Wo das Abwasser wieder sauber wird

von Redaktion

Kolbermoor wird vom Aiblinger und Rosenheimer Klärwerk versorgt

Kolbermoor/Rosenheim – Uwe Pfleger arbeitet seit 25 Jahren in der Kläranlage Rosenheim in der Leonhardstraße 6, die auch die Stadt Kolbermoor mitversorgt, Pullach gehört, was die Kläranlage betrifft, zu Bad Aibling. Die Anlage befindet sich zwischen der Stadtgärtnerei und einem Reitstall. Es liegt ein unangenehmer süßlich-modriger Geruch in der Luft. „Nach 25 Jahren nehme ich den fast nicht mehr wahr“, sagt Pfleger (45). Früher hieß sein Beruf Klärwart, heute nennt er sich ausgebildeter Ver- und Entsorger. Die Aufgaben bleiben gleich. Um halb sieben beginnt sein Arbeitstag. Er muss Maschinen anschalten und überprüfen sowie verschiedene Werte messen. Das Klärwerk-Gebiet ist 76000 Quadratmeter groß. Zehn Fußballfelder. Um schneller von einem Ort zum anderen zu kommen, gibt es für die 43 Mitarbeiter Fahrräder.

275 Kilometer

langes Kanalnetz

Während einer Führung erklärt Pfleger den groben Ablauf in der Kläranlage. „Wir kümmern uns um das Abwasser aus Rosenheim, Schechen, Kolbermoor und Großkarolinenfeld“, sagt er. Insgesamt sind das rund 275 Kilometer Kanalnetz. Sekündlich kommen fast 691 Liter im Klärwerk an – wenn es regnet, sind es 1250 Liter. Was immer kommt, es muss gereinigt werden.

Die Rechenanlage ist in einem altmodisch aussehenden Gebäude untergebracht. Hier wird die braune Brühe durchkämmt. Alles, was größer als sechs Millimeter ist, bleibt zwischen den Streben des Rechens hängen. „Handys, Gebisse, Socken – alles was ins Klo passt, kommt bei uns an“, sagt Pfleger und schüttelt den Kopf. Feuchttücher und Tampons seien das Schlimmste. Sie verheddern sich ineinander und verstopfen Pumpen und Rohrleitungen. Ein Ärgernis. Wie auch der Zopf aus Feuchttüchern, Bodentüchern, Binden und Tampons, der fast zehn Meter lang war. Das ekelige Zeug musste Pfleger, gemeinsam mit einem Mitarbeiter, per Hand rausziehen. „Das war wie eine Schlange.“

Aus der Rechenanlage fließt das Wasser in den Sand- und Fettfang und weiter in das Vorklärbecken. Hier setzen sich übrig gebliebene Fäkalien und Essensreste am Boden ab und schwimmen weiter in einen von fünf Faultürmen. In diesen riesigen Eiern entsteht in einem chemischen Prozess Biogas, das später zu Strom umgewandelt wird.

Das vorgereinigte Abwasser wird weitergeschickt in die biologische Reinigung. Pfleger zeigt auf ein großes Belebungsbecken. In ihm werden dem Wasser Sauerstoff und Bakterien zugeführt. Die Bakterien bauen den ungelösten Schmutz und Stickstoff ab. In einem nächsten Schritt bindet zugesetztes Eisen die Phosphate, die dann gemeinsam mit dem Belebtschlamm im Nachklärbecken entfernt werden. Das geklärte Wasser wird über den Hammerbach und die Rott in den Inn geleitet.

Dieser Kreislauf dauert zwischen sechs und acht Stunden. „Das Wasser ist zwar sauber, hat aber keine Trinkwasserqualität“, sagt Pfleger. Damit auch alles seine Richtigkeit hat, überprüft das Wasserwirtschaftsamt vier- bis fünfmal im Jahr die Wasserqualität. Unangemeldet. Werden die Grenzwerte überschritten, drohen strafrechtliche Konsequenzen.

Für jede Pumpe gibt es einen Ersatz

Übrigens: Fachmann Pfleger muss ständig auf dem Handy erreichbar sein. „Manchmal klingelt es um 3 Uhr in der Nacht, weil es einen Notfall in der Kläranlage gibt“, sagt er. Gerade mit dem Wind hätte es in den vergangenen Tagen einige kleinere Probleme gegeben.

So hatte der Sturm einen Baum auf dem Gelände gefällt. Selbst auf Stromausfälle sei die Kläranlage vorbereitet: „Wir haben für jede Pumpe einen Ersatz“, sagt er. 1963 ging die Kläranlage in Rosenheim in Betrieb. Derzeit wird die Rechenanlage erneuert.

Artikel 6 von 8