Bruckmühl – Die Salus Radsportnacht in Bruckmühl war mehr als ein Radrennen. Es war ein Abend voller Emotionen und Gänsehautmomente. Als Florian Lipowitz, der frisch gekürte Gesamtdritte der Tour de France 2025, auf die Strecke rollte, brandete tosender Applaus auf. Doch schon bevor der erste Pedaltritt fiel, war klar: Der 24-Jährige ist nicht nur sportlich ein Star – sondern auch menschlich.
Nur fünf Tage nach seinem bislang größten Karriereerfolg in Paris stand Lipowitz wieder im Mittelpunkt. Der Fahrer von Red Bull-Bora-Hansgrohe war das große Aushängeschild der 25. Ausgabe der Radsportnacht. Für viele seiner Fans war das kein gewöhnlicher Freitagabend – es war ein Moment zum Erinnern, einer, der bleibt.
Ein Moment, wie ihn Lipowitz Tage zuvor in Paris erlebt hatte. „Auf der Champs-Élysées ins Ziel zu fahren und zu wissen, dass man seine erste Tour geschafft hat und auf dem Podium steht, das werde ich nicht so schnell vergessen“, erinnert sich der 24-Jährige im Gespräch mit den OVB- Heimatzeitungen. Für Lipowitz endete die erste Tour de France auf dem dritten Gesamtrang, zudem schnappte sich der gebürtige Laichinger das weiße Trikot für den besten Nachwuchsfahrer. „Es war richtig schön, zu sehen, was so ein Ergebnis auslöst. Das war mir davor nicht ganz so bewusst. Mit dem ganzen Team zusammen zu sein und zu wissen, was wir gemeinsam geschafft haben“, schwärmt Lipowitz vom Tour-Abschluss in Paris.
Erst am Dienstag war Lipowitz aus Frankreich abgereist. Viel Zeit zum Durchatmen blieb ihm noch nicht. Er hat es deshalb auch nicht geschafft, alle Glückwünsche zu beantworten, wie er zugab: „Ich glaube, es sind noch über 200 Nachrichten, die ich nicht beantwortet habe. Auf Instagram noch mehr.“ Seine erste Station nach der Tour war seine Heimat, wo eine Willkommensparty auf ihn wartete. „Eigentlich waren 20 Leute eingeladen, am Ende waren es über 100“, verriet der 24-Jährige. Angereist war er mit dem Zug, wo er auch prompt von einem Mitfahrer erkannt wurde. „Aber ansonsten ist es eigentlich relativ ruhig“, so Lipowitz.
Die Ruhe vor dem Sturm? Ruhig war es in Bruckmühl nämlich keineswegs. Schon lange vor dem Rennen musste Lipowitz für Fotos bereitstehen und Autogramme schreiben. Er signierte Trikots, Rennkappen und Trinkflaschen. Wo auch immer er hinging, überall warteten Fans und wollten ein Andenken an ihr Idol. „Können wir bitte ein Foto machen?“, diesen Satz hörte Lipowitz an diesem Abend wohl am häufigsten. Für einen besonderen Moment sorgte er bei der Siegerehrung des U15-Rennens. Hier übergab Lipowitz die Preise an die drei Sieger. Einmal Händeschütteln mit einem Tour de France-Fahrer? Für drei Buben wurde dieser Traum Realität.
Dabei wirkte Lipowitz nie gehetzt oder müde, sondern immer herzlich und bodenständig. Und das, obwohl der 24-Jährige anstrengende Wochen hinter sich hat. „In den letzten zwei Tour-Etappen ging es mir körperlich noch ganz gut, aber mental war ich am Limit. Das war schon eine Belastung“, verriet Lipowitz. Da war es auch nicht verwunderlich, dass er sich in Bruckmühl nach dem Rennen und der Ehrenrunde um die Strecke schnell zurückzog. Keine weiteren Autogramme, keine Fotos. Auch der Akku eines Radprofis ist irgendwann einmal leer.
Um ihn wieder aufzuladen, steht für den Shootingstar nun erstmal ein Urlaub an. Gemeinsam mit seiner Freundin wird sich Lipowitz in Südtirol eine Auszeit gönnen. Ganz weg vom Rad kommt er aber auch dort nicht. „Die Saison ist ja noch nicht vorbei“, sagt er und fügt an: „Das Rad kommt auf jeden Fall mit – sogar das Mountainbike, weil meine Freundin Mountainbike fährt und ich ihr das versprochen habe.“
In Bruckmühl hinterließ Lipowitz auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck. Der sportliche Wettkampf geriet dabei fast zur Nebensache. Gewonnen hatte Lipowitz gleich zweimal: auf der Strecke – und in den Herzen der Menschen. Die Salus Radsportnacht war nicht nur ein Rennen, sondern ein Fest der Verbundenheit zwischen Sport und gelebter Begeisterung. Und mittendrin ein Star, der auf dem Boden geblieben ist.