, umkurvte damit noch einen Abwehrspieler, um das Spielgerät dann unter die Latte zu setzen. Aber Kassel ließ noch nicht locker, das Anschlusstor der Nordhessen erzielte wiederum Weidner. Die Starbulls kämpften, als sie wegen zu vieler Spieler auf dem Eis in Unterzahl gerieten. In der Schlussminute machte Järveläinen dann mit seinem dritten Treffer den Deckel drauf, als er ganz überlegt ins leere Tor einschoss, davor aber noch zwei Huskies-Verteidiger aufs Eis legen ließ.
Die Schlüsselszene: Rosenheim war in der 57. Minute in Unterzahl, da zog Kassels Tristan Keck ab und hatte die Hände schon zum Jubel nach oben gestreckt – aber Oskar Autio hatte die Scheibe unter sich begraben.
Der Schreckmoment: In der 25. Minute prallten Starbulls-Angreifer Manuel Strodel und Kassels Verteidiger Marco Müller böse zusammen und blieben beide auf dem Eis liegen. Während Strodel nach minutenlanger Behandlung gestützt von Mitspieler und Betreuer blutend, aber einigermaßen aufrecht in die Kabine fuhr, musste Müller vom Rettungsdienst auf der Trage abtransportiert werden. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Schiedsrichter sich die Szene noch einmal am Video anschauen“, meinte Starbulls-Trainer Jari Pasanen hinterher.
Der Spieler des Spiels: Ville Järveläinen. Der kleine Deutsch-Finne war mit seinem Hattrick der Größte. An der Seite von Kapitän C.J. Stretch und Lukas Laub entwickelt er sich übrigens zum „Heimspiel-Ville“, denn zehn seiner 13 Treffer erzielte er im Rofa-Stadion.
Das macht Spaß: Moral, Charakter und Einsatzfreude dieser Starbulls-Mannschaft sind phänomenal. So etwas findet sich nur selten. „Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft“, erklärte Pasanen.
Das bereitet Sorgen: Jetzt hat es auch Manuel Strodel erwischt. Der Angreifer, der hart im Nehmen ist, kehrte nach dem Zusammenprall im letzten Drittel noch einmal aufs Eis zurück, fuhr nach einer Attacke an ihm in der 48. Minute vom Eis und ging direkt in die Kabine. „Ein harter Check, aber meiner Meinung nach sauber“, so Pasanen.
Das war los mit: Den Starbulls fehlten zu den drei länger verletzten Akteuren gleich noch drei weitere Stammspieler. Ludwig Nirschl war krank, bei Simon Gnyp und Fabjon Kuqi greift der neumodische Eishockey-Begriff „Oberkörperverletzung“. „Diese muss in der kommenden Woche noch einmal untersucht und bewertet werden“, heißt es von den Starbulls.
Dann war da noch: Eine längere Spielunterbrechung in der 46. Minute, als die Scheibe in die Zuschauerränge flog, und einen Fan am Kopf traf. Dieser wurde noch auf den Rängen erstversorgt und dann ebenfalls per Trage abtransportiert.
Das sagen die Trainer: Jari Pasanen, Starbulls Rosenheim: „Kassel hat gut gespielt, druckvoll und hat viele Scheiben vors Tor gebracht. Aber die Mannschaft hat unglaublich gekämpft, Jeder hat Alles gegeben. Die Kabine ist voller müder Leute. Zwickl und Kühnhauser haben ihr bestes Spiel in dieser Saison gemacht. Järveläinen schießt Tore am laufenden Band – ohne so einen Mittelstümer wie ,Stretchi‘ wäre es aber auch schwierig für ihn.“
Todd Woodcroft, Kassel Huskies: „Das Wichtigste zuerst: Marco Müller geht es gut und ich war positiv überrascht, dass Manuel Strodel wieder auf dem Eis war. Unser Problem ist, dass wir in den Spielen gegen die Starbulls zu viele Strafzeiten bekommen. Das sind keine Voraussetzungen für Erfolge. Rosenheim hat das im Powerplay sehr gut gemacht, dazu ist Autio ein exzellenter Torhüter.“
Die Spielstatistik: Starbulls Rosenheim – Kassel Huskies 4:2 (1:0, 1:1, 2:1). Starbulls: Autio (Seidel) – Hanna, Dybowski; Beck, Tiffels; Zerressen, Kühnhauser – Laub, Stretch, Järveläinen; Strodel, Sarault, Ewanyk; Zwickl, Kolb, Handschuh; Stein, Schneider.
Tore: 1:0 (11.) Stretch/Ewanyk, Kolb – PP1, 1:1 (37.) Weidner/Bodnarchuk, Kanninen, 2:1 (40.) Järveläinen/Stretch, Laub, 3:1 (46.) Järveläinen/Laub, 3:2 (48.) Weidner/Garlent, Duquette, 4:2 Järveläinen – ENG.
Schiedsrichter: Singer/Lajoie; Strafminuten: Rosenheim 6, Kassel 8; Zuschauer: 4254.
Das nächste Spiel: Die Starbulls reisen am Sonntag nach Oberfranken. Um 17 Uhr beginnt dasSpiel bei den Selber Wölfen.