Rosenheim – Auf den Rängen des Rofa-Stadions wurde am Donnerstagvormittag noch geflext und geschraubt, am Eis war es auch nicht viel anders – die Starbulls Rosenheim rüsten sich für den Saisonstart in der zweiten deutschen Eishockeyliga (DEL2). Das Auftaktwochenende bringt ja mit den beiden Heimspielen gegen die Düsseldorfer EG (Freitag, 19.30 Uhr) und den EV Landshut (Sonntag, 17 Uhr) gleich einen ultimativen Höhepunkt an die Mangfall.
Während das Stadion soweit auch sichtbar fertig wird, muss die Mannschaft der Starbulls erst einmal zeigen, ob hier alle Vorbereitungen schon positiv abgeschlossen sind. „Ich bin jedenfalls froh, dass die Vorbereitung vorbei ist und es jetzt auch losgeht“, sagt Rosenheims Trainer Jari Pasanen. Mit dem Absteiger aus dem Oberhaus und dem Derby gegen den Erzrivalen hat man jedenfalls gleich echte Gradmesser. Und der Starbulls-Coach freut sich darauf: „Düsseldorf und Landshut als Gegner, eine volle Hütte mit unseren super Fans – mehr Motivation kannst du als Spieler nicht mehr bekommen!“
Die Rosenheimer sind selbst noch eine kleine Wundertüte. In den Tests gab es Siege gegen die DEL2-Konkurrenz aus Kaufbeuren und Regensburg, aber auch eine Niederlage nach Verlängerung gegen Liga-Kontrahent Weiden. Die internationalen Spiele gegen Klagenfurt, Ljubljana und Villach gingen allesamt verloren und man haderte mit dem Offensivspiel. Die meisten Tore gelangen beim 6:0-Erfolg über Nord-Oberligist Halle, womit man das Turnier in Deggendorf für sich entscheiden konnte. Aber aus den Ergebnissen der Vorbereitung auf die ersten Punktspiele zu schließen, wäre vermessen: Jetzt schlüpft man schon in andere Stiefel. Und man steht eigentlich da, wie vor jeder neuen Saison: Erst jetzt wird man feststellen, wohin die Reise in den nächsten Wochen geht. Und nun gibt es Antworten auf die Fragen, die sich viele Rosenheimer Eishockey-Fans stellen:
Welche Neuzugänge spielen? Fast alle. Torhüter Christopher Kolarz ist natürlich dabei, die Verteidiger Maximilian Adam, Dylan Plouffe und Lars Bosecker werden ebenso ihr erstes Pflichtspiel im Rosenheimer Dress bestreiten wie die Angreifer Luigi Calce, Scott Feser, Jordan Taupert und Lewis Zerter-Gossage. Nicht dabei ist Fabian Dietz, der Stürmer fällt noch einige Wochen aus. Und auch hinter dem Einsatz von Joel Keussen steht noch ein dickes Fragezeichen. Der erfahrene Verteidiger ist erkrankt und hat Fieber. Sollte er nicht ran dürfen, dann könnte Tryout- Angreifer Daniel Weiß als weiterer Ü24-Spieler in den Kader aufrücken.
Wer fehlt sicher? Neben Fabian Dietz sind auch Tobias Beck und Michael Musin sicher nicht mit dabei. Bei Verteidiger Beck könnte die Pause noch länger dauern, Stürmer Musin ging zuletzt schon beim Training mit aufs Eis, übte allerdings noch ohne Körperkontakt.
Was ist mit Sebastian Zwickl? Der junge Stürmer, der im Sommer ins Oberhaus nach Augsburg gewechselt ist, hat eine Förderlizenz für die Starbulls und spielte erstmals wieder im Test gegen Weiden für Rosenheim. Er wird auch beim Auftakt im Team stehen. Der Nachwuchs-Nationalspieler trainierte am Donnerstag bereits mit der Mannschaft.
