Oberwössen – Es ist der Paukenschlag nach der Biathlon-Weltmeisterschaft in der Lenzerheide gewesen. Der Cheftrainer der deutschen Mannschaft Uros Velepec legte mit sofortiger Wirkung sein Amt nieder. Nachfolger wurde Tobias Reiter. Der 39-Jährige vom ASV Oberwössen stieg nach seiner sportlichen Laufbahn 2011 in das Trainergeschäft ein. Er durchlief sämtliche Stationen vom Nachwuchs bis zum Co-Trainer der Damen im Weltcup, zuletzt war er auch Trainer bei der Landespolizei, der 1b-Frauen und im IBU-Cup. Im Interview spricht Reiter über die Anfrage, seine ersten Schritte und zukünftige Aufgaben.
Wie haben Sie auf das Angebot des DSV reagiert, die deutschen Herren zu übernehmen?
Puh, das ging alles recht schnell. Ich habe mich mit meiner Familie abgesprochen, im Garten meiner Eltern beim Obstbaumschneiden den Ist-Stand analysiert und bin zügig in den Arbeitsmodus übergegangen. Quasi von den Gartenarbeiten in den Weltcup nach Nove Mesto, da blieb nicht viel Zeit zu reagieren!
Was war in dieser kurzen Zeit noch möglich, dem Team näherzubringen?
Während eines Weltcup-Trimesters ist es allgemein recht schwierig, Inhalte zu vermitteln. Zusätzlich wurden dann auch noch einige Trainingszeiten von den Veranstaltern in Nove Mesto aufgrund der schlechten Streckenverhältnisse gestrichen. Somit hatte ich nur sehr wenig und wenn, dann nur sehr dosiert Einfluss nehmen können. Im Allgemeinen habe ich versucht, den Jungs mehr Selbstbewusstsein zu geben und die Zeit genutzt, um mit jedem die aktuelle Lage individuell zu analysieren.
Jetzt steht eine olympische Saison bevor: Was gilt es alles anzupacken?
Ich habe in den letzten drei Weltcup-Wochen sehr gute Eindrücke bekommen, zusätzlich haben mir dann auch die vielen Gespräche mit Sportlern wie Betreuern ein gutes Bild vermittelt. In der Woche von Oslo habe ich dem Team eine klare und strukturierte Planung für die Olympia-Saison vorgelegt, auf die wir uns zusammen verständigt haben. Wir wollen das inhaltliche Arbeiten in den Lehrgängen verstärken. Zum Beispiel müssen wir am Schießstand viel mehr Situationen kreieren, in denen unsere Sportler physisch wie psychisch maximal belastet agieren. Des Weiteren wird es im Groben eine einheitliche Trainingsplanung für unsere LG1a-Athleten über die verschiedenen Stützpunkte geben, sodass wir die gleichen Belastungsrhythmen und Schwerpunkt-Einheiten über den ganzen Sommer haben. Ein weiterer wichtiger Punkt ist für mich das Thema Selbstvertrauen. Um auf diesem Niveau erfolgreich zu sein, muss ich mit maximaler Überzeugung und Entschlossenheit im Rennen agieren. Diese Überzeugung müssen wir uns über den Sommer mit gezielten Maßnahmen und Einheiten aneignen. Interview: Siegi Huber