Rosenheim – Mit 13 ist er ausgezogen, um sich als Eishockeyspieler weiterzuentwickeln. Jetzt ist Lars Bosecker 20 Jahre alt und wieder zurück bei den Starbulls Rosenheim. Nach insgesamt sechs Spielzeiten in Salzburg möchte sich der Verteidiger nun in der DEL2 etablieren. Die OVB-Sportredaktion hat sich mit dem Rückkehrer getroffen – im Gespräch ging es um die Heimat, Selbstständigkeit, Körpergewicht und die neuen Mitspieler.
Was war denn der erste Gedanke, als Sie vom Rosenheimer Interesse gehört haben?
Ich hab’s erst von meinem Berater gehört und war eigentlich sehr froh, weil ich jetzt nicht unbedingt ganz weit weg wollte. Ich war ja jetzt sechs Jahre weg von zu Hause.
Was ist denn das Besondere am Zuhausesein?
Es fühlt sich richtig an! Ich kenne hier alles und fühle mich sehr wohl in Rosenheim.
Wie waren denn die Jahre in der Fremde?
Die ersten zwei Jahre mit Internat waren sehr cool. Es war etwas ganz Neues, mit 13, 14 Jahren alleine zu wohnen. Aber wenn du 16, 17 bist, dann wird’s auch schon langsam langweilig. Es gab dann ein neues Kapitel mit eigener Wohnung in der Stadt. Das war dann schon wieder cool. Man lernt viel fürs Leben.
Sie haben dann relativ früh erwachsen sein müssen, oder?
Das ist mir schon leicht gefallen, weil ich sehr strukturiert bin und generell einen sehr guten Ablauf habe. Und es war ja jetzt nicht so, dass ich sieben Stunden von zu Hause weg war, sondern nur eine Stunde. Die Eltern waren bei fast jedem Heimspiel da. Deswegen war es von der Distanz her eigentlich perfekt.
Wie haben Sie Rosenheim in der Zeit verfolgt?
In den ersten Jahren eher weniger – und dann habe ich natürlich den Umbruch mitbekommen und mir gedacht: Was geht jetzt in Rosenheim ab? Stadionumbau, Aufstieg, sogar in die DEL wollen sie. Dieses Stadion ist jedes Mal randvoll. Rosenheim war schon immer eine Eishockey-Stadt, aber jetzt tun sie ja noch mehr. Das haben sie schon richtig gut hinbekommen. Das hört man sogar bis nach Salzburg.
Ihre Vorfreude auf den Start dürfte dann riesig sein? Es geht gleich gegen Düsseldorf und Landshut!
Gleich das Derby und der DEL-Absteiger. Man hätte es sich vielleicht ein bisschen ruhiger vorstellen können, aber dann hast du es hinter dir.
Sie haben vorher gesagt, dass Sie recht strukturiert sind. Merkt man das auch in Ihrer Spielweise?
Ich versuche, Situationen clever zu lösen. Nicht unnötig ein Risiko einzugehen, sondern clever mit einem schnellen Schritt vielleicht aus der Situation lösen und dann den Freiraum suchen. Ich spiele auch lieber ab, anstatt zu schießen.
Wo sehen Sie in Ihrem Spiel noch Potenzial?
Ich möchte mit meinem Schuss noch besser werden. Das Eisläuferische gehört zu meinen Stärken, die Spielintelligenz ist gut. Ich muss aber noch technisch besser werden. Und bei der Kraft natürlich.
Stichwort Spielintelligenz. Das System, das finnische Trainer spielen, ist nicht so einfach. Ist Ihnen das schon ein bisschen nähergebracht worden?
Das System ist mir schon bekannt. Ich hatte jetzt drei Jahre lang auch einen finnischen Trainer, die haben ähnliche Spielweisen und Mentalität. Das wird auf jeden Fall den Start einfacher machen.
Was sind denn Ihre Erwartungen an die Saison in Rosenheim?
Zuerst muss ich mich selbst gut darstellen. Dass der Trainer mir auch vertrauen kann, wenn es darauf ankommt. Und dann natürlich Konstanz zeigen und Stück für Stück meine Eiszeit mehr aufbauen.
Gibt es noch Mitspieler, mit denen Sie schon gespielt haben?
Nur Jannick Stein und Michael Musin. Und Christopher Kolarz kenne ich halt schon aus Salzburg.
Was hat Sie in Salzburg schon fit für den Herrenbereich gemacht?
Auf jeden Fall die Männerliga, also die Alps Hockey League. Ich habe mit 16 damals gegen die Erwachsenen gespielt. Alleine vom Zweikampfverhalten bringt dir das natürlich viel mehr, als wenn du nur gegen 20-Jährige spielst. Das, die Spielzeit und die Erfahrung, die du bekommst, haben mich schon weitergebracht. Es geht nur über das Spielen. Und ich finde, das hat man in Salzburg eben in den drei Jahren sehr gut mitgekriegt. Auch, wenn das Gesamtniveau ein bisschen schlechter ist als die DEL2. Aber die Top-Spieler sind schon relativ nah dran.
Wie ist es denn so, als 16-Jähriger gegen 30-Jährige zu spielen?
Es kommt immer darauf an, wie das Team dich mitnimmt. Und ich hatte damals sehr viel Glück. Die Trainer haben gesagt, dass ich mir keine Gedanken machen soll, ob die jetzt 20 Kilo schwerer sind oder 20 Jahre älter, sondern einfach versuchen soll, mein Bestes zu geben. Du verstehst dann mit der Zeit, wie du in den Zweikampf gegen einen 40-Jährigen gehst. Du musst den Körper besser reinstellen, aber das lernt man dann über die Erfahrung. Und man lernt, wie man mit viel Druck schlauer umgeht. Man versucht, schnelle Lösungen zu suchen.