Wer steht im Tor? Da wollte sich Trainer Jari Pasanen noch nicht festlegen. „Das machen wir in Absprache mit Mika“, erklärte der Cheftrainer. Torwarttrainer Mika Tarvainen wird also seine Eindrücke mit einfließen lassen. In der Vorbereitung haben sowohl Oskar Autio als auch Christopher Kolarz überzeugt. „Wir haben drei sehr gute Torhüter“, meinte Pasanen erst kürzlich im Podcast „Hart gecheckt“, und hatte da auch Nachwuchsmann Anton Röckl mit eingeschlossen. Es liegt allerdings schon nahe, dass zum Auftakt der Finne Autio, bester DEL2-Spieler der vergangenen Spielzeit, den Vorzug im Rosenheimer Tor bekommen wird.
Wer führt die Mannschaft an? Der US-Amerikaner C.J. Stretch ist auch in dieser Saison der Kapitän der Starbulls. Der Mittelstürmer ist mit seinen 36 Jahren auch der älteste Spieler im Rosenheimer Aufgebot. Als Stellvertreter fungieren in dieser Spielzeit die Angreifer Lukas Laub und Charlie Sarault. Dies hatte Jari Pasanen so festgelegt. „Alles, was Zusammenhalt und Disziplin innerhalb der Mannschaft betrifft, machen die Kapitäne“, sagt der Trainer.
Was passiert mit den jungen Spielern? Michael Musin ist derzeit verletzt, die Angreifer Jannick Stein und Johannes Achatz haben in der vierten Reihe mit Center Dominik Kolb bislang viel Lob eingeheimst – sie sind auch in Unterzahl gefragt. Auf Neuzugang Luigi Calce wartet sogar noch eine größere Rolle. Und Lars Bosecker als Verteidiger hat seine Aufgabe bislang mehr als ordentlich erledigt. Nach dem Ausfall von Tobias Beck und dem Fragezeichen hinter Joel Keussen wird der Salzburg-Rückkehrer zum Start wohl als sechster Verteidiger seinen Mann stehen. Der dünne Kader der Starbulls bietet Chancen, allerdings brauchen die Youngster auch das Vertrauen in Form von Spielzeit, um sich weiter zu entwickeln.
Wie klappt’s mit dem Toreschießen? „Wir haben Probleme beim Toreschießen. Das ist Fakt – und das können wir nicht ignorieren“, meinte Pasanen noch vor rund zehn Tagen. Zuletzt haben sich die Rosenheimer noch einmal ihres Problembereichs gewidmet. „Wir haben viel Torabschluss und Überzahl geübt – hoffentlich hat es geholfen“, erklärte der Trainer. Dass die Paradereihe aus der Vorsaison mit Laub, Stretch und Järveläinen bislang noch nicht so dominant war und durchgetauscht wurde, war das eine, dass mit Fabian Dietz ein Torjäger ausfällt das andere Thema. Es darf auf jeden Fall nicht mehr so lange – wie in der abgelaufenen Saison bei Ville Järveläinen – dauern, dass bei potenziellen Goalgettern der Knoten platzt. Ansonsten werden die Abgänge, die teilweise zu den besten Torschützen der Liga gezählt haben, schnell wieder ein Thema im kritischen Rosenheimer Eishockey-Kosmos.
Wie stark ist Düsseldorf? Die neu zusammengestellte Mannschaft des DEL2-Absteigers muss sich zwar erst noch bewähren, für Starbulls-Coach Pasanen ist die DEG-Truppe aber keine große Unbekannte. „Wir haben uns die Testspiele schon genau angeschaut“, sagt er, „das ist eine absolute Top-Mannschaft“. Ein Team, das zuletzt noch mehrere Verstärkungen am Land gezogen hat: Vom rheinischen Rivalen Kölner Haie kommen drei Spieler per Förderlizenz, in den letzten Tagen verpflichtete man zudem die talentierten deutschen Stürmer Simon Thiel und Daniel Assavolyuk. „Die kommen jetzt mit vollen vier Reihen. Da müssen wir schon 110 Prozent geben, um zu bestehen“, weiß der Starbulls-Trainer.