Rosenheim – In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ging es wieder los: Die National Football League (NFL), die größte American Football Liga der Welt, startete mit dem Spiel des amtierenden Super-Bowl-Siegers Philadelphia Eagles gegen die Dallas Cowboys. Auch Spieler aus der European League of Football (ELF), der größten Liga außerhalb Nordamerikas, haben in diesem Jahr Verträge in der NFL unterschrieben. Kicker Lenny Krieg von den Stuttgart Surge ist jetzt bei den Atlanta Falcons unter Vertrag, Ex-Munich-Ravens-O-Liner Leander Wiegand wurde von vier Teams beobachtet, am Ende landete er bei den New York Jets. „Leander ist extrem athletisch und einfach hungrig nach Erfolg“, sagt der Rosenheimer Jonas Gürntke über seinen ehemaligen Teamkollegen Wiegand.
Gürntke hat in diesem Jahr das ELF-Halbfinale mit den Ravens erreicht und blickt gespannt auf das Geschehen auf der anderen Seite des großen Teichs. „Ich fand es sehr schade, als er letztes Jahr nicht mehr zurückgekommen ist“, so Gürntke weiter. „Aber als ich den Grund gehört habe, war ich unglaublich stolz auf ihn“. Zwar hat es Wiegand bisher nicht in den 53-Mann-Kader geschafft, der zum Spieltag anreist, im Training hat der zweifache ELF-Allstar aber die Chance, sich über die Saison zu beweisen.
Die besten deutschen Chancen auf einen Platz als NFL-Starter, abgesehen von den festen Größen wie Amon-Ra St. Brown (Detroit Lions) oder Jakob Johnson (Houston Texans), hat wohl Ex-Stuttgart-Kicker Lenny Krieg, der hinter Younhoe Koo an zweiter Position in der Reihenfolge in Atlanta steht. „Wenn der Kicker vor ihm ein paar Mal verschießt, dann könnte ich mir schon vorstellen, dass man ihn relativ schnell auch in dem NFL-Spiel sieht“, meint Gürntke, der sich noch gut an Krieg erinnern kann. „Ganz egal, wie viel Druck du auf ihn gemacht hast beim Versuch, seine Kicks zu blocken. Egal aus welcher Distanz, der Typ hat das Ding immer reingemacht.“
Schaut man auf die neue Saison, lohnt sich ein Blick auf die diesjährige Draft-Klasse. Gürntke hat seinen Favoriten bereits ausgemacht: Cam Ward, Quarterback von der University of Miami, wurde an erster Stelle von den Tennessee Titans gezogen. „Ich habe ihn schon in Miami verfolgt. Der wird am meisten einschlagen“, ist sich Gürntke sicher. Ein anderer Quarterback stürzte in diesem Jahr deutlich nach unten in der Reihenfolge. Shedeur Sanders (Colorado) wurde im Vorfeld des NFL-Drafts von vielen Experten in die erste Runde getippt und sogar mit den New York Giants in Verbindung gebracht. „The G-Man“, wie die Franchise von den Fans genannt wird, entschied sich mit dem dritten Pick in der ersten Runde stattdessen für Quarterback-Jäger Abdul Carter (Penn State). Und so wurde der Sprössling der NFL-Legende Deion Sanders erst in der fünften Runde von den Cleveland Browns ausgewählt. „Er ist ein Selbstdarsteller und das gefällt vielen Verantwortlichen scheinbar nicht. In den Testspielen war er überwiegend nur mit den Backups von den Backups auf dem Feld“, sagt Gürntke und fügt kritisch an: „Eigentlich ist er kein schlechter Quarterback. Da sieht man, dass da Politik dahintersteckt. Und das ist, finde ich, schon irgendwo skandalös“.
Im Super Bowl treffen bekanntermaßen die Sieger der American Football Conference (AFC) und der National Football Conference (NFC) aufeinander. Gürntke glaubt nicht an die Kansas City Chiefs (AFC) um Quarterback Patrick Mahomes und Taylor Swifts Verlobten Travis Kelce. Stattdessen setzt der Rosenheimer auf die Baltimore Ravens: „Die haben sich auf vielen Positionen verbessert und mit Lamar Jackson haben sie einen Quarterback, der immer noch in seiner Prime ist“, und fügt an: „Die Ravens werden die Chiefs im AFC-Championship-Game schlagen“.
In der NFC setzt der Defensive Back der Münchner ELF-Franchise auf den amtierenden Meister aus Philadelphia: „Die haben so viel richtig gemacht über Jahre. Die haben ja kaum Abgänge und werden es wieder in den Super Bowl schaffen.“ Am Ende wird laut Gürntke Baltimore die Vince Lombardi Trophy (Anm. d. Red. Pokal für den Super-Bowl-Sieger) in den Himmel von Santa Clara, Kalifornien, strecken. Das Endspiel steigt am 8. Februar 2026 im Stadion der San Francisco 49ers.