„War mein Traum, gegen ihn zu spielen“

von Redaktion

Drei heimische Tischtennisspieler adeln Legende Timo Boll nach seinem Karriereende

Rosenheim/Düsseldorf – Ein letzter Titel war Timo Boll vor dem Ruhestand dann nicht mehr vergönnt. Die deutsche Tischtennis-Legende verlor das Finale der Tischtennis-Bundesliga mit dem Rekordmeister Borussia Düsseldorf gegen den TTF Ochsenhausen. Boll hatte sein letztes Einzel gegen den Vizeweltmeister Hugo Calderano verloren, und auch das Doppel an der Seite von Anton Källberg musste der 44-Jährige abgeben.

So sehr sich Ochsenhausens Spieler sowie die angereisten Fans in der Frankfurter Süwag Energie Arena über den Titel freuten, die Aufmerksamkeit der 5000 Zuschauer zog dennoch Timo Boll auf sich. Er verabschiedete sich nach Spielende unter stehenden Ovationen und mit der einen oder anderen Ehrenrunde von seinem Publikum. Der 44-Jährige, der seine internationale Karriere nach den Olympischen Sommerspielen in Paris im vergangenen Jahr bereits beendet hatte, setzte nun auch national einen Schlusspunkt.

Der ehemalige Profi wird als erfolgreichster deutscher Spieler in die Geschichtsbücher eingehen. Zeitweise führte er die Weltrangliste an und schaffte es auch, mit den chinesischen Spielern auf einer Stufe zu stehen. Die nationalen und internationalen Erfolge, die er in seiner fast 30-jährigen Karriere verzeichnete, füllen ganze Bücher. Zu seinen bedeutendsten internationalen Erfolgen zählen die dritten Plätze bei den Weltmeisterschaften 2011 und 2021 und auch der zweimalige Gewinn des Weltcups. Hinzu kommen unter anderem der achtmalige Gewinn der Europameisterschaft und der Gewinn des europäischen Ranglistenturniers.

Zahlreiche Erfolge mit der deutschen Nationalmannschaft sowie der siebenmalige Gewinn der Champions-League mit dem TTV Gönnern und Borussia Düsseldorf spielen ebenfalls eine besondere Rolle im Leben des Hessen. Einige Male war der Linkshänder auch in der chinesischen Superliga aktiv, wobei er zweimal mit seiner Mannschaft den Titel gewann. Boll gilt zudem auch als außerordentlich fairer Spieler. Des Öfteren korrigierte er strittige Szenen und Schiedsrichterentscheidungen zu seinen Ungunsten, weshalb er auch immer wieder mit dem Fairness-Preis ausgezeichnet wurde. Mit Timo Boll verliert nicht nur die deutsche, sondern auch die internationale Tischtennisszene eine Legende.

Dass er wirklich eine Legende ist, können auch heimische Spieler nachvollziehen. So auch Kristin Lang vom Bundesligisten SV DJK Kolbermoor. „Er ist auf alle Fälle eine Legende. Gespielt gegen ihn oder trainiert mit ihm habe ich allerdings nicht. Aber man traf sich zumindest nach dem Training oder bei Welt- und Europameisterschaften, unter anderem auch mal im gleichen Hotel. Was er zustande gebracht hat, ist immens. Insbesondere über diesen langen Zeitraum. Er ist auch sehr bodenständig“, so die Düsseldorferin.

Besondere Erinnerungen hat auch Felix Wetzel. Der ehemalige SBR-Spieler erinnert sich noch genau an den Oktober 2023, musste er doch mit seinem österreichischen Bundesligaverein SPG Felbermayr Wels in der Champions-League bei Borussia Düsseldorf antreten. Die Hausherren führten dabei schon mit 2:0, ehe es zu einem Duell zwischen ihm und Boll kam. Wetzel verlor diese Begegnung zwar mit 0:3, das Ergebnis war aber eher zweitrangig. Vielmehr schwärmte er von dem damals 42-Jährigen. „Es war einfach mein Traum, einmal gegen ihn zu spielen. Für sein Alter war er außerordentlich schnell und konnte jeden Ballwechsel mehr oder weniger lesen. Zumindest im dritten Satz bei der 9:11-Niederlage konnte ich ihn ein wenig ärgern“, so Wetzel.

Eine Begegnung in einem Meisterschafts- oder Pokalspiel mit der Tischtennis-Legende ist für den ehemaligen Kolbermoorer Mike Hollo, der ab der kommenden Saison für den Zweitligisten 1. FC Köln an der Platte stehen wird, nicht zustande gekommen. Aber „im Rahmen unserer Trainingsgruppe habe ich Timo Boll schon getroffen. Der Respekt war da natürlich schon sehr groß. Bodenständig und wie einer von uns war er. Boll hatte dann auch immer wieder das eine oder andere Späßchen gemacht“, erzählt der 21-Jährige.

Ein wenig konnte auch Kolbermoors Matej Haspel, der sich in Düsseldorf gerade auf die Europameisterschaft vorbereitet, erzählen: „Ich hatte nicht das Glück, in irgendeiner Weise gegen ihn antreten zu können. Wir trafen uns des Öfteren in der Turnhalle im Gang und tauschten tischtennisspezifische Sachen aus. Er ist aber ein bodenständiger Mensch, immer freundlich und nett. Und ganz kurios ist, dass er jetzt sein Wohnmobil neben der Turnhalle geparkt hat.“

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