Zwei Schwestern, eine Leidenschaft

von Redaktion

Antonia und Theresa Zielinski aus Bad Aibling spielen beide erfolgreich Eishockey

Bad Aibling – Eishockey liegt der Familie Zielinski im Blut. Während Papa Florian Zielinski beim EHC Bad Aibling als Vorstand die Strippen zieht, sind die drei Töchter auf dem Eis aktiv – und die zwei Ältesten auch ziemlich erfolgreich. Theresa (16) und Antonia (14) Zielinski sind nämlich Nationalspielerinnen und dürfen Deutschland mit dem Adler auf der Brust vertreten.

„Ich konnte es gar nicht glauben und habe mich so unendlich gefreut“, blickt Antonia auf ihre erste Einladung zur U16-Nationalmannschaft zurück. Beim Europapokal im Mai dieses Jahres erzielte die 14-Jährige auch ihr erstes Tor für Deutschland. Auch beim ersten Lehrgang der neuen Saison im Juli in Füssen war die Stürmerin, die auch im Tor aushelfen kann, Teil der deutschen Auswahl. Dort traf sie dann auch auf ihre ältere Schwester Theresa. Die 16-Jährige trägt schon länger den Adler auf der Brust und ist aktuell Teil der U18-Nationalmannschaft. Für Antonia diente sie deshalb als Ansprechpartnerin: „Ich habe immer mal wieder gefragt, was ich denn da machen muss, und habe mir auch Tipps geholt.“

Im Verein spielt Antonia bei der U15 der Aibdogs Bad Aibling. Dass sie mit den Buben spielen muss, ist für sie aber kein Problem. „Ich finde es cool, sie nehmen dich gut auf. Es ist zwar schon körperlich, aber es macht auch ziemlich viel Spaß“, erklärt Antonia und fügt an: „In der U15 sind die körperlichen Unterschiede noch nicht so groß. Aber man kriegt schon mal einen Check ab und den muss man dann einstecken.“ Den größten Unterschied zur Nationalmannschaft sieht sie gar nicht auf dem Eis, auch wenn es dort körperlich ein bisschen einfacher und die Geschwindigkeit höher sei. „Ich glaube, den größten Unterschied machen die Emotionen. Wenn man ein wichtiges Spiel verliert, dann fließen halt mal ein paar Tränen, bei den Jungs ist es eher nicht so.“

Diese Unterschiede ist Theresa bereits gewohnt. In Zukunft wird sie aber nicht mehr mit den Buben in Bad Aibling spielen, für sie steht eine große Veränderung an: Ab der kommenden Saison wird die Stürmerin in der Frauen-Bundesliga für die Eisbären Berlin auflaufen. „Ich wollte unbedingt den Sprung in die Bundesliga schaffen. Berlin hat für mich die besten Voraussetzungen, mich spielerisch weiterzuentwickeln und Schule und Sport zu kombinieren.“ In der Hauptstadt wird sie in einem Internat leben, in dem auch Nachwuchsspieler der Eisbären Berlin wohnen. „Es gibt dort 30 verschiedene Sportarten, die Schule kooperiert auch gut mit den Vereinen“, verrät sie.

Bereits in der abgelaufenen Saison hat die Aiblingerin die ersten zwei Spiele für Berlin absolviert. „Ich habe mir das angeschaut, war ein paar Tage dort, habe mittrainiert und dann haben sie mich gefragt, ob ich gleich mitspielen will“, verrät Theresa. Einfach war die Umstellung von Nachwuchs- zu Erwachsenen-Eishockey für sie nicht: „Es war am Anfang schon eine große Umstellung, weil das Spiel schneller und auch taktischer ist. Dafür wird halt weniger auf den Körper gespielt. Man gewöhnt sich zwar ziemlich schnell ans Tempo, aber ich glaube schon, dass ich ein paar Spiele brauchen werde, bis ich drin bin.“ Um sich optimal auf ihre erste volle Bundesliga-Saison vorzubereiten, trainiert die 16-Jährige sehr hart – allerdings nur neben dem Eis. „Früher hatten wir immer Inline-Training, aber mittlerweile machen wir nur noch Krafttraining, Ausdauertraining und Sprinten.“

Ihre jüngere Schwester nutzt dabei jede Gelegenheit, um sich etwas von der älteren Schwester abzuschauen. „Wir reden schon ziemlich viel zu Hause, vielleicht nicht gerade super viel über Eishockey, aber wir verstehen uns ziemlich gut. Ich hole mir auch ziemlich viele Tipps von ihr und schaue mir auch viel ab“, sagt Antonia. Besonders von den harten Schüssen und dem Mindset ihrer Schwester ist die 14-Jährige angetan, ihre eigene größte Stärke sieht sie im Läuferischen. „Man kann sich aber immer verbessern. Mein Schuss wird langsam ein bisschen besser, aber es gibt noch viel zu tun.“ Papa Florian sieht bei seinen Töchtern einen entscheidenden Unterschied. „Theresa macht wahnsinnig viel mit dem Kopf und Antonia aus dem Bauch heraus. Daher sind sie tatsächlich unterschiedlich, auch wenn sie es vielleicht nicht glauben“, sagt der EHC-Vorstand.

In der kommenden Saison gehen beide Schwestern erstmals ihre eigenen Wege. Antonia bleibt in Bad Aibling und will dort Teil der neugegründeten Frauen-Mannschaft werden. „Ich habe auch nicht vor, wegzugehen. Ich habe mal überlegt, nach der Schule auch nach Berlin zu gehen, wenn es sich ermöglicht. Vielleicht ergeben sich bis dahin aber auch andere Sachen.“ Es gäbe ja auch noch die Möglichkeit Nordamerika. Diese Tür hatte sich für die 16-jährige Theresa sogar schon aufgemacht. „Ich hatte schon zwei Angebote, eins für letzte Saison, eins für diese Saison“, verrät sie. Allerdings entschied sie sich gegen einen Wechsel in die USA oder Kanada – aus mehreren Gründen: „Da hätte ich nur ein halbes Stipendium für den Sport bekommen, alleine die Schule wäre schon echt teuer. Zudem war ich schon in Berlin angemeldet und habe dort genauso viel Training, wenn nicht sogar noch mehr. So kann ich meine Schule in Deutschland fertigmachen und habe dann Abitur.“

Sportlich wagt Theresa nun aber den großen Schritt in die Bundesliga. „Ich lasse es auf mich zukommen und will da auf jeden Fall die Schule fertigmachen.“ Einen konkreten Plan für danach hat sie nicht, aber einen Wunsch: „Eigentlich will ich dann schon wieder zurück nach Bayern.“ Ingolstadt und Memmingen schweben ihr da vor. Und wer weiß, vielleicht trifft sie dort früher oder später auch auf ihre kleine Schwester.

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