Gibt es denn Personen, die Ihnen auf Ihrem Weg etwas mitgegeben haben?
Ich habe, als ich 16 war, mit Philipp Sinn gespielt, der jetzt in München ist. Der ist schon richtig stark und ich habe immer versucht, mir von ihm etwas abzuschauen. Manuel Latusa war mit Yannick Dubé mein Trainer. Dubé ist ja ein unglaublicher Skills-Trainer, der hat mir beim Eislaufen noch richtig viel beigebracht. Und vom Manuel habe ich das lockere Spielen mitbekommen, ruhig zu bleiben, sich etwas zuzutrauen.
Was sind denn Ihre Highlights aus der Salzburger Zeit?
Das erste Highlight war mit 15, als wir die U20 gewonnen haben. Da waren wir eine richtig coole Truppe. Die Meisterschaften waren natürlich schon besonders, auch die österreichische Meisterschaft in der Alps Hockey League letztes Jahr. Ich erinnere mich auch noch an ein Spiel in Cortina, das war um 20.30 Uhr. Mit zwei Overtimes sind wir um Mitternacht zurück in die Kabine.
Sie wollen noch Kraft aufbauen, sind ja aktuell noch sehr schlaksig. Was bringen Sie momentan auf die Waage?
Aktuell sind es 74 Kilogramm.
Und was soll denn so das Endprodukt sein?
Also gute 80 reichen völlig aus. Noch fünf Kilo, dann wäre es perfekt, würde ich sagen.
Haben Sie dafür ein spezielles Programm?
Bei mir geht es mehr über die Ernährung. Viel Eiweiß, Protein-Shakes, Kreatin. Der Muskel wächst ja mit mehr Eiweiß. Wenn ich in Salzburg als 19-Jähriger alleine wohne, dann ist jetzt das Essen nicht jedes Mal optimal. Auch wenn es nur Nudeln sind, aber du brauchst halt das Eiweiß und nicht nur die Kohlenhydrate.
Was haben Sie damals gegessen und was heute?
Also damals viel Nudeln mit Pesto, Tortellini, so etwas. Frühstücken oft nur Cornflakes. Und jetzt Quark mit Früchten und Honig. Und zum Mittagessen Fleisch, Fleisch, Fleisch – also Eiweiß.
Und da gibt es schon Ergebnisse?
Ja, ich habe jetzt schon drei Kilo drauf. Ich bin mit 70, 71 Kilo nach Rosenheim gekommen, habe jetzt schon gute drei gemacht und ich halte sie solide. Also nicht, dass es jetzt wieder hoch und runter geht.
Es wird erzählt, dass Sie sehr fleißig im Sommertraining sind!
Ja, das wurde mir auch schon gesagt.
Haben Sie denn Urlaubsphasen auch gehabt?
Ich war nur einmal von Donnerstag bis Sonntag weg, ein verlängertes Wochenende also. Aber sonst eigentlich jeden Tag fleißig am Trainieren.
Was machen Sie dann in Ihrer Freizeit?
Am See war ich oft. Jetzt habe ich ein Rennrad, da werde ich den restlichen Sommer viel fahren. Sonst erst einmal zu Hause sein, im Garten entspannen.
Wie kommen Sie zum Rennradfahren?
Der Hype ist jetzt gekommen. Jeder fährt Rennrad. Ich habe mir alles schon bestellt und mein Outfit ist schon da – jetzt muss ich nur noch fahren!
Haben Sie sich mit Ihren Defensivkollegen schon ein bisschen besprochen?
Mit Tobi Beck, Dominik Tiffels und Max Vollmayer verstehe ich mich sehr gut. „Becki“ kenne ich ja gut, der ist mit meinem Bruder befreundet und am Wochenende manchmal bei uns. Den habe ich über die Jahre bei uns zu Hause auch oft gesehen. Ihn habe ich auch als Erstes angerufen, als ich davon gehört habe, dass mich Rosenheim haben will. Er war mein erster Ansprechpartner.
Der Weg, den er gegangen ist, ist durchaus einer mit Vorbildcharakter, oder?
Ja. Da sieht man auch, dass Eiszeit in der Oberliga oft mehr bringt, als wenn du in der DEL2 oder DEL nur auf der Bank sitzt. Es bringt dir mehr, zu spielen, Erfahrung zu sammeln – und dann hat er sich gut durchgesetzt.
Ihr Ziel ist es sicherlich, Eiszeit in der DEL2 zu bekommen. Welches Ziel haben Sie für die Mannschaft?
Ziel ist, die Play-offs zu erreichen. Wir haben ja dieses Jahr einen etwas kleineren Kader, und ich hoffe, dass alle fit bleiben und wir mit dem Kader, so wie er ist, durchspielen können. Am besten bis zu den Play-offs – und dann so weit wie möglich kommen.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf alles eigentlich. Ich glaube, es wird richtig cool, vor den Fans im Profi-Stadion zu spielen. Das Team ist auch richtig cool. Ich glaube, die Ausländer und die anderen Spieler sind auch entspannt.
Shane Hanna ist in der Starbulls-Defensive natürlich noch ein ganz besonderer Name. Haben Sie ihn schon gesehen?
Nur seine Instagram-Videos. Der ist schon richtig gut beieinander.
Können Sie sich da etwas abschauen bei den Kraftübungen?
Ja, aber vor allem am Ehrgeiz. Das sieht man allein schon daran, wie er aussieht: Er muss was richtig machen.