„Jeder von uns kommt liebend gerne nach Ruhpolding zurück“

von Redaktion

INTERVIEW Ex-Weltmeister Daniel Böhm ist Sportdirektor im Biathlon-Weltverband – Pichler-Mitwirken ist „clevere Entscheidung“

Ruhpolding – Daniel Böhm kommt aus der Praxis: Der Sportdirektor des Biathlon-Weltverbandes IBU hat als Aktiver viel erlebt: 2014 in Sotchi holte er mit der deutschen Staffel Olympia-Silber, 2015 im finnischen Kontiolahti wurde er mit der Herren-Staffel Weltmeister. Böhm feierte drei Weltcup-Siege, ist Junioren-Weltmeister und fünffacher Europameister, womit er noch immer erfolgreichster deutscher Athlet bei europäischen Titelkämpfen ist. Siege in Ruhpolding gab es für den heute 38-Jährigen nicht, dennoch hat er eine sehr positive Erinnerung an den Chiemgau: 2011 landete er in Ruhpolding zwei Top-15-Platzierungen und machte damit seine erste WM-Teilnahme perfekt.

Böhm, der aus Clausthal-Zellerfeld stammt, hat zum Auftakt der aktuellen Ruhpolding-Tage die neue Saisoneröffnung der Biathleten in München vorgestellt. „Indem wir uns von traditionellen Formaten und Austragungsorten verabschieden, ermöglicht die IBU mehr Kindern und jungen Menschen weltweit Zugang zum und Spaß am Biathlonsport. Indem wir den Biathlon aus den Bergen ins Herz der Stadt holen, hoffen wir, die Leidenschaft für Biathlon bei der nächsten Generation von Fans, Athletinnen und Athleten zu entfachen“, erklärte er zum Loop-One-Festival im Oktober im Olympiapark. Mit der Sportredaktion spricht Böhm über Ruhpolding damals und jetzt:

Sie haben Ruhpolding als Wettkämpfer erlebt und jetzt als Funktionär vom Weltverband. Was sind die Unterschiede?

Es ist natürlich eine komplett andere Perspektive. Als Athlet hat man zu Recht einen relativ limitierten Fokus und konzentriert sich auf das, was sein Job ist, nämlich Laufen und Schießen, und genießt natürlich auch die Atmosphäre der Fans. Mittlerweile ist der Fokus ein bisschen breiter und ich muss mich um die organisatorischen Dinge mehr kümmern, aber die Atmosphäre bleibt die gleiche und ich glaube, jeder von uns kommt liebend gerne nach Ruhpolding zurück. Wir wissen, dass das einer unserer besten Standorte im Kalender ist und wir freuen uns jedes Mal, da zusammenzukommen.

Als Athlet erlebt man den Wettkampfort von außen, jetzt sieht man das Innenleben von Ruhpolding. Wie ist das?

Auch anders natürlich, weil man als Athlet gar nicht so tief in die Organisation hineinschaut, und ich muss sagen, es ist nicht ohne Grund eines unserer erfolgreichsten Weltcup-OKs. Das hängt zusammen mit einer super funktionierenden Struktur, mit guten Leuten an allen Stellen, und es macht einfach Spaß, für uns auch hier in Ruhpolding zu arbeiten.

Ruhpolding betonte immer dieses Familiäre. Spüren Sie das?

Ich glaube schon. Ich glaube, jeder Standort hat so ein bisschen die spezifischen Fans, und auch in der Organisation, bei den Helfern, merkt man schon, dass es Unterschiede gibt. Aber das wird auch gar nicht negativ oder positiv bewertet, das ist ein bisschen anders, aber hier spürt man schon den familiären Charakter. Auch die Zuschauer, man sieht viele Kinder mit draußen, das ist schon sehr familiär.

Haben Sie das als Wettkämpfer auch mitbekommen?

Doch schon, das nimmt man schon wahr. Also man merkt als Wettkämpfer schon auch, wie die verschiedenen Fans vor Ort sind. Du hast andere Fans in Nove Mesto oder in Norwegen verglichen mit Deutschland, und dann ist Ruhpolding auch noch mal ein bisschen anders als Oberhof. Also man spürt das schon und ich glaube, hier macht es einfach jedem Spaß.

Was ist das Besondere an Ruhpolding?

Ich glaube, wenn man die Berge drumherum hat, fühlt man sich erst mal schon mal angekommen im Winter. Dann hat man wirklich von Mittwoch bis Sonntag hier eine super Stimmung und ich glaube, jeder fühlt sich wohl und willkommen, und das spürt man einfach.

Wie wichtig ist der Einfluss von Wolfgang Pichler jetzt?

Ich glaube, es ist sehr gut, jemanden wie Wolfgang Pichler in diese Brückenfunktion zu setzen, als Ansprechpartner für die Teams und für die Athleten im OK. Ich glaube, das hilft schon sehr, um Dinge abzupuffern, um Dinge zu steuern. Also er hängt sich da wirklich rein und versucht, dass die Athleten und die Teams im Fokus des Ganzen bleiben, da, wo sie hingehören. Ich finde, das war eine sehr clevere Entscheidung, ihn in die Position zu setzen.

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