Rosenheim – Als die Tennisspieler von 1860 Rosenheim ihre Bundesliga-Saison beendet hatten, präsentierten sich die Verantwortlichen und Helfer der Sechziger noch einmal vor dem heimischen Publikum. Der erste Name, der gleich groß umjubelt war, das war der von Lukas Jastraunig. Der Österreicher ist als Teamkapitän zuständig für die Mannschaftszusammenstellung bei den Sechzigern – sowohl vor der Saison bei der Kaderplanung als auch während der Spielzeit, um das Team aufzustellen. Die OVB-Sportredaktion hat unmittelbar nach dem letzten Ballwechsel mit dem 36-Jährigen gesprochen. Jastraunig blickt zurück auf die Saison, spricht über die Top-Spieler und plant die Zukunft.
Wie froh waren Sie, den Klassenerhalt vorzeitig unter Dach und Fach gebracht zu haben?
Ich habe gewusst, dass das vorletzte Wochenende gegen Mannheim und Blau-Weiß Aachen das Entscheidende ist. Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Das war eine unglaubliche Teamleistung, die wir da gehabt haben. Wir haben nicht gewonnen, weil wir unbedingt die besseren Spieler hatten, sondern weil die Teamleistung und die Gesamtleistung einfach unglaublich waren.
Wie schwer war diese Saison?
Es war für mich die schwierigste Saison, die wir je hatten. Einerseits hatten wir von Anfang an extrem viele Ausfälle, Verletzungen und auch Terminkollisionen. Natürlich hatten wir auch nicht finanziell das beste Budget, wo wir alles reinhauen konnten. Es war alles zusammen heuer extrem schwierig.
Was war denn der Knackpunkt? War das wirklich nur das eine Wochenende?
Nein. Es hat angefangen, als wir gegen Palmengarten einen Punkt gemacht haben, als Palmengarten mit einer Top-Mannschaft gekommen ist, mit einer der besten Aufstellungen, die sie je gehabt haben. Wir haben einfach kontinuierlich die Punkte gesammelt. Das heißt, wir haben nicht jede Partie verloren, sondern wir haben uns mit den Unentschieden im Rennen gehalten. Mit dem wichtigen Sieg gegen Blau-Weiß Aachen haben wir den Grundstein gelegt. Aber die Unentschieden davor waren noch extrem wichtig.
Gibt es denn irgendeinen Spieler, der Sie besonders überrascht hat?
Manuel Guinard hat uns wirklich extrem geholfen. Nicht nur im Doppel, sondern auch im Einzel. Er hat eine 4:0-Bilanz im Einzel gehabt und ist im Doppel auch unglaublich schnell. Der war wirklich sehr, sehr wichtig. Auch einen Gastao Elias, der ein unglaublich wichtiges Doppel gewonnen hat, muss man hervorheben. Und natürlich Andrew Paulson. Ich sage: Das war ein Glücksgriff. Den haben wir letztes Jahr schon sehr früh, Ende August, zu uns geholt, weil der im Einzel und im Doppel stark ist. Im Einzel ist er weit über sich hinausgewachsen. Also ich sage, Paulson, Guinard und Elias, das waren die drei wichtigsten Spieler. Und natürlich ein Giustino, der halt immer zur Verfügung steht.
Die Doppel waren wieder sehr stark. Das war jetzt schon das zweite Jahr hintereinander so!
Wir haben eben mit Guinard und Paulson zwei unglaubliche Doppelspieler im Team, dazu noch einen Jiri Vesely, einen Ex-Top-30-Spieler, der einfach weiß, wie es geht – auch, wenn er vielleicht einmal ein paar Kilo zu viel drauf hat. Und ebenso auch mit Petr Nouza, der heuer aber nicht diese Leistung gebracht hat, die ich auch von ihm erwartet habe.
Das liegt vielleicht am Partner, mit dem er spielt…
Nicht nur am Partner, sondern auch an der Seite, wo er spielt. Das werden wir für das nächste Jahr ändern, dass er nicht mehr auf der Einschussseite, sondern auf der Vorderseite spielt.
Das heißt, er ist schon nächstes Jahr fix eingeplant?
Ja. Wir haben keine großen Veränderungen vor. Es werden sicher zwei, drei Positionen verändert, aber den Stamm will ich halten.
Das ist auch für den Teamgeist ganz besonders, dass der Stamm jetzt das zweite, dritte Jahr beieinander ist!
Das ist halt der Riesenunterschied. Und das war auch der Unterschied heuer. Die Spieler kennen sich schon so gut untereinander, die wissen, wie sie miteinander reden müssen – auch, wenn es einmal nicht läuft. Und den Stamm darf ich nicht zerstören. Solange meine Spieler diese Leistung bringen können, will ich es auch so halten.
Sie haben zuvor Gastao Elias angesprochen. Er hat einen Sieg errungen, als er verletzungsbedingt nur noch von unten aufschlagen konnte!
Das ist halt genau der Unterschied! Jeder andere geht zum Gegner hin, gibt ihm die Hand und sagt: Ich kann nicht mehr. Er hat sich ja einen Muskelfaserriss geholt und hat gewusst, dass jeder Schritt, den er mehr macht, seiner Karriere weiter schadet. Die Pause wird mit jedem Punkt in dem Spiel umso länger. Wenn er dann beim Seitenwechsel zu mir sagt: „Den Satz spiele ich jetzt nur für dich fertig und ich gewinne für dich“ – das ist ein schönes Gefühl. Das ist echt cool!
Wie schwer ist es, von unten aufzuschlagen? Und wie schwer ist es auch für den Gegner, sich darauf einzustellen?
Da sieht man halt einfach, welche Klasse Gastao hat. Wie er damit umgegangen ist, wie er den Gegner damit rausgebracht hat – es war unglaublich! Der Gegner hat ja nicht mehr gewusst, was er machen soll. Und der Gastao war einfach so abgebrüht, hat dann noch ein, zwei Sprüche rübergegeben. Das war eines der wichtigsten Matches der ganzen Saison!
Sie haben gesagt, dass Sie letzten August schon die ersten Neuverpflichtungen getätigt haben. Wann laufen nun die Planungen an?
In meinem Kopf laufen die Planungen schon seit Wochen. Ich werde sicher den einen oder anderen Spieler jetzt kontaktieren, womit ich vielleicht dem einen oder anderen Verein mal keine Freude mache. Aber ja, ich habe schon meine Gedanken und das wird nächste Woche losgehen.