„Du hast es gscheid gmacht“

von Redaktion

Laura Dahlmeier ist im Alter von 31 Jahren gestorben. Unser Wintersport-Redakteur Tobias Ruf erinnert sich an zwei besondere Begegnungen mit einer außergewöhnlichen Sportlerin und einem besonderen Menschen – ein Nachruf.

Rosenheim – Unsere erste persönliche Begegnung hat Laura Dahlmeier gar nicht gefallen. Im eiskalten Pyeongchang wurde sie Olympiasiegerin. Das war ihr großes Ziel. Ein Selfie mit einem euphorisierten Reporter im Pressezelt, eher eines der unnötigen Beiwerke.

Fünf Jahre hat es gedauert, ehe ich mich für den Überfall in der südkoreanischen Kälte entschuldigt habe. Sie hat es mir mit einem Lachen verziehen. Laura konnte sich freilich nicht erinnern. Zu fokussiert war sie zu jener Zeit. Alles dem Kindheitstraum unterordnend – Olympiasiegerin.

Bei unserem letzten Interview im Februar 2023 wirkte sie glücklich – und in erster Linie befreit. Sie erzählte von der „kleinen Laura“, die als Kind im Feenkostüm auf einer Party erscheinen sollte und letztlich als Cowboy dort auftauchte. Wir sprachen über das Buch, das sie kurz danach veröffentlichte. „Wenn ich was mach, mach ich’s gscheid“ ist der Titel einer Biografie, die Laura „ohne Initiative von Verlag und Co-Autorin nie geschrieben hätte“, wie sie betonte – aber auf die sie dann doch irgendwie stolz war.

„Es ist cool, wenn man sich das Kindsein bewahrt und das Leben nicht ganz zu ernst sieht. Manchmal erwische ich mich dabei, wie mir genau das passiert. Aber kindisch bin ich noch immer, und das ist gut so“, erzählte Laura zu Beginn unseres letzten längeren Gesprächs.

Laura Dahlmeier hat
die Freiheit geliebt

Sie schwärmte von ihrer Familie und dem großen Ehrgeiz im Biathlon. „Warum hast du so früh aufgehört?“, habe ich sie gefragt. Ihre knappe Antwort im Interview lautete: „Freiheit“.

Auf ein simples Wort folgten vielschichtige Taten. Nach dem Leistungssport war sie Privatperson, TV-Expertin und Ratgeberin für junge Sportlerinnen. Die Ausbildung zur staatlich anerkannten Ski- und Bergführerin war ihr besonders wichtig.

Ob in Gesprächen über Biathlon, Öffentlichkeit oder Privatleben – immer wieder kam sie auf ihre große Leidenschaft zurück. Ihren emotionalen Lebensmittelpunkt hatte sie längst an den höchsten Punkten dieser Welt gefunden. Die besonderen Erlebnisse, das damit verbundene Risiko und ihre Sorge, dass Natur und Umwelt durch den Menschen immer stärker in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Alpen waren ihr Zuhause. Die Bergregion im Himalaya ein Sehnsuchtsort. Dort ist ihr außergewöhnliches Leben viel zu früh zu Ende gegangen – hoffentlich in Freiheit.

Pfiati Laura, du hast es gscheid gmacht!

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