Bad Endorf/Siegsdorf – Einst hatte die Mannschaft von Eintracht Frankfurt nach dem Sieg in der Europa League für ihren Trainer Oliver Glasner Spalier gestanden. Dieser war dann auf nassem Rasen auf dem Bauch durchgerutscht. In Bad Endorf war der Rasen nicht nass – vielleicht war auch das der Grund, warum Trainer Willi Aigner durch das Spalier der Spieler vom TSV Siegsdorf geschritten ist. Der einstige Klasse-Stürmer (unter anderem Wacker Burghausen) hatte die Chiemgauer durch zwei Runden Relegation mit insgesamt vier Spielen zum Klassenerhalt in der Fußball-Bezirksliga geführt. Zuvor hatte er – zwischen Schlusspfiff und Feierspalier – der OVB-Sportredaktion Rede und Antwort gestanden und über die Belastung der letzten Wochen, seinen Doppel-Torschützen und die Knochenmühle Relegation gesprochen.
Der Klassenerhalt als Vorletzter nach vier Spielen Relegation – das war eine Herkules-Aufgabe, oder?
Es ist Wahnsinn. Die Profis jammern, wenn sie alle drei Tage spielen müssen. Wir als Amateurverein werden immer von Tag zu Tag gejagt. Die Leute müssen sich freinehmen, Urlaub nehmen, damit sie mitten in der Nacht heimkommen und am nächsten Tag wieder arbeiten oder eine Schicht schieben können. Und bei uns jammert keiner, jeder nimmt das alles an. Ich verstehe den BFV aber nicht, dass man so etwas nicht auf neutralen Plätzen mit weniger Spielen austragen kann.
Was war das für eine Leistung Ihrer Mannschaft!
Die sind alle über sich hinausgewachsen. Von der Nummer eins bis zur Nummer 20 – jeder, den wir dabei gehabt haben, hat alles abgerufen, was er im Körper hatte. Wenn wir solche Leistungen öfter abrufen können, dann sind wir auch besser, als wir in der Saison gespielt haben.
Wie groß war der Glaube, nachdem Ihr Team das Heimspiel 1:2 verloren hatte?
Da wir daheim in der ersten Halbzeit eine gute Leistung abgerufen haben, war der Glaube natürlich immer da. Ich bin schon lange in dem Geschäft dabei, da weiß ich, wie solche Spiele auch laufen können. Und wenn man im Hinspiel dieses Ergebnis erreicht, dann schaut es im Rückspiel wieder anders aus. Diesmal waren es ganz andere Bedingungen. Wir sind gut reingekommen, das Tor am Anfang hat natürlich unglaublich gut getan. Dann waren wir drin und einer hat für den anderen gekämpft. Einfach eine Riesenleistung von meiner Mannschaft.
Ein Wort zum Doppel-Torschützen Fabian Furch.
Heute hat er mal getroffen (grinst). Eigentlich hat er in der Saison zu wenig aus seinen Möglichkeiten gemacht. Heute hatte er fast eine 100-Prozent-Quote im Torabschluss.
Sie haben jetzt eine schwierige Mission zu einem überragenden Ende gebracht.
Das ist schon so, ja. Aber es war auch eine reizvolle Aufgabe. Ich scheue mich nicht vor schwierigen Aufgaben. Ich bin entspannt gewesen und wollte das Beste aus der Mannschaft herausholen. Einfach schauen, dass der Verein in dieser Liga bleibt.
Man hat aber beim Schlusspfiff schon gesehen, wie viele Steine bei Ihnen vom Herzen gefallen sind!
Ja, absolut. Die letzten Wochen waren sehr belastend. Wenn du schon lange weißt, dass du in der Relegation bist, musst aber noch die ganzen Punktspiele fertig spielen. Und dann fährst du irgendwo hin und weißt, dass du nicht gut aufgestellt bist, weil du Leute schonen musst. Es ist nicht so einfach, der Mannschaft zu vermitteln, dass das jetzt so ablaufen muss. Und du weißt, dass du keine Chance hast. Aber die haben das alles akzeptiert und alles angenommen. Respekt an die Mannschaft, das ist wirklich ein toller Haufen.
Und Ihr Team hat dann auch alles mitgenommen, vom Elfmeterschießen bis zu sieben Minuten Nachspielzeit!
Ja. Einfach kann jeder.