Rosenheim – Die Eishockeymannschaft der Starbulls Rosenheim befindet sich im Kurzurlaub – wohlverdient, denn zuletzt feierten die Kufencracks von der Mangfall fünf Siege in der DEL2 und halten vor der Länderspielpause auf dem vierten Tabellenplatz. Auch Trainer Jari Pasanen wird etwas entspannen, Spaziergänge mit seiner Frau und Buchlektüren sind angesagt. So hat er sich unter anderem ein Werk von Saul Miller, einem der profiliertesten Sportpsychologen Nordamerikas, vorgenommen. Ganz abschalten kann der Deutsch-Finne aber nicht. Und so hat ihn die OVB-Sportredaktion auch in seinem Trainerbüro im Rofa-Stadion erwischt, um Pasanens Bilanz des ersten Saisonviertels zu erfahren.
Schade, dass gerade jetzt die Pause kommt, oder?
Natürlich! Viele sagen ja, die Pause kommt zur richtigen Zeit – für uns nicht! Es ist ja eindeutig, dass wir in den letzten Wochen auf dem Höhenflug sind. Und natürlich hätten wir gerne weitergespielt. Aber der Spielplan ist so, wir geben den Jungs jetzt die Pause und dann bauen wir das wieder neu auf.
Das erste Saisonviertel ist vorbei und die Starbulls sind Vierter. Passt das so?
Es war ja ein bisschen holprig am Anfang. Wir hatten relativ viele neue Spieler und anscheinend war es so, dass wir ein bisschen Zeit gebraucht haben, bis sich alles automatisiert hat. Überzahl und Unterzahl sind besser geworden, die Torhüterleistung ist besser geworden, das Defensivverhalten der Mannschaft ist besser geworden. Und jetzt fallen sogar die Tore. Das hat ein wenig gedauert, aber wir haben es hingekriegt. Und es gibt viele Mannschaften, die haben das nicht hingekriegt.
Was war denn Ihr Highlight bisher?
Sicherlich das Spiel zu Hause gegen Kassel. Die sind immer noch Tabellenführer, und was wir da zum Schluss gemacht haben, das passiert nur einmal im Jahr – wenn überhaupt. Das war ein tolles Eishockeyspiel. Beide Mannschaften haben gut gespielt, und dass wir das Spiel noch gedreht haben und dann in Overtime gewonnen haben, war mit dem Spiel gegen Landshut ein Höhepunkt für uns. Und bestimmt auch das Spiel in Düsseldorf.
Gibt es denn ein Spiel, das Sie gerne noch mal spielen würden?
Die Spiele gegen Regensburg, Crimmitschau oder Freiburg waren nicht das, was wir wollten. Wenn ich eines aussuchen müsste, dann vielleicht das Spiel gegen Regensburg.
Woran liegt es denn, dass die Starbulls die beste Auswärtsmannschaft der Liga sind?
Wahrscheinlich daran, dass wir defensiv so gut spielen. Dass wir jetzt so viele Tore wie am letzten Wochenende schießen, das war ja nicht gerade unser Charakter. Aber wir haben immer gut verteidigt, die letzten fünf, sechs Spiele war die ganze Truppe von der Defensivleistung her auf einem sehr, sehr hohen Niveau.
Wenn man die interne Scorerliste anschaut, dann sind unter den besten sechs vier Neuzugänge. Was ist Ihr Geheimnis?
Harte Arbeit und viele Videos schauen. Und dann musst du klare Vorstellungen davon haben, wie du deine Mannschaft aufbauen möchtest. Wie möchtest du die Rollen verteilen? Dass es mit der dritten Reihe jetzt so funktioniert, davon kann man nur träumen.
Scott Feser kennt man in der Liga, aber Luigi Calce und Jordan Taupert starten richtig durch. Was waren Ihre Erwartungen an diese Spieler?
Calce kennen wir schon seit zwei Jahren und ich habe mir immer gedacht, dass er als junger Spieler schon ein frecher Bursche ist. Er ist vors Tor gegangen und hat gezeigt, dass er auch spielen kann. Jetzt hat er an seiner Fitness gearbeitet und ist dadurch auf dem Eis auch besser. Er ist ein U-Spieler, und den brauchten wir für unsere dritte Reihe. Taupert hat mir in Weißwasser vom ersten Spiel an gut gefallen. Und dann habe ich natürlich geguckt, wie er drüben in Kanada gespielt hat, weil er in Weißwasser teilweise eine kleinere Rolle hatte. Er ist schnell, torgefährlich und ein guter Typ. Feser war immer ein zuverlässiger Spieler, er kann auch in anderen Reihen spielen. Es ist wichtig, dass die Leute aus der dritten Reihe auch in die zweite oder erste Reihe reinrutschen können, falls da Verletzungen sind. Und sie alle können auch höher rutschen. Die spielen zurzeit hervorragendes Hockey.
Es gibt ein paar Leistungsträger aus der letzten Saison, die noch nicht so gut scoren. Was ist denn da der Grund?
Stretchi und Charlie (Kapitän C.J. Stretch und Charlie Sarault, d. Red.) haben sehr, sehr langsam angefangen. Die Liga hat sich wieder weiterentwickelt und da hat die Geradlinigkeit gefehlt. In letzter Zeit läuft es besser, aber natürlich sollte man von zwei ausländischen Stürmern ruhig ein bisschen mehr erwarten. Und deswegen haben wir mit Teemu Pulkkinen reagiert.
Was muss denn noch besser werden im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf und die Play-offs?
Sicherlich die Spielgeschwindigkeit, wie wir mit der Scheibe spielen wollen. Die läuferische Geschwindigkeit nicht unbedingt, denn wir laufen jetzt schon ganz gut. Aber wir müssen das Spiel schneller machen und die Scheibe schneller bewegen. Die Passgenauigkeit ist noch ein Thema, da haben wir Luft nach oben. Und die Schnelligkeit beim Aufbauspiel, den Rhythmus, das Timing und die Genauigkeit zu finden. Auch da sehe ich Verbesserungsmöglichkeiten. Am Anfang war der Verkehr vor dem gegnerischen Tor ein Riesenproblem, das ist aber besser geworden. Auch bei den Schüssen von der blauen Linie sind wir besser geworden. Unsere Verteidiger finden immer öfter den Weg, die Scheibe vor das Tor zu bringen. Aber auch da sehe ich noch ein bisschen Luft nach oben.
Das gilt sicherlich auch für Fabian Dietz, der nach langer Verletzungspause wieder eingestiegen ist. Wie sind Ihre Erwartungen an ihn nach der Länderspielpause?
Er ist noch voll im Aufbau und muss noch Muskulatur um sein Schultergelenk herum aufbauen. Er hat schon gute Anzeichen gezeigt, muss aber den Spielrhythmus erst wiederfinden. Er ist ein guter Spieler, braucht aber dennoch Zeit. Wir müssen ihm noch mindestens fünf Spiele geben, und dann sollten wir den alten Dietz auf dem Eis sehen.