Kolbermoor – Dem aufmerksamen Beobachter ist es sicherlich schon aufgefallen, dass Qianhong Gotsch in keinem Vorrundenspiel für den Tischtennis-Bundesligisten SV DJK Kolbermoor zum Einsatz kam.
Trainer Dr. Michael Fuchs stand bekanntlich immer eine gute Mannschaft mit den jungen Neuzugängen Lisa Wang sowie Tijana Jokic zur Verfügung, sodass es nicht unbedingt auffiel, dass die Gärtringerin nicht mit von der Partie war. Nun aber wurde bekannt, dass es gesundheitliche Gründe sind, die die 57-Jährige zwingen, ihre beispiellose Karriere zu beenden. Auf Anraten der Ärzte sei Hochleistungssport deshalb nicht mehr möglich. „Hongi“ Gotsch war schon länger klar, dass der Zeitpunkt des Karriereendes auf diesem Level in nicht allzu ferner Zukunft kommen würde. Allerdings hatte sie sich dieses etwas anders vorgestellt. Die gebürtige Chinesin, die neben dem Titel der Studenten-Weltmeisterin auch chinesische Meisterin wurde und sogar drei Länderspiele für China bestritt, kam 1991 nach Deutschland und lernte hier ihren späteren Ehemann Ingo Gotsch kennen. Die Karriere der Ausnahmesportlerin ist beispiellos und füllt ganze Bücher. Unter anderem wurde sie im Jahr 2000 Einzel-Europameisterin und bei den Olympischen Spielen in Sydney Fünfte. Auch auf deutscher und europäischer Ebene war sie eine Klasse für sich. Im Mannschaftssport gewann sie mit dem TSV Betzingen den Europapokal.
Lediglich auf den Titel des deutschen Mannschaftsmeisters musste sie sowohl mit dem SV Böblingen als auch mit dem SV DJK Kolbermoor, zu dem sie im vergangenen Jahr wechselte, verzichten. Die Abwehrspielerin bestritt zudem fast 700 Punktspiele und ging bis auf wenige Ausnahmen zumeist als Siegerin von der Platte. Qianhong Gotsch will den Schläger in unteren Klassen zwar nicht mehr zur Hand nehmen, aber ihr Wissen als Trainerin weitergeben.
In Kolbermoor hat man das abrupte Ende der sympathischen Tischtennisspielerin mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Dr. Michael Fuchs hätte mit ihr gerne um den deutschen Mannschaftstitel, der ihr ja noch fehlte, gekämpft. Andererseits hat man aber auch größtes Verständnis für die Situation und wünscht ihr für die Zukunft Gesundheit und alles Gute. Die gebürtige Chinesin wird im Rahmen der deutschen Pokalmeisterschaften am 10. und 11. Januar gebührend verabschiedet. Der Respekt und die Hochachtung vor ihrer besonderen Karriere sind ihr aber schon heute gewiss.