„Dieses Rennen ist geil“

von Redaktion

Interview Josef Ferstl über die Streif und seine Rolle

Kitzbühel – Sein Vater Sepp gewann zweimal die Abfahrt (1978 und 1979), er selbst triumphierte 2019 im Super-G auf der Streif. Die Rede ist von Josef Ferstl, der das 85. Kitzbüheler Hahnenkammrennen – nach seinem Laufbahnende im Vorjahr – diesmal aus einer ganz anderen Perspektive erleben durfte. Der 36-Jährige aus Tengling im Landkreis Traunstein analysiert für Eurosport die Weltcup-Speedrennen der Männer. Wie er das Spektakel Kitzbühel empfand und was er zu seinen neuen Rollen – „Pepi“ ist ja auch als Nachwuchscoach des Deutschen Skiverbandes (DSV) tätig – sagt.

Erstmals sind Sie hier in Kitzbühel nicht mehr als Weltcup-Hoffnung des DSV am Start, sondern als Experte beziehungsweise Co-Kommentator von Eurosport. Wie gefällt Ihnen diese Aufgabe?

Es macht extrem viel Spaß, man bleibt dabei, erlebt das alles mal von der anderen Seite. Es ist total schön, ich kenne ja die Leute. Trotzdem bin jetzt ganz froh, dass ich unten im Ziel warten darf.

Kleiner Rückblick auf den Super-G. Vor sechs Jahren haben Sie ihn gewonnen.

Ich war bei der Besichtigung dabei, dieses Rennen ist einfach absolut geil. Natürlich ist es hart und schwer, das hat man ja auch diesmal wieder gesehen. Doch der ganze Mythos, die Atmosphäre hier – das ist schon einzigartig.

Die vielen Ausfälle im Super-G, die Hubschrauber-Einsätze, die bangen Momente: Wertet das Ihren Erfolg von 2019 vielleicht sogar noch ein bisschen auf?

Da runterfahren und gewinnen – das will jeder, egal ob in der Abfahrt, im Slalom oder im Super-G. Das ist einfach etwas Besonderes. Man hat gesehen, dass der Super-G extrem schwer und auch gefährlich ist.

Am besten hat ihn Marco Odermatt bewältigt.

Der hat einen Wahnsinnslauf runtergelegt. Marco ist allerdings auch nicht ohne Fehler ausgekommen, das muss man ehrlich sagen. Fehler erlaubt die Streif eigentlich gar nicht, aber es passieren welche, weil es eben so schwer ist.

Ihr Kommentar zur Abfahrt, die mit einem Außenseitersieg endete?

Spektakulär, extrem schwierig und brutal schnell. Die Athleten waren wahnsinnig gefordert, haben das aber super gemacht. James Craword hat es mit Risiko, Linienwahl und Willen am besten gelöst. Er hat gezeigt: So fährt man die Streif. Die Zeitabstände waren eng, es war ein extrem cooles Rennen, sehr beeindruckend.

Als TV-Experte sind Sie ja auch oft weg von zu Hause. Aber es ist wohl trotzdem entspannter als zu aktiven Weltcup-Zeiten, oder?

Es ist definitiv entspannter. Ich musste ja die gesamte Vorbereitung, die ein Athlet braucht, nicht absolvieren. Außerdem kann man ja auch mal aus dem Studio kommentieren, insofern bin ich schon deutlich weniger unterwegs als früher. Wichtig ist mir auch mein weiterer Job als DSV-Nachwuchstrainer – aber das lässt sich wirklich super kombinieren.

Ist im Bereich das Skiverbandes Chiemgau Nachwuchs da, der mal in Ihre Fußstapfen treten könnte?

Natürlich sind junge Leute da, aber ich muss denen auch mit auf den Weg geben, dass es ein langer und harter Weg ist. Man muss dranbleiben, man muss viel in Kauf nehmen und auf einiges verzichten. Ich denke schon, dass es ein Mehrwert für die Nachwuchsathleten ist, dass ich ihnen da von meiner Erfahrung einiges vermitteln kann. Das macht mir auch unheimlich viel Spaß, und es wird auch angenommen.

Würden Sie auch Ihre eigenen Kinder gerne mal im Skirennsport sehen, würden Sie die beiden ähnlich unterstützen wie Ihre Eltern das damals auch getan haben?

Die beiden fahren brutal gern Ski, fahren auch Rennen, aber grundsätzlich würde ich schon eher sagen, dass ich nicht voll hinter einer dritten Ferstl-Generation stehe. Sie haben einen Riesenspaß am Skifahren, haben auch Talent, aber Rennsport ist nochmal ein anderes Thema. Wenn sie sagen „Hey, Papa, ich will das unbedingt“ dann würde ich es schon machen. Doch derzeit fahren sie einfach mit Herz und Freude und nicht so wie es im klassischen Rennsport der Fall ist. Noch nicht. Und sie sind auch in anderen Sportarten unterwegs: Hannes beim Rudern, im Fußballverein, und Leni hat ein Pflegepferd und spielt Tennis.Interview: Christian Settele

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