Rosenheim – Solche Erlebnisse verbinden, auch wenn sie zwischendurch in den Länderspielen Gegner waren. Martin Reichel bestritt insgesamt 173 Begegnungen im deutschen Trikot, Claus Dalpiaz stand bei 146 Länderspielen für Österreich im Tor und hält damit eine Bestmarke für Goalie aus der Alpenrepublik. Mit der OVB-Sportredaktion sprechen Sie über ihre Gemeinsamkeiten und die Zeit im Nationaltrikot.
Sie haben beide schon Länderspiele in Rosenheim bestritten. Wie ist so ein Spiel daheim?
Martin Reichel: Ich denke, für die Region und für die Fans ist das eine super Sache, wenn die Nationalmannschaft kommt. Dann haben wir ein Derby mit Österreich, es ist etwas Besonderes. Ich denke, es freuen sich alle auf das Spiel.
Claus Dalpiaz: Für mich war es absolut ein Heimspiel. Ich meine, was Schöneres gibt es nicht, als in dem Stadion, wo man aufgewachsen ist, dann ein Länderspiel zu bestreiten.
Welche Erinnerungen haben Sie denn an Länderspiele gegen Österreich beziehungsweise Deutschland?
Reichel: Ich habe zwei Erinnerungen. Einmal an die Olympiade 2002 in Salt Lake City. Wir waren 2:0 in Führung, dann kam der Ausgleich. Ich glaube, dass Andi Loth in der letzten Minute das 3:2 geschossen hat und wir waren alle happy, weil wir dann in der Gruppe noch ein Spiel um den ersten Platz hatten, um ins Viertelfinale zu kommen, wo es dann gegen die großen Nationen und die NHL-Stars ging. Die zweite Erinnerung war in Bad Tölz, wo sie das Stadion eröffnet haben. Da haben wir gegen Österreich gespielt und wir haben 0:2 verloren. Ich kann mich erinnern, da war der Hans Zach sehr, sehr sauer auf uns.
Dalpiaz: Da haben wir dem Hans in die Suppe reingespuckt! Ich bin da bester Spieler mit dem Shutout geworden und wurde dann auch geehrt. Da haben wir als Österreicher ein bisschen die Stimmung gedrückt.
Haben Sie in den Länderspielen auch gegeneinander gespielt?
Reichel: Ich weiß nicht, ob er 2002 im Tor war. Aber ich weiß, dass er öfter bei der WM war, wo wir uns auch getroffen haben. 1996 war die WM in Wien, da haben wir uns getroffen.
Dalpiaz: Bei der WM haben wir mal 1:5 verloren, da haben wir uns schon ein bisschen mehr erhofft. Das war, glaube ich, 2003 in Helsinki. Da waren wir eigentlich relativ eine gute Truppe, aber Deutschland war klar besser. Da war auch der Hans Zach Trainer. Das sind halt so Duelle, die hängen bleiben – und dann auch schmerzhaft sind, weil wir bei der WM meistens unterlegen waren. Wenn es um etwas gegangen ist, dann haben wir gegen Deutschland verloren.
Was waren denn die schönsten gemeinsamen Erlebnisse zwischen Ihnen?
Reichel: Das war, als wir in der Oberliga zurückgekommen sind und er im Tor war. Ich weiß, dass uns viele abgeschrieben haben in den Play-offs, und dann haben wir gegen Nauheim im siebten Spiel gewonnen, gegen Herne gewonnen und dann das Finale gegen Peiting, wo wir dann alle gefeiert haben. Das war für uns beide ein schönes Erlebnis.
Dalpiaz: Die gesamte gemeinsame Zeit in Rosenheim, schon zuvor war der Martin ein Pfeiler in der Mannschaft. Und da war auch das letzte Jahr in Rosenheim. Wenn du acht, neun Monate mit der Mannschaft verbringst und das ganze Jahr arbeitest und alles gibst und am Ende der Erfolg da ist, dann ist das schon etwas ganz Besonderes. Noch dazu, weil wir im Februar ein leichtes Tief gehabt haben, wo die Fans schon gemeint haben, wir gaben die Saison ab und haben alle schon Urlaub gebucht. Und ob das in der DEL ist oder in der Oberliga: Mit einem Meistertitel die Saison beenden, im letzten Spiel als Sieger vom Eis gehen – das ist das Beste, was passieren kann. Da hat man den ganzen Sommer über ein gutes Gefühl. Und als Meister abtreten, so wie es bei Martin und mir war, ist einfach ein Traum.
