Kaufbeuren/Rosenheim – Kann man aus dem ersten Testspiel schon Schlüsse auf die neue Saison ziehen? Das wäre wohl etwas verfrüht, auch im Falle der Starbulls Rosenheim, die beim Vorbereitungsauftakt beim DEL2-Konkurrenten ESV Kaufbeuren einen 3:1-Sieg mitgenommen haben. Nicht nur vom Resultat her darf man den Start aber schon als gelungen bezeichnen. Der OVB-Sportredaktion sind schon einige Dinge aufgefallen. Das ist Sache bei den Starbulls:
Christopher Kolarz: Der Rosenheim-Rückkehrer hatte die Ehre, das erste Spiel im Tor zu bestreiten. Oskar Autio hatte auf der Bank Platz genommen – und sah auch gleich eine starke Leistung seines Kollegen. Kolarz verhinderte mehrmals einen Gegentreffer. Vor allem seine Beinarbeit imponierte, oft meisterte er die Schüsse mit den Schonern.
Dylan Plouffe: Der Neuzugang wurde im ersten Drittel einmal überlaufen und kassierte auch die erste Rosenheimer Strafzeit. Aber er fand sich dann recht schnell ein, in Erinnerung bleiben vor allem zwei starke Blocks binnen weniger Sekunden im zweiten Drittel. Auffällig: Der Deutsch-Kanadier machte sich auf dem Eis lautstark bemerkbar, um seine Nebenleute zu unterstützen.
Die Special Teams: Eine wichtige Rolle in Unterzahl könnten zwei Neuzugänge einnehmen: Scott Feser und Lewis Zerter-Gossage waren im Penalty-Killing jeweils zuerst auf dem Eis, um des Gegners Aufbauspiel zu stören. Das passt auch in eine weitere Beobachtung, die fast alle Rosenheimer Stürmer betrifft: Die Rückwärtsbewegung war richtig gut, die Verteidiger hatten oftmals reichlich Unterstützung erhalten.
Im Powerplay – es gab allerdings nur eines – spielten die Starbulls mit nur einem Verteidiger und vier Angreifern. Zunächst versuchte sich Shane Hanna mit Feser, Charlie Sarault, Zerter-Gossage und Jordan Taupert. In der zweiten Formation stand Maximilian Adam als Verteidiger mit den Angreifern Lukas Laub, C.J. Stretch, Ville Järveläinen und Luigi Calce.
Scott Feser: Der Neuzugang aus Crimmitschau ist ein Spieler, den jeder Trainer gerne im Team hat: gute Übersicht, ordentliches Passspiel, starke Rückwärtsbewegung, in der Offensive mit guter Bewegung vors Tor. Feser stand in Unterzahl und Überzahl auf dem Eis, macht auch keine unnötigen Zaubereien, sondern die Dinge, die notwendig sind und erwartet werden.
Lewis Zerter-Gossage: Ein One-Timer, fast von der blauen Linie, der im Tor einschlägt – das gab es in Rosenheim zuletzt eher selten. Der Neuzugang hat gleich im ersten Spiel seine Qualitäten mit dem 2:1-Führungstreffer angedeutet. Ansonsten könnte er auch eine sehr gute Ergänzung zu seinen Nebenleuten sein, denn auch er war mannschaftsdienlich und hatte eine gute Rückwärtsbewegung.
Die Bewegung vors Tor: Starbulls-Coach Jari Pasanen hatte in der vergangenen Saison oft bemängelt, dass seine Mannen nicht konsequent vors gegnerische Tor gegangen waren, um dem Torhüter die Sicht zu verdecken und ihn entscheidend zu stören. In Kaufbeuren war dies bei den ersten beiden Starbulls-Toren deutlich besser: Beim 1:0 hatten Youngster Michael Musin und Taupert den richtigen Laufweg, am Ende stocherte Letzterer den Puck über die Linie. Beim 2:1 war es Feser, der vor Kaufbeurens Goalie Babulis auftauchte und seinen Job machte.
Die jungen Starbulls: Neben Kolarz kamen mit Verteidiger Lars Bosecker und den Stürmern Jannick Stein, Johannes Achatz und Musin mehrere Eigengewächse zum Einsatz, mit Calce ein junger Neuzugang. Sie zeigten allesamt großen Einsatz und gute Ansätze, wobei Musin noch der auffälligste Akteur war. Sicherlich gab es auch noch das ein oder andere Missverständnis, Fehler im Positionsspiel oder bei den Pässen. So auch beim Gegentor zum 1:1, als man bei zwei, drei Kleinigkeiten neben der Kappe stand. Das gilt es, von Training zu Training und Spiel zu Spiel zu verbessern.
So geht es weiter: Am Sonntag um 16 Uhr treffen die Starbulls im österreichischen Kapfenberg auf den Erstligisten Klagenfurter AC. Die Kärntner sind Vizemeister in der internationalen ICEHL und haben einige erfahrene Akteure in ihren Reihen, unter anderem den schwedischen Neuzugang Mario Kempe, der schon in der nordamerikanischen Profiliga NHL gespielt hat. Etliche Spieler beim KAC waren auch im deutschen Oberhaus im Einsatz oder haben langjährige Erfahrung aus WM-Turnieren. Die Rosenheimer Trainer mit Pasanen, Jamie Bartman und Mika Tarvainen freuen sich auf ein Wiedersehen mit Torhüter Sebastian Dahm und Stürmer Nick Petersen, die einst in Iserlohn unter den jetzigen Starbulls-Coaches aktiv waren.
Joel Keussen: Möglicherweise ist der neue Verteidiger schon in Kapfenberg im Einsatz. Am Freitagabend hat Joel Keussen bei den Starbulls einen Tryout-Vertrag unterschrieben, der bis zum 13. Oktober Gültigkeit besitzt. Der 34-Jährige war zuletzt für fünf Jahre bei den Kassel Huskies engagiert. Der erfahrene Abwehrspieler, der als Rechtsschütze ein gefragter Akteur ist, hatte am Mittwoch seine erste Trainingseinheit mit den Starbulls bestritten. Nun ist also gesichert, dass er mit den Rosenheimern auch in die neue Spielzeit startet.