Tim Schreffl mit dem Sänger „Oimara“ (rechts), der mit seinem Hit „Wackelkontakt“ Erfolge feiert.Foto Privat
Rosenheim – Tim Schreffl hat als Fußballer Erfolge gefeiert und will das jetzt auch als Start-up-Gründer tun. Mit den Herren des TSV 1860 Rosenheim erlebte er in der Saison 2015/16 den Regionalliga-Aufstieg, hatte Angebote von namhaften Nachwuchs-Leistungszentren und trainierte in der Akademie des MLS-Teams Chicago Fire. Später spielte er neben seinem Studium als College-Fußballer bei den Missouri S&T Miners und kehrte anschließend zurück nach Deutschland. Mit der OVB-Sportredaktion spricht Schreffl über seine Sportlerkarriere, prägende Stationen und wie er jetzt auch mit seiner Firma „Flashbook“ im Fußball erfolgreich werden will.
Was haben Sie in den USA studiert?
Studiert habe ich Business Management im Bachelor und habe dann den Abschluss im Master of Business Administration gemacht. Das Studium war eigentlich voll mit Fußball. Also jeden Tag um 6 Uhr in der Früh Training. Im Winter sind wir sogar bei minus 20 Grad auf den Kunstrasen gegangen. Das war absoluter Horror. Und dann meistens dreimal die Woche mittags immer eine Krafteinheit, so für eine Stunde, und am Wochenende waren dann die Spiele.
Wie läuft so ein Wochenende ab?
Wir hatten immer entweder ein Auswärtswochenende oder ein Heimwochenende. Wenn wir ein Heimwochenende hatten, dann war Freitag abends ein Heimspiel, Samstag spielfrei, und am Sonntag haben wir dann gegen eine andere Uni gespielt. Wenn wir Auswärtswochenende hatten, sind wir meistens Donnerstagabends losgefahren, haben im Hotel übernachtet und dann entweder am Freitag nach dem Spiel direkt wieder weiter oder halt am Samstag in der Früh, damit wir am Sonntag das nächste Auswärtsspiel an einer anderen Uni spielen konnten.
Zwei Spiele so kurz hintereinander und das jede Woche – das ist sicher ungewöhnlich für einen Fußballer, oder?
Da gibt es vieles, das komplett anders ist als in Europa. Es gibt kein Unentschieden nach 90 Minuten und die Verlängerung wird per Golden-Goal entschieden. Dann hast du auch die Nationalhymne vor jedem Spiel, was aber schon cool ist. Da kommt Stimmung auf.
Welche Unterschiede zu Deutschland gibt es im Hinblick auf das Training?
In Deutschland spielen wir eigentlich das ganze Jahr kompetitiv, also im Wettkampf. Wir haben eine Hinrunde, die geht von September bis November, und dann von März bis Juni. In Amerika ist es so: Die Fußball-Punktspiele fangen im September an und sind Mitte November fertig. Dann hast du die ganze Zeit keinen Wettkampf. Man hat manchmal im Frühling noch Freundschaftsspiele, aber auch nicht viele, und man darf in der Vorbereitung wochenlang nicht mit dem Ball trainieren. Das Training in dieser Zeit ist sehr ausdauer- und kraftlastig.
Haben Spieler auf dem US-College einen Nachteil gegenüber Spielern in Deutschland?
Definitiv. Als U19-Spieler war ich bei 1860 Rosenheim bei den Herren im Regionalliga-Team und habe da auch meine Einsätze bekommen. Eher von der Bank, aber ich habe meine Einsatzzeiten bekommen. In den College-Teams in den USA würde ich sagen, hatten wir vielleicht mal vom Niveau einen Drittligaspieler, aber der Kern sind die Ausländer, und die haben vielleicht Kreisliga- bis Kreisklassen-Niveau. Ich bin in Amerika definitiv schlechter geworden. Es kommt ja immer darauf an, an welcher Uni man spielt. Wir waren keine krasse Sportuni, aber in der Regel ist das Niveau schlechter, und ich bin auch schlechter geworden.
Waren Sie in einer Studentenverbindung?
Ich bin für eineinhalb Jahre ins Fußballerhaus gezogen. Aber ja, wie man es sich vorstellt. Wir hatten Partys mit tausenden Leuten. Also ich war in Missouri, das ist einer der Trump-Staaten schlechthin, und einer meiner Teamkollegen, war so ein richtiger Missouri-Cowboy. Wir hatten eine Party mit 2000 Leuten oder so, und im ganzen Haus waren Leute. Mein Teamkollege hat einfach sein Maschinengewehr herausgeholt und auf den Tisch gelegt. Ich weiß noch, dass ich meinen Papa angerufen und ihm gesagt habe: ‚Wir haben da eine Party, und der legt da sein Maschinengewehr hin und sieht es auch nicht ein, dass er das wegnehmen soll.‘ Das war wirklich verrückt!
Zurück in Deutschland haben Sie eine Firma gegründet. Wie kam die Idee?
Ich bin ja Fußball-Trainer im Kolbermoorer Nachwuchs und habe überlegt, was ich den Jungs zu Weihnachten schenken könnte. Zuhause habe ich mein altes Freundebuch aus meiner Kindheit gefunden und dann war die Idee geboren. Da kommen die ganzen Erinnerungen wieder hoch und das ist einfach schön für die Jungs.
Wie funktioniert das?
Die Fragen sind sowohl fußballbezogen als auch persönlich und der Kunde kann das alles ganz einfach auf der Website selbst gestalten. Sobald alle Teammitglieder die Fragen ausgefüllt haben, sind die Bücher innerhalb von acht Werktagen zugestellt.
Wie ist die Resonanz bisher?
Wenn die Leute das Buch sehen, dann lieben sie es. Ich habe zwei Kumpels bei Red Bull Salzburg. Den Alex Handle, der ist U15-Trainer und Daniel Raischl, der Teamkoordinator Großfeld. Daniel war der Organisator, der war von Anfang an super begeistert und hat dann gesagt, dass wir das für Salzburg umsetzen.
Aber auch die Fußballprominenz aus München ist von Ihrer Idee begeistert, oder?
Ja. Ich habe eine Kooperation mit den Bananenflankern. Die machen Charity-Spiele mit ehemaligen Profis und da konnte ich unter anderem Tobi Schweinsteiger, Claudio Pizarro oder Benny Lauth davon überzeugen. Bei den Events sind auch Musiker eingeladen. Dem „Oimara“ habe ich die Freundebücher auch gezeigt.
Wie setzen Sie sich bei den Bananenflankern ein?
Wir spenden für jedes bis Weihnachten verkaufte Flashbook-Freundebuch einen Euro.