Ruhpolding – Es war der verdiente Lohn für bärenstarke Auftritte im IBU-Cup, der „zweiten Liga“ im Biathlon: Steffi Scherer (28) vom SC Wall durfte nach fast vier Jahren am Donnerstag beim Einzelrennen der Damen in der Chiemgau-Arena ihr zweites Weltcup-Rennen ihrer Karriere bestreiten. Die Wahl-Ruhpoldingerin hat nach einer Berg- und Talfahrt in der Vergangenheit bemerkenswerte Comeback-Qualitäten bewiesen.
2016 war die Landespolizistin in den Nationalkader aufgenommen worden und hatte im Januar 2019 ihr Debüt im IBU-Cup gefeiert. In der folgenden Saison feierte sie in Obertilliach ihre ersten IBU-Cup-Siege, ließ etliche weitere Top-Ten-Platzierungen folgen und gewann in Minsk EM-Silber in der Single-Mixed-Staffel gemeinsam mit Justus Strelow. Nach dem vierten Platz in der IBU-Cup-Gesamtwertung wurde Scherer Mitte März 2020 erstmals für den Weltcup nominiert – im Sprint von Kontiolahti verpasste sie nach drei Schießfehlern als 63. die Qualifikation für die Verfolgung. Trotzdem: Der Weg schien bereitet für weitere Höhenflüge – erst recht nach dem EM-Titel in der Single-Mixed-Staffel 2021 in Duszniki erneut mit Strelow. Doch es folgten bittere Jahre: „Ich war von Krankheiten und Verletzungen geplagt, habe im Training einiges verkehrt gemacht, und die Leistungen haben einfach hinten und vorne nicht gepasst“, sagt Scherer im Rückblick.
Sie flog aus dem DSV-Kader und kämpfte sich zwei komplette Saisons durch den Deutschlandpokal, die „dritte Biathlon-Liga“. Beide Male gewann sie die Gesamtwertung, erhielt daraufhin zur vergangenen Saison wieder einen Platz im Förderkader des DSV – und zeigte „Stehauffrauchen“-Qualitäten: Nach mehreren Top-Platzierungen im IBU-Cup und bei der EM wurde sie wieder in die B-Mannschaft des DSV berufen. Das Training mit Andi Birnbacher daheim in Ruhpolding trug weitere Früchte: Vor Weihnachten feierte die 28-Jährige im IBU-Cup in Obertilliach den Sieg im Massenstart 60. Nach weiteren drei Top-12-Platzierungen im jüngsten IBU-Cup am Arber war es dann so weit: „Ich habe mich erst mal extrem gefreut, als am Sonntagabend der Anruf kam, dass ich in Ruhpolding starten darf. Das ist eine große Ehre und ein Traum, der in Erfüllung geht“, meinte sie im Vorfeld des Wettkampfs.
Den absolvierte Scherer dann prächtig: Als 28. war die Weltcup-Rückkehrerin gleich mal die zweitbeste Deutsche hinter Franziska Preuß – mit einem kleinen Malheur: Die 28-Jährige vom SC Wall kollidierte bei der Anfahrt zum zweiten Liegend-Anschlag beinahe mit der gerade vom Schießplatz losstartenden Schwedin Hanna Öberg. Prompt passierte Scherer beim ersten Schuss der einzige Fehler.rse