Rosenheim – Mit 244 Einsätzen ist Unterluggauer auch Rekordnationalspieler Österreichs. Der frühere Verteidiger nahm mit seinem Land an drei Olympischen Spielen und 18 WM-Turnieren teil. Mit der OVB-Sportredaktion spricht der 48-Jährige über seine Erinnerungen im Tam und das Länderspiel in Rosenheim.
Deutschland gegen Österreich – was hat das für eine Bedeutung?
Im Fußball kennt man Cordoba, im Eishockey kennt man die Olympia-Quali in Bietigheim.
Oh ja, da war ja was…
Da war so ein kleiner Zwischenfall… Wenn die Mannschaften komplett sind, dann ist es auf alle Fälle interessant. Es war früher ein bisschen mehr Pfeffer drin, als noch mehr Österreicher in der DEL gespielt haben. Natürlich will keiner verlieren, trotzdem wird es ein gutes und faires Spiel.
Wie sind Ihre Erinnerungen an Länderspiele gegen Deutschland?
Durchwachsen. Die meiste Zeit haben wir uns wirklich schwer getan – bis auf die Olympia-Quali in Bietigheim eben. Da haben wir sie einfach eiskalt erwischt. Da waren sie vielleicht ein bisschen zu sicher, dass gegen uns das Olympia-Ticket leicht eingelöst wird. Aber sonst muss man einfach sagen, dass Deutschland oft die bessere Mannschaft war.
Haben Sie auch Länderspiele in Rosenheim bestritten?
Daran kann ich mir nicht erinnern. Ich weiß, dass wir in Tölz gespielt haben, als sie die Halle eröffnet haben. Und einmal haben wir in Heilbronn gespielt. Mit meinem Verein in Villach haben wir Vorbereitungsspiele in Rosenheim gemacht, das weiß ich.
Rekord-Nationalspieler – welche Bedeutung hat das für Sie?
Es ist nett, aber in Österreich ist Eishockey halt eine Randsportart. Ich bin natürlich stolz, denn das muss man auch erst einmal schaffen, dass man gesund bleibt, so oft einberufen wird und immer die Leistung abruft. Aber im Großen und Ganzen ist es schön, aber es hat nichts Aufregendes.
Was hat Ihnen die Nationalmannschaft bedeutet?
Als ich als junger Spieler ins Nationalteam gekommen bin, haben wir alle gewusst: Wenn wir dort gut spielen, dann haben wir die Chance, dass wir ins Ausland kommen. Das war mein erstes Ticket nach Nordamerika und später war es auch mein Ticket für die DEL. Ich glaube, es ist heutzutage noch interessanter, weil der ganze Level zusammengerutscht ist. Viele Spieler sind jetzt schon alle gute Eisläufer, technisch gut. Natürlich ist ein Klassenunterschied immer noch da. Aber trotzdem gibt es viele österreichische Spieler, die in der Schweiz spielen und wir haben auch ein paar Spieler in der NHL. Das Nationalteam ist immer noch ein Sprungbrett für jeden jungen Spieler.
Gibt es irgendein Länderspiel, das für Sie das große Highlight war?
Sicher, das war das Spiel bei Olympia in Sotschi gegen die Kanadier. 6:0, das war eine andere Sportart, einfach unglaublich! Da musste ich sagen: Wow, das war wirklich eine gratis Eishockey-Lehrstunde.
Hat es denn bei Deutschland einen gegeben, mit dem Sie richtig gut konnten – oder einen, mit dem es gar nicht ging?
Natürlich waren da einige Spieler, mit denen ich auch zusammengespielt habe – ob es der Daniel Kreutzer war, der Patrick Reimer oder der Sulzer. Und es gab da auch den einen oder anderen Spieler, wo es schon aus der DEL heraus Reibereien gab. Aber im Großen und Ganzen musst du dich im Nationalteam auch zusammenreißen, weil es da keine Zeit für Revanche gibt. Und wenn man da irgendeine Dummheit macht, dann kriegst du gleich einmal heiße Ohrwaschl.
Welchen Stellenwert hat jetzt so ein Länderspiel zwei Wochen vor der WM?
Ich glaube, es ist schon wichtig. Viele Spieler wissen, dass sie eine Chance auf die WM haben. Da können sich ein paar junge Spieler ein Ticket holen. Zwei Wochen vor der WM hast du nicht mehr so viel Zeit und es kommen nicht mehr so viele Spiele, wo du sagen kannst: Okay, das ist jetzt eher ein bisschen entspannter. Ich glaube schon, dass die Intensität relativ hoch sein wird.
Was trauen Sie der österreichischen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft zu?
Es hängt immer davon ab, wie der Tormann spielt. Wenn der dir eine Chance gibt, dass du im Spiel bleibst, dann ist etwas möglich. Letztes Jahr haben sie wirklich überragend gespielt, das war cool zum Zuschauen. Ich hoffe, dass sie einfach nicht absteigen, das ist das Wichtigste.
Wie sehen Sie die Entwicklung im österreichischen Eishockey in den letzten Jahren?
Es ist ein bisschen schade mit der zweiten Liga, dass da einige Klubs ihre Farmteams aufgegeben haben. Das war wirklich super, da haben sich wirklich extrem viele junge Spieler entwickelt, auch bis in die Nationalteams. Aber das war leider finanziell nicht mehr tragbar, was ich schade finde. Mit Klagenfurt und Salzburg sind zwei Vereine zu wenig. Viele haben sich bemüht, aber trotzdem ist das zu wenig, um wirklich nachhaltig Nachwuchs zu entwickeln.
Stichwort Nachwuchs: Bei Deutschland sind Spieler aus Rosenheim mit dabei. Was bedeutet das für den Starbulls-Nachwuchs?
Ich glaube, dass der Traum für die ganzen jungen Nachwuchsspieler lebt, wenn sie sehen, dass die da spielen und was sie für ihre Karriere hingelegt haben. Natürlich muss alles passen, man muss hart arbeiten, man muss Glück haben. Aber ich glaube einfach, das ist für Rosenheim und für die Fans – das haben sie sich verdient, weil die Stimmung überragend ist, wenn man die DEL2-Spiele anschaut, oder wie uns die Fans bei der DNL und der U17 angefeuert haben.