Wiener Neustadt/Aubenhausen – Beim internationalen Drei-Sterne-CDI in Wiener Neustadt haben Jessica von Bredow-Werndl und ihre Zukunftshoffnung Diallo BB ein Ausrufezeichen gesetzt. Den Grand Prix gewann das Paar aus Aubenhausen mit 74,348 Prozent, der neuen gemeinsamen Bestleistung. Dabei war es für den Wallach erst der vierte internationale Grand Prix.
Bei seiner internationalen Kürpremiere toppte das Duo sogar auf Anhieb die magische 80-Prozent-Marke und ließ die Konkurrenz weit hinter sich. Auch wenn der zehnjährige Grand-Prix-Neuling seinen Zenit noch längst nicht erreicht hat, schmückten zahlreiche Achten das Protokoll. In der künstlerischen Note gab es für „Harmonie zwischen Reiter und Pferd“ zwischen 8,5 und neun Punkten. Beide Prüfungen bestachen durch ihr Gleichmaß.
Diallos Kür stammt, abgewandelt von „Püppi“ Zaire E, mit Shirley Basseys „Big Spender“ als musikalischem Hauptthema. Die siegreiche nationale Premiere beim Chiemsee Pferdefestival zeigte, dass dem Hannoveraner die Turnierpause nach Aachen gutgetan hatte. Er schien sicherer, mental gereift und kraftvoller als beim CHIO Anfang Juli. In Aachen hatte die Doppel-Olympiasiegerin erkannt, dass der Dancier-Sohn noch Zeit braucht, um in der Königsklasse der Dressur anzukommen. Die korrekte und schonende Ausbildung eines Dressurpferdes ist aufwendig, langwierig und komplex. Wie bei Sportlern geht auch bei Pferden die mentale und körperliche Entwicklung nicht immer nur bergauf. Neben Fortschritten gehören auch Stagnation und Rückschläge dazu.
Die schwersten Dressurlektionen im Viereck präzise abzurufen, ist schwer genug. Es ist ein weiter Weg, diese Höchstleistung mühelos aussehen zu lassen. „Ich bin davon überzeugt, dass es den Pferden dann auch leichtfällt“, sagt von Bredow-Werndl. Um in Prüfungen zu glänzen, brauchen Pferd und Reiter unerschütterliches Vertrauen in sich und zueinander. Das gilt erst recht für Championate, die ihr sportliches Ziel sind. Wer überzeugen will, darf sich weder von Zuschauern, der Atmosphäre noch von eigenem Ehrgeiz oder Erfolgsdruck ablenken lassen. Die Verbindung zwischen zwei Lebewesen ist beim Reiten ebenso wichtig wie körperliche Fitness und technische Perfektion.
Diallo BB ist noch ein „Grand Prix-Küken“, wie von Bredow-Werndl sagt. Der sensible Braune steht erst seit Februar in ihrem Stall. Obwohl es zwischen dem neuen Duo auf Anhieb funkte, muss der Hoffnungsträger viel Neues lernen. Seine Ausbilderin gewöhnt ihn behutsam daran, damit er Vertrauen in sich und seine Reiterin entwickelt. Die Siegerehrung nach dem Grand Prix in Wiener Neustadt wurde dem Jungspund mit Einverständnis der Richter und Veranstalter erspart, um ihn nervlich nicht zu überfordern. Das hätte sich negativ auf die Prüfung am nächsten Tag ausgewirkt.
Nach der Kür durfte der aufgeweckte Braune diesmal mit seiner Ausbilderin in die Siegerehrung. Da das übliche Stillstehen in dieser Phase noch zu viel gewesen wäre, ließ von Bredow-Werndl ihr Grand-Prix-Küken Schritt gehen und vermittelte ihm während der langen, lauten Zeremonie Ruhe und Sicherheit. Der Wallach verließ nach der Ehrenrunde so zufrieden die Halle, dass er solche Zeremonien zukünftig vielleicht sogar genießen wird.
Kurz vor dem internationalen Kür-Debüt verkündete von Bredow-Werndl eine Neuigkeit. Der Wallach mit dem Namenszusatz BB gehört nun zur Familie: Die langjährige Mäzenin und Freundin Béatrice Bürchler-Keller ist neben Annette Göbelsmann-Schweitzer und Familie Werndl Mitbesitzerin. Mitte November stehen für das Paar aus Aubenhausen die German Masters in Stuttgart, eines der weltweit renommiertesten Hallenreitturniere, an.