Rosenheim – Vor zwei Jahren hat der SV Gersbach aus Rheinland-Pfalz diese besondere Geschichte geschrieben. Die Mannen aus der Nähe von Pirmasens sind zweimal rund 500 Kilometer angereist, um in der Rosenheimer Gabor-Halle mitzuspielen. Im Vorjahr hat dann der TSV Bernau für Furore gesorgt, die „Oldies“ der Chiemsee-Kicker hatten sich für ein letztes Halali zusammengetan und waren bis in die Zwischenrunde gekommen. Diese hat der TSV Hohenthann-Beyharting im laufenden Bewerb zwar verpasst, aber dennoch schon für einen ganz besonderen Sparkassenpokal-Moment gesorgt. Denn: Bei den Mangfalltalern standen gleich vier Schunkos auf dem Spielberichtsbogen. Der Vorrundenauftritt war also auch ein kleines Familientreffen.
Das ist allerdings erst einmal aus der Not heraus entstanden. „Bis gestern hatten wir zu wenig Leute“, meinte Trainer Andreas Schunko (56) am Spieltag. Dessen Söhne Andreas (28) und Manuel (22) standen schon im Aufgebot. Dann kam der Co-Trainer hinzu. Gerald Schunko (55) erzählt: „Am Donnerstag hat er mir geschrieben: ,Nimm deine Tasche lieber mit.‘“ Das wäre aber gar nicht mal nötig gewesen, denn: „Wenn Not am Mann ist, dann habe ich meine Sachen immer mit dabei.“ Und einen Tag später kam der Cheftrainer auch noch zu seiner Nominierung: „Unser Keeper hat sich am Finger verletzt, deshalb bin ich rein“, erklärt Andreas Schunko.
Er und Gerald leben die „Faszination Sparkassenpokal“ vor, denn gemeinsam mit ihren Teamkollegen haben sie vor Jahren dafür gesorgt, dass der TSV 1860 Rosenheim aktuell als Rekordsieger firmiert. „Genau weiß ich es nicht, aber ich schätze so sechsmal“, antwortet Andreas Schunko auf die Frage, wie oft er den Pokal schon gewonnen hat. Dabei muss er sogar aufteilen in die Turniere als reiner Feldspieler und die, in denen er als spielender Torwart fungierte. „Damals hat man noch richtig mitspielen dürfen, der Torwart durfte auch über die Mittellinie. Wir haben das genutzt, konnten Überzahl spielen, das hat gut funktioniert.“ Die beiden älteren Schunkos gehören zu den Koryphäen des Sparkassenpokals. „Ich spiele immer noch unwahrscheinlich gerne in der Halle. Auf dem Feld geht‘s allerdings nach meinem Kreuzbandriss nicht mehr – dann bleibt nur noch der Torwart. Aber der Spaß ist immer noch gleich wie vor 30 Jahren bei den Sechzigern“, sagt Andreas Schunko. Bei Gerald Schunko ist es nicht anders: „Ich habe mich immer auf die Hallensaison gefreut. Da geht es ums Fußballspielen: enger Raum, nur ein, zwei Kontakte, es geht hin und her – ich mag das gerne.“ Ebenso gerne denkt er an die früheren Turniertage zurück: „Die Stimmung damals in der Luitpoldhalle hatte schon was. Wenn dann das Inntal mit den ganzen Fans gekommen ist – die haben schon eine saubere Mettn gemacht! Das war dann noch lauter als hier.“ In der Gabor-Halle ist auf dem weiten Spielfeld gar nicht mehr so viel mit engstem Raum, deshalb „würde es hier für mich schon schwieriger. Aber für zwei, drei Minuten könnte es schon noch reichen.“
Die Leidenschaft von einst haben die Schunkos nun auch wieder in den Verein transportiert. „Das kreiden wir uns an“, erklärt Andreas Schunko. „Vorher haben sie nicht mehr so oft mitgespielt. Wir haben dann aber gesagt, dass wir Hohenthann wieder in der Halle dabei haben wollen.“ Das hat dann die nächste Generation zurück auf den Hallenboden geführt. Als Nachwuchsspieler beim TSV 1860 Rosenheim haben Andreas junior und Manuel Schunko jede Menge Hallenturniere gespielt. Der junge Andi kann sogar von sich behaupten: „Ich habe den Sparkassenpokal auch schon einmal gewonnen.“ Und das, obwohl er es „lieber ein bisschen körperlicher“ mag, „was in der Halle ja nicht so möglich ist“. Bruder Manuel ist ein Freund des Hallenkicks: „Es gibt viele Eins-gegen-eins-Duelle, sowohl offensiv als auch defensiv, man hat viele Ballkontakte – ich finde das gut!“
Für Andreas junior ist zudem wichtig, „dass wir mit unseren Spezln spielen können“. Und dann auch mit der Familie: „Es macht schon Spaß, mit ihnen zu kicken.“ Wobei Manuel, der jüngste Schunko auf dem Spielberichtsbogen, mit einem Schmunzeln über die „Oldies“ urteilt: „Die Bewegungen sind wahrscheinlich nicht mehr so rund wie damals, aber das Auge und das Fußballverständnis sind da. Deshalb weiß man, wie man sich freilaufen muss, dass man den Ball kriegt – da macht dann auch das Alter nichts aus.“
Beinahe hätte es zum Weiterkommen in die Zwischenrunde gereicht. Ein Sieg hat dem A-Klassen-Spitzenreiter gefehlt. Im nächsten Jahr nehmen sie einen neuen Anlauf – vielleicht wieder mit mindestens vier Schunkos in der Aufstellung. Und wie sieht es dann in 20 Jahren aus, beim Sparkassenpokal 2045? Ist dann Andreas junior als spielender Torwart dabei. „Möglich“, sagt er. Bruder Manuel geht sogar noch weiter: „Wenn die Kinder auch mitspielen, dann gerne!“