Rosenheim/Mühldorf – Für viele – Spieler wie Fans – ist es die schönste Zeit des Jahres. Wenn die Abschlusstabellen komplett sind und die entscheidenden Spiele um Auf- und Abstieg beginnen: die Relegation. Dann entscheiden 90, manchmal auch 120 Minuten oder ein Elfmeterschießen, ob eine Saison doch noch mit dem Aufstieg gekrönt wird oder man mit einem blauen Auge davonkommt. So wie in Palling, als erst der 18. Elfmeter den SV Surberg zum A-Klassen-Aufsteiger machte.
Und das vor den Augen von Zuschauermassen, von denen man als Amateur-Fußballer in Punktspielen nur träumen kann. „Das ist der Höhepunkt in einer Fußballer-Karriere. Wann erlebt man das schon als Kreisklassen-Kicker, vor mehreren Hundert oder gar Tausend Zuschauern zu spielen?“ schwelgte ein Schnaitseer Zaungast beim Duell um den A-Klassen-Aufstieg zwischen Taufkirchen und Bernau in eigenen Erinnerungen.
Die nackten Zahlen besagen, dass genau 20365 Fans in den 34 Relegationsspielen im Kreis Inn/Salzach von der Regionalliga bis zur C-Klasse eine Eintrittskarte lösten. Die meisten waren es mit knapp 2500 in Erlbach, wo es um den Regionalliga-Aufstieg ging, gefolgt von der Kreisliga-Relegation in Petting, wo fast 1800 die entscheidende Partie zwischen Weildorf und Hammerau sehen wollten. Die wenigsten kamen im letzten Spiel, als vor Hundert Schaulustigen zwischen Dardania Bad Aibling und den F-Town Kickers aus Freilassing der letzte freie Platz in der B-Klasse ausgespielt wurde.
Seit 1981 gibt es die Relegation in Bayern – anfangs nur, um auch wirklich allen Meistern eine Aufstiegschance zu geben, was damals längst nicht selbstverständlich war. Heute ist in der Spielordnung festgeschrieben, dass auch alle Tabellenzweiten eine Chance zum Aufstieg bekommen müssen. Und es darf – die untersten Klassen ausgenommen – in keiner Liga mehr Direktabsteiger geben als Teilnehmer an der Abstiegsrelegation. Bis zur Bezirksliga werden die Partien in Hin- und Rückspiel ausgetragen, schon weil oft die Entfernungen so groß sind, dass ein Spiel „in der Mitte“ für wenige Fans attraktiv wäre. Früher gab es das: ein Relegationsspiel zwischen 1860 Rosenheim und Aschaffenburg – in Eichstätt.
Auf Kreisebene bringen gerade die Spiele auf neutralem Platz die Spannung und das Flair, das die Relegation ausmacht. Für die Gastgeber ist es ein Fest – und ein Haufen Arbeit: Ordner stellen, Bier einschenken, Würstl grillen, Eintrittskarten verkaufen… Doch die scheut kaum, wer es einmal erlebt hat: 39 Vereine hatten sich in diesem Jahr um die Austragung eines Spiels beworben, 21 kamen zum Zuge.
Für einige Vereine brachte die Relegation in diesem Jahr eine regelrechte Zäsur. Der VfL Waldkraiburg spielt nach 45 Jahren wieder in der Kreisklasse, beim FC Hammerau ist das auch schon wieder 20 Jahre her. Die DJK Weildorf dagegen spielt zum ersten Mal seit 2002/03 in der Kreisliga. Kein einziger der vier Kreisligisten in der Relegation blieb drin, eine Klasse tiefer schafften dagegen fünf von acht Kreisklassisten den Ligaerhalt.
Insgesamt fällt die Bilanz für den Kreis Inn/Salzach gemischt aus: Der SV Erlbach hat den Aufstieg in die Regionalliga verpasst. Der SB Chiemgau Traunstein schaffte in vier Spielen den Klassenerhalt in der Landesliga doch noch. Eine Klasse tiefer gelang dem TSV Siegsdorf die Sensation, als Vorletzter in der Bezirksliga zu bleiben. Der TSV Bad Endorf und der TuS Raubling mussten dagegen die Segel streichen. Für die SG Tüßling/Teising geht es im letzten Relegationsspiel dieses Jahres um alles: In Ohlstadt gilt es heute (ab 15 Uhr) einen 1:0-Vorsprung zu verteidigen, um erstmals den Sprung in die Bezirksliga zu schaffen.