An welches Länderspiel denken Sie gerne zurück?
Reichel: Das sind eigentlich ganz viele. Ich habe mich immer gefreut, wenn ich für Deutschland gespielt habe. Mein Bruder hat für Tschechien gespielt, und bei der WM haben wir uns ab und zu getroffen. Wenn die mit der NHL-Mannschaft ausgeschieden sind, ist er immer rübergekommen, weil er auch immer gerne für Tschechien gespielt hat. Bei der Olympiade haben wir gegeneinander gespielt, das waren für mich so besondere Spiele – auch für ihn, denke ich.
Dalpiaz: Bei mir war das Olympia 1998 in Nagano gegen die Slowaken. Da waren auch NHL-Spieler mit dabei, Peter Bondra, Satan oder Palffy – das waren ja auch Topstars. Und dann haben wir 2:2 gespielt. Da bin ich zur Höchstform aufgelaufen.
Sie sind Österreichs Rekordtorhüter. Hat das für Sie eine große Bedeutung?
Dalpiaz: Ich schaue eigentlich nicht so auf Zahlen und Statistiken, aber es ist schon irgendwie eine besondere Auszeichnung, weil ich über die 15 Jahre, in denen ich in der Nationalmannschaft gespielt habe, immer dabei war. Und das sagt ja auch einiges über die Qualität eines Spielers aus., wenn er konstant das Niveau hat, um unter den besten Drei des Landes zu sein. Ich habe elfmal A-WM, dreimal B-WM und dreimal Olympia gespielt. 17 so große Turniere, das ist rückblickend schon etwas, was einem mit Stolz erfüllt.
Wie schön ist es denn für Rosenheim, dass Idole wie Philipp Grubauer oder Patrick Hager mit dabei sind?
Reichel: Für die Zuschauer ist es eine super Sache, wenn man diese Spieler sieht. Aber es gibt auch andere Spieler aus der DEL oder dem Ausland, die man sonst eigentlich nur im Fernsehen sieht. Jetzt können sich die Fans diese Spieler live anschauen – das ist das Beste.
Was sagen Sie zu Philipp Grubauer, einem Ihrer Nachfolger – und sogar Vorgänger?
Dalpiaz: Ich meine, er ist ein absoluter Weltklasse-Torhüter. Heuer ist es nicht so gelaufen, was ich so mitgekriegt habe. Er war auch verletzt, und dann haben sie den anderen Torhüter forciert – das ist natürlich auch nicht fein. Das war eine ganz schwere Situation, in der du dir natürlich auch kein Selbstvertrauen erarbeiten konntest. Du trainierst, bereitest dich gut vor, aber wenn du dann spielst und nicht gewinnst, dann sitzt du wieder auf der Bank. Wie sollst du da Selbstvertrauen kriegen? Insofern hoffe ich, dass er eine gute WM hat, weil dann kannst du dich natürlich präsentieren. Und vielleicht zeigt er es jetzt schon gegen Österreich in Rosenheim, sodass die Mannschaft weiß: Okay, der „Grubi“ ist in Form. Das ist ja für das ganze Team auch mitentscheidend.
Bei Ihren Söhnen läuft es ganz unterschiedlich: Martin, Ihre spielen Eishockey. Claus, Ihre sind Fußballer!
Reichel: Wir Reichels sind eine Eishockey-Familie, wo auch die Kinder spielen. Ich freue mich, dass der Thomas spielt, dass der Lukas spielt. Für mich als Vater ist es, muss ich ehrlich sagen, anstrengend, das im Fernsehen zu verfolgen. Meine Frau Sabine und ich, wir fiebern immer mit
Dalpiaz: Meine sind in Richtung Fußball gegangen, weil die im Fußball schon in jungen Jahren relativ erfolgreich waren. Dann hat sich das so ergeben, dass sie nach Haching gewechselt sind, der eine ist dann mit zwölf oder 13 zu den Bayern gewechselt. Die haben beide auch Eishockey gespielt, sind aber durch diesen Erfolg beim Fußball geblieben. Der ältere ist jetzt in West Point, Georgia, in den USA, und hat da im Herbst eine gute Saison gespielt, das Stipendium noch einmal verbessert worden.