Waging am See – Seit zehn Jahren gibt es Fußballgolf am Waginger See. Die beliebte 18-Loch-Anlage direkt vor dem Kurhaus ist im Sommer Treffpunkt von Freunden und Familien. Wie beim Minigolf geht es darum, möglichst wenig Schüsse zu gebrauchen. Aber Fußballgolf ist mittlerweile auch richtiger Wettkampfsport geworden. Es gibt Welt- und Europameisterschaften und natürlich nationale Wettbewerbe. Zu den besten Seniorenspielern (Ü50) in Bayern gehört Andi Barmbichler, Chef vom Strandcamping Waging. Auf seiner Heim-Anlage bereitet er sich derzeit auf die deutschen Meisterschaften in gut zwei Wochen in Köln vor.
„Es ist wie beim Golfen, je öfter man spielt, umso sicherer wird man“, sagt der Waginger, der mit der bayerischen Auswahl schon zwei Mal deutscher Mannschaftsmeister war und vor drei Jahren deutscher Vizemeister in der Einzelkonkurrenz bei den Senioren. Sechs Turniere hat er heuer bereits gespielt, dreimal stand er auf dem Podest, den letzten Wettbewerb beendete er auf seiner Heim-Anlage als Sieger in der Seniorenklasse.
Barmbichler hat die Sportart in der Region entscheidend mit angeschoben. Dass es am Waginger See auf knapp zwei Hektar einen Meisterschaftsplatz für Fußballgolf gibt, ist vor allem ihm zu verdanken. „Wir wollten beim Strand-Camping die Kinder-Animation bereichern und neben Fußball auf unserem Platz am Campingplatz auch Fußballgolf anbieten, das damals, 2015, noch in den Kinderschuhen steckte“, erzählt er. Also verkleinerte er die Liegewiese, ließ einen Parcours erstellen und seither durchlaufen Alt und Jung, Sportler und weniger gut Trainierte, Omas, Opas, Eltern, aber auch viele Kinder die spannende Runde, die zwischen einer und eineinhalb Stunden dauert. Dabei wird der Ball über Hügel, Bäume, Sträucher, Wassergräben, Stangen, Tore, Rohre und andere Hindernisse bewegt. „Das Schöne dabei ist die direkte Einbettung in die Natur und der wunderbare Blick auf den Waginger See. Wer am Ende die wenigsten Schüsse gebraucht hat, hat gewonnen, so einfach ist das“, erzählt Barmbichler. Das Motto heißt übrigens nicht wie beim Fußball: Das Runde muss ins Eckige, sondern, das Runde muss ins Runde.
Er selbst hält den Bahnrekord in Waging mit unfassbaren 28 unter Par. Dabei muss man wissen, dass, wie beim Golf, 18 Spielbahnen vorgegeben sind, wobei es drei Par-Drei-Löcher gibt, zwölf Par-Vier-Bahnen und drei Par-Fünf. Wer also überall Par spielt, steht bei 72 Schüssen, was schon eine großartige Leistung ist. 28 unter Par bedeutet, dass der Bahnrekordhalter bei jedem Loch ein Birdie (eins unter) oder ein Eagle (zwei unter) geschafft hat. Der Rekord datiert vom Jahr 2022.
Wie gut Barmbichler den Parcours beherrscht, wurde auch deutlich, als er Fußball-Regionalligist SV Wacker Burghausen, damals unter Regie von Trainer Uwe Wolf, zu einer Runde eingeladen hatte. Kein einziger Wacker-Fußballer schaffte es, den Lokalmatador zu schlagen. „Für mich war das keine Überraschung, ich spiele ja rund 20 Turniere pro Jahr“, erklärt der Senioren-Fußball-Golfer. Dabei spielt er nicht nur auf seiner Anlage, sondern oftmals in Wals-Siezenheim im Salzburger Land und in Inzell. „Das sind mit die schönsten Plätze in ganz Europa“, sagt er.
Und Barmbichler muss es wissen. Mit dem Fußballgolf ist er schon weit herumgekommen, war bei Welt- und Europameisterschaften am Start, zwei Wettbewerbe, die er heuer aber nicht bestreitet, weil sie nicht in seinen Terminkalender passen. Die EM findet heuer in Dänemark statt, in jenem Land, in dem Fußballgolf neben Schweden, Österreich und Deutschland am stärksten betrieben wird. Sein größtes Erlebnis hatte Barmbichler im letzten Jahr in Belek in der Türkei bei den Weltmeisterschaften im Footgolf. Diese Sportart ähnelt dem Fußballgolf, sie wird aber auf Original-Golfplätzen betrieben, in den USA, in Brasilien und einigen anderen Ländern auch professionell. „Es war ein Traum, ich durfte für Deutschland starten, wir wurden vom Verband allesamt eingekleidet, es gab Trikots und Trainingsanzüge, die Nationalhymnen wurden gespielt, knapp 600 Spieler waren am Start“, berichtet der Waginger euphorisch, wollte über die Platzierung aber nicht sprechen. Nur soviel: Deutschland sei unter den 24 Nationen nicht Letzter geworden.