Burghausen/Ried – Ganz schön eingespannt ist Mario Demmelbauer bei der SV Ried in Oberösterreich, wo er seit September 2024 tätig ist. Der 50-Jährige aus Kastl, der sich unter anderem als Chefcoach des SV Wacker Burghausen und SV Kirchanschöring einen Namen gemacht hat, fungiert als Co-Trainer der „Jungen Wikinger“, die die Saison 2024/25 in Österreichs drittklassiger Regionalliga Mitte als Tabellenachter abschlossen.
Sein Aufgabengebiet geht jedoch weit über jenes eines normalen Fußball-Co-Trainers hinaus. So ist Demmelbauer auch für Gegner-, Einzel- und Gruppenanalysen zuständig, zudem hat er im Gruppentraining den Schwerpunkt „Zwischenlinienspiel“ für sich. Das bedeutet, dass er – stets am Montag – Spieler von der U16 aufwärts in diesem spezifischen Bereich drillt.
Obwohl die „Jungen Wikinger“ – die Zweitvertretung des letztjährigen Zweit- und künftigen Bundesligisten SV Ried – eine blutjunge Truppe sind, spielten sie eine sehr ordentliche Saison. Im Vorjahr hatte man bis zuletzt um den Ligaverbleib zittern müssen, heuer wurde der Klassenerhalt ziemlich souverän und sorgenfrei gemeistert. Insofern können Demmelbauer und der gesamte Trainerstab um den erst 30-jährigen Julian Baumgartner durchaus zufrieden sein.
Weiterer positiver Aspekt: Mittelfeldmann Nermin Mesic hat sich derart in den Vordergrund spielen können, dass er den Sprung in die „Erste“ – also die Kampfmannschaft – geschafft hat und ab sofort dem Profi-Kader der Schwarz-Grünen angehört. „Wir hatten letzte Saison einen Altersschnitt von 18,94 Jahren“, erklärt Demmelbauer, „damit waren wir nach dem FC Liefering die zweitjüngste Mannschaft in Österreichs zweiter Liga und den Regionalligen – und wir werden nächste Saison noch jünger“. Die WAC-Amateure, also die „Zweite“ aus Wolfsberg, schloss die vergangene Spielzeit zwar als Dritter ab, „doch ihr Altersschnitt ist mit knapp 21 auch deutlich höher als bei uns“, so Demmelbauer, dessen Wikinger die „Zweite“ des Linzer ASK um drei Tabellenpositionen hinter sich lassen konnten.
Meister und Aufsteiger in die zweite Liga wurde der FC Hertha Wels, den Demmelbauer als „sehr gute Mannschaft“ bezeichnet. Er könne sich vorstellen, führt der UEFA-A-Lizenz-Inhaber weiter aus, „dass die Top-Teams unserer Regionalliga auch in der Regionalliga Bayern mitspielen könnten“. Den übrigen Mannschaften der dritten österreichischen Liga würde er in der Bayernliga eine gute Rolle zutrauen – „so ungefähr sehe ich das Leistungsniveau, das in unserer Liga schon hoch ist“.
Sollten die „Jungen Wikinger“ auch in der Saison 2026/27 in der Regionalliga vertreten sein, würden sie nur noch gegen oberösterreichische und Salzburger Vereine antreten (und nicht mehr gegen Teams aus der Steiermark oder Kärnten). Das geht aus einer Regionalliga-Reform hervor, die Demmelbauer im Übrigen wegen der geografischen Lage „ganz gut“ findet. Auch die Klubs aus Salzburg werden wohl einverstanden sein mit dieser Reform, denn ihnen fallen die weiten Auswärtsfahrten weg, die in der bisherigen Regionalliga West bis nach Vorarlberg führen.
Immens ist der Aufwand so oder so – in Ried allein schon wegen der hohen Ansprüche der Akademie. „Ich fahre eine Stunde einfach“, schildert Demmelbauer, „und bei uns wird täglich trainiert, wobei die Spieler an gewissen Tagen sogar zwei Einheiten haben“. Nimmt man ein Spiel pro Woche dazu, stehen also für den erfahrenen Ex-Burghauser, -Buchbacher und -„Anschöringer“ sechs Ried-Fahrten pro Woche auf dem Plan.
So zuschauerträchtig wie Partien seiner ehemaligen Vereine sind die Spiele der „Jungen Wikinger“ – wo oft nur 150 Fans vor Ort sind – zwar nicht, doch in der Liga insgesamt ist das Interesse schon hoch. „Ich habe die offiziellen Zahlen zwar nicht im Kopf, doch so 400 bis 500 Zuschauer im Schnitt dürften schon kommen“, mutmaßt Demmelbauer. Dies sei auch kein Wunder, denn man könne in der dritten Liga schon auch Spieler bestaunen, „die zum Teil 300 Spiele in der ersten oder zweiten Liga gemacht haben“.
Und was er besonders auffällig findet: „Die Durchlässigkeit nach oben ist in der Akademie in Ried schon extrem hoch.“ Das gelte beispielsweise für die derzeitigen noch jungen Trainer des Bundesliga-Teams, Maximilian Senft (35/Chefcoach) und Eduard Buxmann (29/Co-Trainer), die über die Nachwuchs-Akademie den Weg an die Seitenlinie der Profi-Truppe fanden. Buxmann ist in Südostbayern auch kein Unbekannter – der Tittmoninger war unter anderem im Nachwuchsbereich des SV Wacker tätig.
Insofern betrachtet Demmelbauer den dritten Aufstieg der Rieder „Ersten“ ins Oberhaus (nach 1995 und 2005) als „Riesenerfolg für alle im Verein“, wobei er weitere Namen in den Mund nimmt wie jene von Geschäftsführer Wolfgang Fiala, Akademieleiter Clemens Zulehner oder des Technischen Direktor Lukas Brandl, mit dem Demmelbauer auch in Burghausen schon zusammengearbeitet hat und eine Menge von ihm hält. Oder auch Ex-Buchbach-Coach und U18-Trainer Marcel Thallinger, den Demmelbauer aufgrund seiner Akribie enorm schätzt.
Demmelbauer taugt’s also „voll“ bei der SV Ried, die als ehemaliger Bundesliga-Vizemeister und zweimaliger ÖFB-Pokalsieger auch schon Europapokal-Luft atmen durfte. Er freut sich sehr, dass sein zunächst bis Sommer laufender Vertrag bis 2026 verlängert wurde und packt jetzt mit vollem Elan seit Kurzem wieder an – der Trainingsaufgalopp für die Spielzeit 2025/26 ist bereits erfolgt.cs