„Weiße Königin“ strahlt und erklingt

von Redaktion

Orgelweihe Festtag in Stadtkirche Heilige Dreifaltigkeit – Bischof weiht neue Orgel

Kolbermoor – Feierstunde in der Stadtpfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit: Nach langen Jahren des Spendensammelns, des Baus und Aufbaus erklang nun zum ersten Mal die neue Orgel – ein in Cremeweiß gehaltenes Instrument mit 33 Registern. Sechs Jahre ohne Hauptorgel gingen damit zu Ende.

Weihbischof Wolfgang Bischof nahm im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes in der übervollen Stadtpfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit die Weihe vor und zelebrierte die Heilige Messe. Begleitet wurde er von Stadtpfarrer Maurus Scheurenbrand, der als Hausherr seine Freude darüber zum Ausdruck brachte, dass mit der jahrelangen gemeinschaftlichen Arbeit für die Orgel auch der Zusammenhalt der Kolbermoorer Pfarreien gefördert worden sei.

Weitere Konzelebranten waren die ehemaligen Stadtpfarrer Blasius Wagner und Robert Eisenreich sowie Ruhestandspfarrer und Geistlichen Rat Josef Stigloher. Als Vertreterin der evangelischen Kreuzgemeinde wirkte Pfarrerin Dr. Judith Böttcher am Gottesdienst mit.

Die Orgel selbst, die der Weihbischof als „weiße Königin“ bezeichnete, hatte jedoch die ersten Minuten der Messe zunächst stumm abzuwarten. An eine festliche Bläserintrada zum Einzug schloss sich eine mehrstimmige Liedkantate über das Adventslied „Macht weit die Pforten in der Welt“ an, gesetzt von Kirchenmusiker Gerhard Franke.

Schließlich folgte die Weihe, zu der sich der Weihbischof auf die Empore begab und den Segen Gottes erbat. Als erstes Stück nach sechs Jahren ohne Hauptorgel erklang daraufhin die Toccata in d-Moll von Max Reger, die von Franke im Hinblick auf die Herkunftsgeschichte und Disposition der neuen Orgel und ihres Vorgängerinstrumentes ausgewählt worden war. Doch nicht nur dieses Instrumentalstück, sondern auch das musikalische Hauptwerk, die Festmesse des Breslauer Domkapellmeisters Moritz Brosig, lässt sich in diesen historischen Rahmen einordnen. In langer Probenarbeit hatten die vereinigten Kirchenchöre von Heilige Dreifaltigkeit und Wiederkunft Christi mit einem sinfonischen Orchester die groß angelegte Messe einstudiert, die zum ersten Mal in der Region aufgeführt wurde.

In den Bestandteilen dieses Werkes erklangen ungewöhnliche und abwechslungsreiche Motive, die von einem prächtigen „Gloria“ über ein liedhaftes „Benedictus“ bis hin zu einem fast mystischen „Kyrie“ und „Agnus Dei“ führten.

Orgel, Chöre
und Orchester

Unter der Leitung von Diözesanmusikdirektor Gerald Fischer ergänzten sich die Sänger beider Chöre hervorragend mit den doppelt besetzten Solostimmen und der musikalischen Begleitung durch Orchester und nicht zuletzt mit der Orgel, die für ein harmonisches Klangfundament sorgte.

Einige weitere Chorstücke komplettierten das musikalische Programm des Gottesdienstes, an dem nicht zuletzt auch die Gemeinde in Form des Volksgesanges mit beteiligt war.

Weihbischof Wolfgang Bischof richtete in seinem Grußwort wie auch in seiner frei gehaltenen Predigt sehr eindringliche Worte an die Versammelten. „Freuet euch heute, dass ein langer Weg zu Ende gegangen ist“, rief Bischof den Kolbermoorern zu und wies zudem auf die ungeheure Klangvielfalt der neuen Orgel hin. Weiter erklärte der Weihbischof ausgehend vom Tagesevangelium über den heiligen Johannes dessen Aufruf zur Umkehr und appellierte daran, besonders den Advent als Zeit der Besinnung zu nutzen. Diese Worte richteten sich dabei ebenso wie die Musik nicht nur an die anwesende Gemeinde, sondern auch an die Hörer des Programms von Radio Horeb. Der katholische Privatsender übertrug den Gottesdienst live.

Den Schlusspunkt des Gottesdienstes bildete der Choral „Tochter Zion, freue dich“ von Georg Friedrich Händel. Für besonderes Aufhorchen im Kirchenschiff sorgte während der letzten Strophe das Einsetzen des sogenannten Zimbelsterns, eines seltenen, aus Klangstäben bestehenden Orgelregisters, das besonders gerne zur Untermalung von Weihnachts- und Adventsliedern herangezogen wird und als Geschenk des Orgelbauers an Stadtpfarrer Scheurenbrand mit in die Orgel eingebaut worden war.

Von der musikalischen Vielfalt äußerst angetan zeigte sich im Anschluss an den Gottesdienst bei der Feier im Pfarrsaal Zweiter Bürgermeister Dieter Kannengießer, der die Glückwünsche der Stadt überbrachte. „Diese Orgel ist ein Stück Heimat, ein Stück Geschichte Kolbermoors.“

Als weitere Gratulantin beglückwünschte Pfarrerin Birgit Molnar namens der evangelischen Kirche die katholische Schwestergemeinde und freute sich auf einen weiterhin regen kirchenmusikalischen Austausch. „Wer singt, betet doppelt“, zeigte sich die Pfarrerin in Anlehnung an ein Lutherwort überzeugt.

„Orgelbier“ für

den Festtag gebraut

Großen Applaus erntete schließlich das Team um Orgelbauer Johannes Führer, das vollzählig nach Kolbermoor gekommen war und von Kirchenmusiker Franke herzlich begrüßt wurde. Führer selbst bedankte sich bei den Vertretern der Pfarrei für die gute Zusammenarbeit und hob insbesondere die Leistung des Kirchenpflegers Georg Schilp hervor, der sich ehrenamtlich für das Projekt eingesetzt hatte. Bei Franke bedankte sich der Orgelbauer mit einer als Kunstwerk ausgearbeiteten Orgelpfeife.

Im übervollen Pfarrsaal stießen die Anwesenden schließlich mit Glühwein und dem eigens von Christian Wagner gebrauten „Orgelbier“ auf den Festtag an.

Orgelkonzerte

Mit dem festlichen Orgelkonzert am Nachmittag des Weihetages und den folgenden Festkonzerten am Sonntag, 30. Dezember, 16 Uhr, und 6. Januar beginnt nun für Kolbermoor die Zeit als „Orgelstadt“.sel

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