„Die Sicht hat sich stark verändert“

von Redaktion

Interview Bad Aiblings Frauen-Trainer Stephan Brunner über den Frauenfußball

Bad Aibling – Der Frauenfußball rückt immer mehr in den Fokus – sei es im TV oder in den sozialen Medien. Es werden immer mehr Fußballspiele der Damen-Teams übertragen und Spielerinnen wie Giulia Gwinn haben mehr als 600000 Follower in den sozialen Medien. Ob sich dieser Hype auch auf die Amateurligen im Frauenfußball ausgewirkt hat, weiß Stephan Brunner. Der 60-Jährige gehört zum Trainerteam der Frauenmannschaft des TuS Bad Aibling. Das Amateur-Team spielt in der Bayernliga, der vierthöchsten Liga bei den Frauen. Ob es genügend Nachwuchs gibt, wieso die Spielerinnen den oft zeitintensiven Sport weiter betreiben und wie das Team in die Rückrunde starten will, erklärt Brunner im Interview.

Herr Brunner, wird der Frauenfußball auch im Amateurbereich mittlerweile anders wahrgenommen?

Ja, die Sicht auf den Frauenfußball hat sich stark verändert. 2003 haben wir mit dem Frauen-Team begonnen. Damals wurden wir belächelt. Das hat mich aber umso mehr angespornt. Nun spielen wir das siebte Jahr in der Bayernliga. Mittlerweile wird der Sport mehr akzeptiert. Zu Beginn hatten uns meist nur 30 Leute zugeschaut. Inzwischen kommen 100 Personen.

Haben Sie genügend Nachwuchs für das Team?

Wir profitieren immer wieder von ehemaligen Spielerinnen der Jugend des FC Bayern. Wenn es jemand nicht in die Bundesliga schafft und aus unserer Region kommt, dann frage ich, ob sie zum TuS wechseln wollen. Meist sind es etwa drei Spielerinnen, die so dem Team beitreten. Und auch aus den niedrigeren Ligen aus dem Umland kommen einige Frauen zu uns. Diese müssen sich am Anfang meist noch an das Tempo gewöhnen, können nach kurzer Zeit aber gut mithalten. Doch wir verlieren auch immer wieder einige.

Woran liegt das?

Manche gehen fürs Studium weg. Andere wiederum können die doch häufigen Trainingszeiten nicht mit der Arbeit oder dem Partner vereinbaren. Wieder andere können körperlich nicht mehr mithalten. Derzeit sind 17 Personen im Kader.

Bei elf Feldspielerinnen und ein paar Auswechselspielerinnen sind das nicht viele.

Wir befinden uns schon an der Grenze. Denn manche haben auch mal am Wochenende etwas vor. Also es wird ein Kampf in der Rückrunde werden.

Wie viel Zeit müssen die Spielerinnen insgesamt investieren?

In der Vorbereitung trainieren wir dreimal die Woche und haben ein Spiel am Wochenende. Das sind schon mal vier Termine. Manche Spielerinnen legen auch eine weite Anreise zum Training zurück, zum Beispiel aus Bad Tölz oder Österreich. Zudem müssen wir während der Saison oft lange Wege zu den Spielen zurücklegen. Das weiteste Ziel in der Rückrunde wird Würzburg sein. Dafür werden wir sogar eine Nacht übernachten. Die müssen die Spielerinnen sogar selbst zahlen. Denn das Geld von den Sponsoren reicht nur für Trainingsanzüge, Sporttaschen und die Busfahrten zum Match.

Warum trotzen viele dem doch großen Aufwand und bleiben im Team?

Die Spielerinnen verstehen sich untereinander alle super und halten zusammen. Die Stimmung im Bus ist ausgelassen. Dadurch ist man eher bereit, mehr Zeit für das Hobby in Kauf zu nehmen. Mit dem Sport entsteht auch eine Gemeinschaft und zum Teil auch Freundschaften. Das zeigt sich auch auf dem Feld. Hier spielt jede für ihre Teamkolleginnen und hängt sich ins Zeug.

Derzeit stehen die Bad Aiblinger Damen an achter Stelle in der Tabelle – ein Platz vor den Abstiegsrängen. Dabei hat das Team das schlechteste Torverhältnis. Muss der TuS heuer um den Klassenerhalt kämpfen?

Dass es um den Klassenerhalt gehen wird, war schon zu Beginn der Saison klar. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir es schaffen werden. Das hängt auch davon ab, woher die Tabellenletzten der Liga über uns kommen und ob sie in unsere Gruppe absteigen.

Wie lautet der Plan für die Rückrunde und die nächste Saison?

Die Spielerinnen wissen, um was es geht. Und dementsprechend werden wir trainieren und uns vorbereiten. Für die nächste Saison bin ich auf der Suche nach neuen Spielerinnen. Wer Interesse hat, kann sich immer bei mir melden.

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