„Nervenaufreibende Zeiten“

von Redaktion

Krematorium Altoberbürgermeister erinnert sich an Ansiedlung einst in Traunstein

Kolbermoor/Traunstein – Das geplante Krematorium in Kolbermoor schlägt hohe Wellen – jetzt hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die das Krematorium stoppen will (siehe Kasten). An diese Art Bürgerproteste kann sich Fritz Stahl, der von 1990 bis 2008 Oberbürgermeister der Stadt Traunstein war, genau erinnern. Denn auch dort kam vor genau 20 Jahren das Thema auf den Tisch, sagt er auf Anfrage des Mangfall-Boten.

„Es war eine nervenaufreibende Zeit damals, es gab viele Anfeindungen“, erinnert er sich im Gespräch mit unserer Zeitung. Bevor Traunstein als Stadt für eine Feuerbestattung im Gespräch war, habe die EHG-Dienstleistung GmbH, die das Krematorium in Traunstein betreut, in umliegenden Gemeinden angefragt. „Zunächst sagten Gemeinden zu“, so Stahl, als der Bürgerprotest zu groß wurde, machten sie einen Rückzieher.

1999: Bürgerproteste

in Traunstein

Auch in Traunstein fragte die GmbH an und seitens des Stadtrats „waren wir einem Krematorium gegenüber aufgeschlossen“, berichtet Stahl rückblickend über die Ereignisse 1999. Schnell stand fest, dass es nahe des Friedhofs realisiert werden soll. Stahl und seine Kollegen haben dann Infoveranstaltungen für die Bürger veranstaltet. Zu zwei Treffen kamen 400 Bürger – es hagelte Proteste, so Stahl. In Form von Unterschriftenlisten und Versammlungen. „Es war schlimm damals“, erinnert sich der Alt-Oberbürgermeister heute. Aber: „Uns war es wichtig, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen und Vorurteile abzubauen“, erklärt er gegenüber dem Mangfall-Boten.

Im Traunsteiner Stadtrat wurde das Krematorium „einstimmig beschlossen“, erzählt er. Es sollte in das Ensemble der Aussegnungshalle neben den Friedhof passen – die Baugenehmigung kam, es wurde gebaut. Und im Mai 2001 wurde die Feuerbestattungsanlage eröffnet. Wie ging es weiter? Was sagten die Bürger? „Der Ärger war offenbar verklungen.“ Die Schornsteine gleichen Kirchtürmen, der Bau wirkt wie die Kirchenverwaltung. Das Krematorium steht direkt neben der Aussegnungshalle und dem Friedhof.

Dort gießt eine ältere Frau die Blumen auf dem Grab ihres Mannes. Sie kommt oft hierher. Lärm? Geruch? „Nein, ich bemerke nichts“, sagt sie und schaut auf den Grabstein ihres Mannes, der eine Erdbestattung hatte.

Kolbermoorer fahren nach Traunstein

Aber davon gibt es immer weniger. Der Anteil an Feuerbestattungen liegt in Traunstein mittlerweile bei 70 Prozent, so Stahl. Das ist auch in Kolbermoor der Fall: Zwei Drittel Feuer-, ein Drittel Erdbestattung. Dort sollen zunächst 3500 Einäscherungen pro Jahr stattfinden, in einem weiteren Schritt ist eine zweite Ofenlinie (Beispielvideo auf www.facebook.com/ovb.heimatzeitungen oder www.ovb-online.de) angedacht. Dann könnten wie in Traunstein etwa 7000 Feuerbestattungen stattfinden.

Dass der Informationsbedarf der Kolbermoorer groß ist, zeigen jüngste Besuche im Krematorium in Traunstein: Rund 15 Interessierte aus der Mangfall-Stadt sind laut Michael Köhnlein, Teamleiter der Traunsteiner Feuerbestattung, in den letzten Tagen vor Ort gewesen, um sich ein Bild zu machen.

Und? „Die meisten sind hereingekommen und haben sich umgesehen, wir haben ihre Fragen beantwortet. Viele hätten erst einmal keine konkreten Vorstellungen. Vorbehalte seien spürbar. Aber: „Im Gespräch können wir viele Fragen beantworten, jeder kann zu uns kommen und sich informieren.“

Bürgerinitiative gegründet

Die Kolbermoorer Anwohner haben jetzt eine Bürgerinitiative gegründet, teilt Anwohner Klaus Zirngast dem Mangfall-Boten mit. „Mit dem Ziel, ein Krematorium in Kolbermoor zu verhindern“, schreibt er. Obendrein soll nach der Informationsveranstaltung am kommenden Dienstag ein Bürgerbegehren auf dem Weg gebracht werden, so der Anwohner zu unserer Zeitung.

Infoveranstaltung

Die Stadt Kolbermoor lädt am Dienstag, 25. Juni, um 18.30 Uhr zur Infoveranstaltung in den Mareissaal ein. Zu Gast ist unter anderem Thomas Engmann, Geschäftsführer der EHG Dienstleistung GmbH, die die Feuerbestattung in Traunstein betreut, obendrein sollen der Architekt und Emissions-Experten vor Ort sein.

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